Wie überlebt man eine Scheidung finanziell, Esther de Boer?

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elleXX – Patrizia Laeri – im Gespräch mit Esther de Boer

Was bedeutet Geld für dich?

Es muss mir einfach meinen Lebensunterhalt und die Altersvorsorge finanzieren.

Und das ist bisher aufgegangen?

Im Grossen und Ganzen ja. Ich habe ein relativ unbelastetes Verhältnis zu Geld. Meine Beziehung zu Geld ist eine praktische. Geld ist eine Energie, welche die Dinge im Fluss hält. Ich lasse es nicht gern stillstehen. Ich bewege es. Ich bewege es, um wirtschaftliche Aktivitäten auszulösen, um Leute einzustellen, in Menschen und Projekte zu investieren, ein Büro zu mieten. Und freue mich am Return on Investment.

Ist Geld bei dir mit Sinn verknüpft?

Ich erziele auf jeden Fall gerne eine Wirkung damit. Geld ist das eine Mittel, Zeit aber die andere Währung. Und diese ist genauso wichtig. Mit Zeit kann ich lesen, studieren, denken. Damit kann ich letztlich ebenso viel bewirken.

Aber ich bin leider nicht perfekt. Manchmal wähle ich einfach den Standard. Bei der 2. und 3. Säule beispielsweise. Die habe ich nicht sinngetrieben angelegt oder sie auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Ich wollte einfach ein Auskommen im Alter sicherstellen.

Schade. Wenn man Vorsorgegelder nachhaltig investieren würde, könnte man 27 Mal mehr bewirken als mit veganer und Auto-freier Lebensweise.

Ja, man stelle sich vor, was wir zusammen mit diesen ganzen Vorsorgegeldern, diesem riesigen Volksvermögen, alles bewirken könnten. Wir könnten es als Versicherte viel sinnstiftender investieren als dies zurzeit der Fall ist. Dieser verpasste Impact ist schon traurig. Deswegen ist das, was elleXX macht, dieses Aufrütteln und Inspirieren so wichtig. Ihr bringt mich dazu, anders über Geld-Angelegenheiten nachzudenken.

Warum fällt es uns so schwer, über Geld zu sprechen?

Wir haben alle gelernt, dass Geld dreckig ist. Wer Geld berührt, muss sich die Hände waschen. Zum anderen hiess es bereits in der Bibel: “Eher geht ein Kamel durch das Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.” Wir haben hier eine uralte negativ moralische kulturelle Prägung. Zinsen zu verlangen, war in den Weltreligionen verboten. Die jüdische Religion hat über die Zeit ein fundamental anderes Verhältnis zu Geld entwickelt als das Christentum. Deshalb ist die Finanzindustrie immer noch sehr jüdisch geprägt.

Die Geldwirtschaft war übrigens auch im zwinglianischen Zürich lange verpönt und musste ausserhalb der Stadtmauern stattfinden. Die Zünfte, die Händler, Gewerbetreibenden, die waren drinnen und angesehen, die Geldwirtschaftler nicht.

Sprichst Du in Frauenrunden über Geld?

Nicht bewusst. Ich spreche vor allem mit meinen Eltern und Schwester über Geld und Erbthemen. Meine Eltern möchten eine Erbverzichtserklärung von uns Kindern. Also wenn ein Elternteil stürbe, würden wir zugunsten des anderen Elternteils auf das Erbe vorerst verzichten. Dabei habe ich gemerkt, dass einige Menschen grosse emotionale Mühe haben, sich mit dem zukünftigen Tod der eigenen Eltern zu beschäftigen und das Finanzielle vorausschauend zu regeln. Obwohl das eine unausweichliche Realität ist.

So ist das bei vielen Geldthemen, gerade auch in der Beziehung. Du bist geschieden. Wie überlebt das frau finanziell?

Ich habe mir nach der Trennung ganz bewusst eine günstige Wohnung gesucht. Ich zahle inklusive Parkplatz 2080.- Franken für meine 3.5-Zimmer-Wohnung in Zürich.

Wie bitte, gibt es das noch in der Stadt?

Ich habe eine Küche, die ist 50 Jahre alt… Ich wollte einfach tiefe Fixkosten, denn als Unternehmerin weiss man nie. Wir hatten nur ein gemeinsames Familienkonto. Ich hatte immer schon meinen eigenen Geld-Raum. Die Trennung zeichnete sich über Jahre ab. Mir war es aber schon immer wichtig, auf eigenen Füssen zu stehen.

Das verlief also alles reibungslos?

Anfangs ja. Wir teilten alles 50:50 auf. Wir hatten entspannte Voraussetzungen. Beim angesparten Pensionskassenvermögen war der Unterschied klein und wir konnten die Obhut und den Unterhalt unserer Tochter hälftig übernehmen. Ich konnte selbst für meinen Lebensunterhalt sorgen. Aber als sich dann meine Tochter dafür entschied, zu 100 Prozent bei mir zu leben, wurde es schwierig. Ich übernahm also vorerst die ganze Arbeit und die Mehrkosten, aber die finanzielle Anpassung der Situation wurde zum Problem. Scheidungen führen leider oft zu einem grossen Geldproblem, das erlebe ich auch in meinem Umfeld.

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