Ute Barnickel

Medien

Miss Moneypenny – Ute Barnickel

Mit dem Konzept der Führung setzen sich Menschen bereits seit Julius Cäsar auseinander. Heute, 2122 Jahre später, sind Führungsmodelle nach wie vor ein sich ständig weiterentwickelndes Konstrukt moderner Theorien und Verhaltensstrukturen. Werfen wir doch einmal einen genaueren Blick darauf: Präsentiert sich hier eventuell alter Wein in neuen Schläuchen?

Was verstehen wir unter moderner, neuer und agiler Führung oder eben Leadership 4.0?

Leadership 4.0 ist ein Führungsstil, der sich über Jahrzehnte von kontrollgetrieben über inspirierend bis zu menschenzentriert entwickelt hat.

Früher funktionierte Leadership plakativ nach dem Motto: Anzugträger sagen Angestellten, was sie zu tun haben. Es zählten Berechenbarkeit, Kontrolle und Planbarkeit. Individuelle Stärken von Mitarbeitenden spielten kaum eine Rolle. Mehr noch: Emotionen und Befindlichkeiten galten als unprofessionell. Und auch eine gelebte Fehlerkultur, wie wir sie heute kennen – kein Thema. Die meisten Eltern der 1968er Miss-Moneypenny-Leserschaft haben vermutlich eine unflexible und kontrollgetriebene Führungskultur kennengelernt. Heute fast nicht mehr denkbar, denn diese würde weder dem Markt noch den Mitarbeitenden gerecht. Stattdessen sind Unternehmen gefordert, projektfokussiert zu agieren, um auf die dynamischen Anforderungen im Arbeitsalltag zu reagieren.

Braucht es neue Leader?
Ein klares «Ja», denn ihre Kompetenzen nehmen im Zeitalter der digitalen Transformation deutlich zu. Mehr denn je gilt es, Mitarbeitende mit Visionen zu inspirieren und mit Feedback und Empathie zu führen. Wir alle müssen mit rasanten Veränderungen Schritt halten und permanent auf Trends reagieren. Erfolg haben jene, die Neues wagen und dabei auch das Scheitern von Projekten einkalkulieren.

Wer sich bereits mit dem Thema «Leadership 4.0» beschäftigt, dem werden Begriffe wie «wertorientierte Führung», «Full Range Leadership» oder «Transformationale Führung» bereits begegnet sein. Unter diesen Begriffen werden neue Führungskonzepte diskutiert, bei denen eine situationsbezogene, mitarbeiterfokussierte und motivationsfördernde Führung im Zentrum steht. Und was ist jetzt wirklich neu daran? In Gesprächen höre ich immer wieder vom omnipräsenten Handlungsdruck, dem Unternehmen ausgesetzt sind. Dieser spiegelt sich auch im Anspruch an die neue Führungsriege wider. Der amerikanische Harvard Psychologe und Wissenschaftsjournalist Daniel Goleman hebt in diesem Zusammenhang folgende Eigenschaften besonders hervor: Selbstwahrnehmung, Selbstbeherrschung, Empathie und die Bereitschaft zum Beziehungsaufbau. Gleichzeitig müssen Visionen formuliert und im Einklang mit den Unternehmenszielen gebracht werden. Wer sich hier vertieft einlesen möchte, dem sei Golemans Buch «Emotional Intelligence» empfohlen.

Was bedeutet Leadership 4.0 für Executive Assistants?
Längst hat für die meisten von uns eine Veränderung der Arbeitsumgebung stattgefunden. Mobile Arbeitsgeräte, das Arbeiten in der Cloud und soziale Netzwerke vereinfachen die Kommunikation und Vernetzung. Zum Thema flexible Arbeitsorte und -zeiten sowie erfüllende Aufgaben wird derzeit so viel diskutiert und referiert, dass sich bereits ein Ermüdungseffekt einstellt. Dennoch lohnt es sich, etwas genauer hinzuschauen. Denn unsere Unabhängigkeit von Ort und Zeit hat zur verstärkten globalen Teamzusammenarbeit geführt. Vertrauen und Ergebnisorientierung werden künftig eine deutlich höhere Gewichtung erfahren als die reine Anwesenheitspflicht. Ausserdem führen die neuen Leadership-Modelle zu einer Stärkung von Autonomie, Mitbestimmungsrecht und Handlungsspielraum für uns alle. Gefragt sind daher ausgeprägte Kompetenzen in Selbstorganisation sowie ausgeprägte kognitive, kommunikative und kooperative Fähigkeiten.

Die Herausforderung wird darin bestehen, alle ins Boot zu holen. Vergessen wir nicht, dass die Generation Z, also die nach 1995 geborenen, komplett digital geprägt ist. Für sie gab es nie eine Zeit ohne Internet. In meiner täglichen Arbeit beobachte ich, wie hoch der Stellenwert von flexiblen Arbeitsmodellen und ausgeglichener Work-Life-Balance gerade für diese Generation ist, während die Babyboomer sich mit dem stetigen Wandel gelegentlich etwas schwertun. Egal ob Babyboomer, Generation X, Y oder Z – wichtig ist die Kommunikation bei der Mitarbeiterführung, und zwar online wie offline. Die wichtigsten «Leadership Principles» sind für mich:

• Connect with your people
• Become a «Jack-Of-All-Trades»
• Celebrate your victories

Diese Leadership Prinzipien sind nicht weit weg, von denjenigen des römischen Feldherrn Julius Cäsar. Denn Cäsar pflegte Vertrauensbeziehungen, und förderte ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, was zu den Siegen seiner Armee führte. Der Feldherr vergab Belohnungen für Mut und Tapferkeit, was die Loyalität weiter vertiefte. Beeindruckend war Caesars Arsenal an Fähigkeiten und Talenten. Er war nicht nur ein geschickter Kommunikator, der es verstand, Rhetorik effektiv einzusetzen, sondern auch eine charismatische Persönlichkeit, die Menschen leicht für sich gewinnen konnte. Er war mutig genug, kalkulierte Risiken einzugehen. Ausserdem verhalfen ihm strategisches Geschick, eine ausgeprägte Arbeitsmoral und ein starker Wille dazu, seine Ziele zu erreichen. Ein Grund, warum wir heute so viel über Caesar wissen, ist die Tatsache, dass er seine Siege schriftlich festhielt, diese kommunizierte und Triumphe feierte. Er verfasste Kommentare zum Gallischen Krieg und zum Bürgerkrieg, die ein Zeugnis seiner Militärgeschichte und Strategie sind.

Der Artikel von Ute Barnickel

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