CEO-Schreiben an die Mitarbeitenden im Frühling 2022.

Medien

HR TODAY – Barbara Josef –

Liebes Team

Die vergangenen Monate waren für uns alle herausfordernd. Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass wir nicht alles planen und steuern können. Sie hat uns bewusst gemacht, dass wir in einer Welt, die von Unsicherheit geprägt ist, nur dann bestehen können, wenn wir innerhalb und ausserhalb der Organisation auf starke Bindungen, Gemeinschaftssinn sowie eigenverantwortliches Denken und Handeln zählen können.

Es erfüllt mich mit Stolz und Freude zu sehen, wie gut wir gemeinsam durch die turbulenten Zeiten navigieren konnten. Dies war nur dank des grossen Engagements jeder und jedes Einzelnen von euch möglich. Ihr habt das grosse Ganze über eure eigenen Bedürfnisse gestellt. Eurer Offenheit und Lösungsorientierung ist es zu verdanken, dass wir die schwierige Situation gemeinsam bewältigen konnten und darüber hinaus als Organisation gewachsen sind.

Mit dem heutigen Tag ist die Homeoffice-Pflicht Geschichte. Wir werden in den kommenden Wochen einen doppelten Frühling erleben. Genauso wie die Natur erwacht und einen neuen Lebenszyklus startet, öffnen wir ein neues Kapitel in unserer Kultur der Zusammenarbeit. «Was ändert sich nun?» fragen sich viele von euch. Alles und nichts. Vielleicht ist es einfacher damit zu beginnen, was sich nicht ändert.

 

Was sich nicht ändert, ist die Tatsache, dass wir einander vertrauen und jede/r einzelne von uns sein/ihr Bestes gibt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir für jede Aufgabe die fähigste Person an Bord haben und die besten Ergebnisse deshalb dann entstehen, wenn wir maximale Autonomie und Gestaltungsspielräume für eigenverantwortliches Handeln bieten.

Was sich aktuell ändert ist unsere individuelle Vorstellung, wie gute Arbeit und Zusammenarbeit aussehen. Ich habe grossen Respekt davor, dass es uns gelingt, die individuelle Autonomie und persönliche Entwicklung zu fördern, ohne dass wir diesem Ziel die Stärke unserer Gemeinschaft und die gelebte Solidarität opfern.

 

Der für mich einfachste Weg im Umgang mit dieser Angst wäre, diesem Schreiben ein Regelwerk zu unserer neuen Zusammenarbeit beizulegen. Ich werde dies bewusst nicht tun. Ihr alle verantwortet bedeutsame Begegnungen mit unseren Kundinnen und Kunden, trefft täglich Entscheidungen, die für das erfolgreiche Fortbestehen unserer Organisation hochrelevant sind und verantwortet Prozesse, welche die Sicherheit von Menschenleben, sensitiven Daten und wertvollen Gütern garantieren. Wieso sollte ich an meinem Vertrauen in euch zweifeln, wenn es um die triviale Frage geht, wann und wo wir arbeiten?

Es ist mir bewusst, dass nicht alle gleich gut auf diese neue Freiheit vorbereitet sind. Wir nehmen uns deshalb die Zeit, die es braucht, um im Team und darüber hinaus Verunsicherungen anzusprechen und Konflikte auf den Tisch zu bringen, um miteinander neue Wege beschreiten zu können. Wenn wir einander vertrauen, uns gegenseitig unterstützen und offen aussprechen, was wir denken und erwarten, ist das eine gewinnbringende Reise für uns alle. Trotzdem wird es einige wenige geben, die nicht mitziehen und ihr eigens Wohl über das der Gemeinschaft stellen. Mit diesen Menschen werden wir den Dialog suchen und über ihre Rolle sowie ihren Beitrag zum Ganzen sprechen. Auch wenn diese Diskussionen schmerzhaft sein werden, müssen wir der Verlockung widerstehen, an unseren Werten und Glaubenssätzen zu zweifeln. Wo Menschen zusammenleben und -arbeiten gibt es auch Schatten und Tiefschläge – diese dürfen aber nicht dazu führen, dass wir Massnahmen ergreifen, welche diejenigen bremsen und demotivieren, die täglich beweisen, dass sie mit dem in sie gesetzten Vertrauen sehr gut umgehen können.

 

Auch wenn wir bewusst auf Regeln verzichten, haben wir uns in der Geschäftsleitung viel Zeit genommen, um uns über die Werte, die unserer Zusammenarbeit zugrunde liegen, Gedanken zu machen. Als Ergebnis haben wir die folgenden drei Prinzipien skizziert:

  • Ich trage mir selbst Sorge. Ich achte auf meine physische, psychische und soziale Gesundheit und gestalte die Arbeit so, dass ich mich auch in Zukunft voller Energie, Zuversicht und Motivation für Berufliches und Privates einsetzen kann.
  • Ich trage meinen Teams und Anspruchsgruppen Sorge. Ich bringe mich aktiv ein, teile mein Wissen und meine Erfahrungen offen, und pflege die Beziehung zu den anderen Teammitgliedern gezielt. Ich frage nach Hilfe, wenn ich allein nicht weiterkomme und biete unkompliziert Hand, wenn andere Unterstützung brauchen.
  • Ich trage meiner Organisation Sorge. Ich setze mich für die Erreichung unserer gemeinsamen Ziele ein und vertrete unsere Werte nach innen wie nach aussen.

Diese Prinzipien sind «work in progress» – wir freuen uns, wenn ihr sie in eurer Diskussion im Team kritisch hinterfragt und gemeinsam mit uns weiterentwickelt.

Ich blicke zuversichtlich nach vorne. Die Erfahrungen der vergangenen Monate haben uns aufgezeigt, dass wir einander vertrauen können. Die neue Flexibilität sehe ich nicht als einseitiges Geschenk, sondern als Grundvoraussetzung dafür, um in einer Welt, die sich nicht an unsere Pläne, geschweige denn Arbeitszeiten hält, bestehen zu können. Ich wünsche uns allen einen schönen Frühling und freue mich darauf, gemeinsam mit euch Neues zu entdecken, uns im Zauber des Neubeginns zu verlieren und immer wieder bewusst zu finden.

Herzlich
Eure XXX

So oder ähnlich könnte ein Brief an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aussehen.

Das Original auf HR TODAY

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