Jacqueline Krause-Blouin tritt als Chefredaktorin zurück

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annabelle – Jacqueline Krause-Blouin

Jacqueline Krause-Blouin tritt nach vier Jahren als annabelle-Chefredaktorin zurück und arbeitet wieder als Redaktorin. Warum? Das erklärt sie hier.

Wie fängt man das Ende an? Mein 64. Editorial an euch, liebe Leser:innen, wird mein letztes sein. Ich schreibe diese Zeilen bereits aus Los Angeles, wo ich für einige Zeit mit meiner Familie leben werde.  

Annabelle, in diesem Jahr 85 Jahre alt, ist so viel grösser als alle, die je an dieser Stelle für sie geschrieben haben. Ich bin stolz, dass ich dieses wunderbare Magazin, im besten Falle nicht weniger als die Stimme der Schweizer Frauen, vier Jahre lang als Chefredaktorin begleiten durfte.

Besonders dankbar bin ich für das unvergleichliche Team, wir nennen uns liebevoll «annacrew». Gleich in meinem ersten Jahr als Chefin gab es einen Verlagswechsel, eine Pandemie, einen Relaunch – ohne die grossartigen Menschen, die Tag für Tag so viel Liebe und Kraft in dieses Magazin stecken, hätte ich keine Chance gehabt.  

 

«Ich wollte mir beweisen, dass es geht: Kind und Karriere»

 

Als ich den Job antrat, war meine Tochter fünf Monate alt. Ich wollte mir beweisen, dass es geht: Kind und Karriere. «Alles eine Frage der Organisation», meinte ich gerne. Stimmt zwar – aber eben nur zum Teil: Das Konzept funktioniert nicht wirklich. Nicht so lange Kinder noch jung sind. Nicht über einen längeren Zeitraum. Nicht in der Schweiz.

Nun hat das diverse Gründe und nicht alle sind gesellschaftspolitischer oder systemischer Natur. Meine Erfahrung ist: Man kann ein paar Jahre durchbeissen, aber dann muss man sich entscheiden, was auf der Strecke bleiben soll: der Job, das Kind oder man selbst. Ja, am Ende ist es meistens man selbst.  

«Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen» pflegte meine Grossmutter zu sagen. Wie gerne hätte ich ihr bewiesen, dass man das sehr wohl kann – und dabei noch mächtig Spass hat. Bei mir hat es auf Dauer nicht geklappt. Ich bin an meinem eigenen Ideal der working Supermom gescheitert.

 

«Es ist wichtig, dass wir ehrlich sind»

 

Nun soll man nicht von sich auf andere schliessen. Aber da ich von Berufs wegen viel mit Frauen in ähnlichen Positionen spreche, darf ich sagen: Ich bin nicht allein. Dass wir für Veränderung kämpfen – geschenkt! Denn solche Dinge brauchen Zeit, und bis es soweit ist, kann man das System verfluchen – oder für sich selbst eine Entscheidung treffen.

In meinem Fall lautet sie: Verantwortung abgeben. Ist das ein Aufgeben? Eine Niederlage? Am Ende sogar antifeministisch? Nein, ich glaube, es ist wichtig für sich zu überlegen, was für einen selbst und für seine Familie stimmt – und zwar in der Situation, in der man nun mal steckt.

Was für die eine passt, ist für die andere undenkbar. Es ist nur wichtig, dass wir ehrlich sind. Und ehrlich darüber sprechen. Das hat annabelle immer getan und deswegen möchte ich mich auch hier mit ehrlichen Worten von Ihnen verabschieden.

 

«Unsere Arbeit muss sich unserer Lebenssituation anpassen – nicht nur umgekehrt»

 

Ich bin dankbar, dass annabelle, die seit jeher für die Anliegen von uns Frauen kämpft, mir ermöglicht hat, Verantwortung anzunehmen, sie aber auch wieder abzugeben. Ich werde weiterhin für dieses Magazin arbeiten – unter anderem hier auf annabelle.ch – nur nicht mehr als Chefin.

Ich bin überzeugt, dass in flexibleren Arbeitspensen und Jobprofilen, die Zukunft liegt. Wenn sich unsere Arbeit unserer Lebenssituation anpasst – und nicht nur umgekehrt. Denn niemand braucht ein Land der ausgebrannten Frauen. In Zukunft wird meine talentierte Kollegin Barbara Loop dieses Magazin führen und sie wird das grossartig machen, davon bin ich überzeugt 

Until we meet again!
Jacqueline Krause-Blouin  

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