Natürlich gab es auch Hindernisse wegen COVID. Wir produzieren in einem kleinen Familienbetrieb in Portugal. Anfang Jahr war die Situation dort sehr kritisch und das Gesundheitssystem kam an seine Grenzen. Es gab einen harten Lockdown. Fabriken mussten wegen positiven Corona-Fällen z.T. mehrmals vorübergehend schliessen oder wegen Ausfällen die Produktion herunterfahren. Das führte zu Verzögerungen. Und es hat nicht nur «unsere» Schuhmanufaktur betroffen, sondern alle Zulieferer und Hersteller von Schuh-Komponenten wie z.B. Sohlen oder Absätzen. So banal es klingen mag: Die Produktion von physischen Gütern lässt sich nicht im Home-Office bewerkstelligen. Das ist mir sehr bewusst geworden und spüre ich gerade heute im Zusammenhang mit Rohstoffmangel und Lieferengpässen sogar noch stärker (mehr zu diesem Thema hier).
Lange war es auch nicht möglich zu reisen. Mein Produzent in Portugal und ich haben die ersten vier Monate ausschliesslich über Zoom-Calls, Mails und WhatsApp miteinander kommuniziert und die gesamte Zusammenarbeit sowie die Produktion auf diese Weise aufgegleist. Und es war möglich! Wir haben sicher mehr Zeit dafür gebraucht und einige Extrarunden gedreht. Aber das gegenseitige Committment, die Verbundenheit, das Verständnis und der Wille, trotzdem gemeinsam diese völlig neuen Schuhe aus Apfelleder zu kreieren, hat dadurch mit Sicherheit gewonnen.
Bei persönlichen Treffen entsteht dennoch eine andere Dynamik als virtuell. Gerade beim Kreieren von etwas Neuem ist das essenziell und meine Partner und ich hier in Zürich wollten nicht ganz darauf verzichten. Wegen Home-Office-Pflicht und geschlossenen Restaurants haben wir unserer Business Meetings auf lange Spaziergänge verlegt. Da gab es auch mal Zeit und Raum, sich über persönliche Themen zu unterhalten. Und daraus sind nun Freundschaften entstanden.
Trotzdem bin ich nicht ganz unglücklich, dass wir nun nicht mehr stundenlang bei -10 Grad durch die Zürcher Allmend latschen müssen und wir uns einfach wieder irgendwo auf einen Kaffee treffen können. 😉
Ich hoffe sehr, das wird so bleiben.
Das SWONET Porträt von Sibylle Oetiker