Darstellung von Frauen in der Berichterstattung Schweizer Medien

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In dieser Studie untersuchen wir die Darstellung von Frauen in der Schweizer Medienberichterstattung.

Wir zeigen mittels zweier Teilstudien, wie sich die mediale Repräsentation von Frauen und Männern seit 2015 verändert hat und wie Frauen und Männer in den Medien dargestellt werden.

Unsere Resultate zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Männern in Schweizer Medien nach wie vor deutlich unterrepräsentiert sind. Auf eine Erwähnung einer Frau kommen rund drei Erwähnungen von Männern (Frauenanteil: 23%).

Diese Ungleichheit besteht in allen Schweizer Sprachregionen und über sämtliche Medientypen hinweg, mit geringfügigen Unterschieden. Etwas stärker unterscheiden sich die Werte auf Ebene einzelner Medien. Der Frauenanteil beträgt je nach Medium zwischen 19% und rund 29%. Eine Verbesserung hinsichtlich gleichberechtigter Darstellung zeigte sich nur im Jahr 2019, das geprägt war vom Frauenstreiktag als mediales und gesellschaftliches Ereignis. Diese positive Veränderung verflüchtigte sich aber wieder im Jahr 2020.

Insbesondere hinsichtlich der Themenbereiche und Beitragsformate zeigen sich klare Geschlechterunterschiede. Der grösste Gender Gap besteht in Wirtschafts- (17% Frauenanteil) und Sportnachrichten (13% Frauenanteil).

Am geringsten ist er in Kulturberichterstattung (27% Frauenanteil) und bei Human-Interest-Themen (31% Frauenanteil). Die Politikberichterstattung liegt dazwischen (23% Frauenanteil).

Auch das Beitragsformat spielt eine Rolle: Die Präsenz von Frauen fällt doppelt so hoch aus bei der redaktionellen Berichterstattung im Vergleich zu Medienbeiträgen, die auf Agenturmeldungen basieren. Wenn demnach Journalist:innen Ressourcen investieren können und Beiträge selber schreiben, wird die Medienpräsenz von Frauen positiv beeinflusst. Das deckt sich mit dem Befund, dass Frauen bei personenzentrierten Formaten präsenter sind als in Berichten und Meldungen. Männer werden zudem häufiger in professionellen Rollen und Führungspositionen dargestellt. Je höher die Hierarchiestufe, desto ausgeprägter ist der Gender Gap.

So beträgt der Frauenanteil bei den TopLeitungsfunktionen 17%, bei der Thematisierung von Personen in einfachen Leitungsfunktionen 22%, bei der Thematisierung von Personen auf Ebene von Mitarbeitenden 27%. Geringer sind die Unterschiede bei der Thematisierung von Personen in privaten Kontexten. Wenn über Privates berichtet wird, beträgt der Frauenanteil 33%. Bei der Thematisierung von beruflichen/öffentlichen Kontexten beträgt der Frauenanteil 24%. Insgesamt verdeutlichen unsere Resultate bestehende Geschlechterungleichheiten in der Schweizer Medienberichterstattung und zukünftigen Handlungsbedarf für den Journalismus in der Schweiz.

Jahrbuch Qualität der Medien / Studie 01/2021

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