“Wieso hilft ihnen niemand?”

Fokus

BEEHIVE – NATHALIE SASSINE – 

Was antwortet man seinen Kindern auf eine solche Frage? Haben wir überhaupt noch Worte, um zu erklären, was gerade passiert?

Mir fehlen die Worte. Die, die mich kennen, wissen, dass das nicht oft passiert. 9/11 war so ein Moment, Breivik machte mich mundtot und jetzt, die Ukraine wird angegriffen. Für unser verständnis grundlos. Eine Aggression, die offenkundig nur das Ego eines Mannes befriedigen soll.

Ich bin zwar ein politischer Mensch, verstehe aber zugegebenermassen oft zu wenig von den geopolitischen, langfristigen Zusammenhängen, die eine solche Situation hervorgerufen haben könnten.

Ich sehe nur, wie wir alle, einen Krieg, praktisch mitten in Europa. Panzer, Waffen, Milizen und vor allem: verängstigte Menschen, die alles zurücklassen müssen, um zu überleben. Nach nicht mal 80 Jahren Frieden in Europa ist es also wieder soweit. Wir müssen uns, wie damals unsere Grosseltern, fragen, was wir wollen. Sollen unsere Regierungen einschreiten? Wenn ja, gibt es dann einen dritten Weltkrieg? Wenn wir nicht einschreiten, opfern wir die Ukraine, die Ukrainer?

Solche Fragen stellen wir uns und sind deswegen gerade sprachlos. (Bis auf die Kommentatoren in den Medien, die von den Coronaexperten jetzt zu Kriegsexperten mutiert sind.) Sprachlos sind auch unsere Kinder, die uns dieselben Fragen stellen. „Mama, was ist Neutralität?“ „Wieso hilft denen niemand?“. Ich habe keine Antworten, nur noch mehr Fragen. Wohl das Schlimmste für eine Mutter, wenn sie die Furcht in den Kinderaugen sieht und diese nicht mit einem Kuss wegzaubern kann.

Würden meine Grosseltern noch leben, hätten sie mit Sicherheit eine ganz klare Meinung: Alles, nur kein Krieg. Besonders meine italienische Nonna war diesbezüglich vehement. Als der Irakkrieg anfangs 90er ausbrach, geriet sie in Panik und fing an, Lebensmittel zu bunkern. Obwohl der Krieg da bereits fast 50 Jahre beendet war, sass ihr der Schreck, der Hunger, die Angst noch in den Knochen.

Wenn wir uns vorlaut äussern, wie wir damals gehandelt hätten… Jetzt verstehen wir vielleicht, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Unsere Generation in der Schweiz hat keine Ahnung, was Krieg bedeutet. Es wäre schön, wenn das so bleibt. Eine Lösung habe ich nicht, ich zweifle an der Richtigkeit der momentan gelebten Neutralität unserer Regierung, aber ich weiss auch nicht, was richtig ist. Was funktioniert. Derweil fehlen mir die Worte.

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