DIVERSITY NOTES #7

Medien

Tijen Onaran: Thema im Oktober: Diversity-Dimension Alter 

Ich finde, sie geht unter, die Vielfaltsdimension „Alter“. Irgendwie übersehen wir „Ageism“. Schlimmer noch: Wir nehmen Altersdiskriminierung hin. 

Warum ist das so? Weil wir Ageism selbst gewohnt sind? Weil Altern zum Leben dazugehört? Weil wir auch schon mal wussten: ‘Den Job kriege ich nicht, weil ich „zu jung” oder “zu alt“ für ihn, fürs Team, das Unternehmen bin’?

Warum noch? Was verbinden wir mit “Alter”? Was mit den Begriffen „Best Ager“ oder “Millennials” im Beruf? Welche Verantwortung tragen wir? Wie tickt die Gesellschaft, in der wir leben? Wie die Wirtschaft, wie die Politik, wenn es ums Alter geht?

Geh’ heute diesen Fragen mit mir nach. Schau’ mit mir in spannende Studien, entdecke Initiativen, die einen Unterschied machen. Begegne interessanten Personalities. Freu Dich auf den “Blick über den Tellerrand”, meine Top-3 Reads und mehr!

Ich freu mich, dass Du wieder dabei bist!

Tijen


Für das eine ist „man zu jung“, für das andere „zu alt“. Unconscious Bias finden sich auch in der Diversity-Dimension “Alter”. Laut Charta der Vielfalt eine Diversity-Kerndimension. Sie betrifft uns alle. Ausnahmslos. Unabhängig von unseren Fähigkeiten, unserem Geschlecht, unserer sozialen oder ethnischen Herkunft.

In Deutschland wird “Alter” durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geschützt. Die Gesellschaft betreibt dennoch Altersdiskriminierung. Ebenso wie Politik und Wirtschaft. Bereits 1969 prägte Robert Neil den Begriff “Ageism”. Der Mediziner und Gerontologe war zu dem Zeitpunkt 42 Jahre alt. Was er damals beobachtete, gilt heute nach wie vor:

Menschen gewisser Altersklassen werden im beruflichen Umfeld bewusst aussen vor oder zurückgelassen. Ältere, weil sie vermeintlich nicht Schritt halten können. Jüngere – Stichwort „Reverse Ageism“ – weil sie angeblich unerfahren sind. Oder die Arbeitseinstellung der Babyboomer und “Generation Golf” nicht teilen. Ich beobachte beide Formen der Altersdiskriminierung.

Ein Blick in unseren Bundestag: Seit den 1990er Jahren sind die Abgeordneten ø 49 Jahre alt. Die Politik weiss: Sie muss sich dringend verjüngen! Und tauscht Lederschuhe gegen Sneaker. Auch die Konzerne und grossen Mittelständler machen sich auf den Weg. Während sie mit dem Erfahrungsschatz langjähriger Mitarbeiter*innen trumpfen können, sieht es in der Startup- und Gründer*innenszene ganz anders aus: Hier liegt das Durchschnittsalter bei 36,1 Jahren (DSM 2020).

“Jung & dynamisch” bedeutet aber nicht automatisch auch “wissend & erfolgreich”: Eine MIT-Studie (2018) fand heraus: Das Durchschnittsalter erfolgreicher Gründer*innen lag bei 45 Jahren. Und eine lernst Du jetzt kennen:

KENNST DU SCHON…?

Dr. med. Enise Lauterbach: Für mich ist sie ein Inbegriff von Mut und Resilienz! Sie gründete LEMOA medical im März 2020, mit 45 und baute ihr Startup mitten in der Pandemie auf. Die Kardiologin und zweifache Mutter kündigte dafür ihren Job als Chefärztin einer kardiologischen Reha. Wenn Medizin ihre Leidenschaft ist, smarte Lösungen die Zukunft bedeuten und die Kommunikation im Gesundheitssystem optimiert werden muss – warum nicht das Gesundheitswesen digital revolutionieren? Mit diesen Gedanken hat sich Enise selbständig gemacht. Zusammen mit ihrem Team entwickelt sie digitale Gesundheitsanwendungen für die Patientenversorgung – unter anderem die KI-basierte Anwender-App HERZ-HELD®. Sie soll als Frühwarnsystem für herzkranke Menschen Leben retten.

KLARTEXT
Startups: Öffnet Euch für erfahrene Think Tanks!

In den mittlerweile etablierten Startups etabliert sich zunehmend noch etwas: homogene Altersgruppen. Das muss sich ändern. Ich beobachte, dass es selbst in Grownups mit guter Finanzierung, an Altersdiversität mangelt.

Ich glaube, das ist ein Fehler. Her mit den Grauen Gründern!”, titelte das Manager Magazin im vergangenen Jahr. Und es stimmt: Die Startup-Szene braucht das Wissen, die Weisheit, die Lebens- und Berufserfahrung von älteren Menschen. Parallel flirten zahlreiche Menschen, die viele Jahre im Konzern gearbeitet haben, mit dem Gedanken, in junge Unternehmen zu wechseln. Oder damit, selbst zu gründen. Beides erfordert viel Mut!

Eines ist sicher: Es werden immer mehr ältere Menschen auch für längere Zeit am Arbeitsmarkt bleiben. Bleiben müssen! Denn – das haben wir alle gemeinsam: Die Rente gilt ab 67. Auch deswegen lautet mein Appell an Startups: Öffnet Euch für erfahrene Menschen! Für kluge Köpfe, die viel geleistet haben, die Erfahrungen von unschätzbarem Wert ins Unternehmen bringen! Damit stellen wir uns nicht nur der Herausforderung, sondern auch der Verantwortung, die wir als Gesellschaft haben.

DARÜBER BIN ICH GESTOLPERT

Eine aktuelle Schlagzeile des Independent“Women are leaving their jobs because of Menopause – it’s time to start talking”. Bereits 2019 schätzte eine Studie von CIPD und Bupa, dass 900.000 Britinnen ihren Job wegen Wechseljahrsbeschwerden aufgaben. Im Artikel des Independent wird die aktuelle Studie der Menopause-Expertin Dr. Louise Newson zitiert: Darin geben 99% der befragten 3.800 Frauen an, dass sich die Symptome der Peri-/ Menopause negativ auf ihre berufliche Laufbahn auswirken. 59% nahmen sich deswegen frei. 21% verzichteten auf eine Beförderung – die sie sonst in Betracht gezogen hätten. 19% reduzierten ihre Arbeitszeit. 12% kündigten. Die Mehrheit (60%) gab ausserdem an, dass ihr*e Arbeitgeber*in keinen entsprechenden Support angeboten hätten.

Der ganze Artikel mit Details

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