Wie die Medizin Frauen ignoriert

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SRF – Frauen haben eine höhere Lebenserwartung – nicht weil sie gesünder leben, sondern weil sie das fittere Geschlecht sind. Dennoch werden sie von Medizin und Forschung oft im Stich gelassen. Das führt zu einer gefährlichen Datenlücke zwischen den Geschlechtern, die Leben kostet.

Fatale Datenlücke zwischen den Geschlechtern

Frauen sind das fittere Geschlecht. Und doch werden Frauen und Mädchen geradezu dramatisch ignoriert und im Stich gelassen. Seit jeher werden Medikamente überwiegend an männlichen Mäusen, männlichen Zellen und eben Männern getestet. Und selbst wenn Daten über Frauen erhoben werden, werden sie oft nicht gesondert analysiert, sondern mit männlichen Daten vermischt. Das Unverständnis für die Unterschiede zwischen den Geschlechtern hat fatale Folgen. Die Datenlücke, der sogenannte Gender-Data-Gap, kann Frauen das Leben kosten.

Gender-Data-Gap kostet Frauenleben

Frauen leiden doppelt so häufig an Nebenwirkungen von Medikamenten, die für beide Geschlechter in der gleichen Dosis zugelassen wurden. Frauen können bei denselben Krankheiten deutlich andere Symptome zeigen. Das Risiko für eine Fehldiagnose bei einem Herzinfarkt ist bei Frauen um 50 Prozent höher als bei Männern. In Medizin und Gesellschaft scheinen Herzinfarkte als männliches Problem zu betrachten, dabei sind sie weltweit die häufigste Todesursache bei Frauen.

Fehlende Genderdaten weit über Medizin hinaus

Das Unverständnis für die Geschlechterunterschiede geht weit über die Medizin hinaus. Zum Beispiel in der Sicherheit von Autos. Obwohl Männer schneller und risikoreicher fahren, ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall verletzt zu werden, bei Frauen um 71 Prozent höher – und die Wahrscheinlichkeit zu sterben um 17 Prozent. Keine Neben- sondern Tatsache ist: Bei Crashtests werden ausschliesslich männliche Dummies eingesetzt. Die Fahrzeugsicherheit scheint einzig auf Männer ausgerichtet.

Datenlücke schliessen rettet Leben

Der Film zeigt eindrücklich: Die Überwindung des Gender-Data-Gap ist absolut dringlich und hilft am Ende Frauen und Männern. Auch wenn es dauern wird, bis die Geschlechtsunterschiede überall berücksichtigt und aufgeschlüsselte Daten zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Klar scheint: Der Schlüssel zum Schutz aller Menschen liegt darin, sie unterschiedlich zu behandeln.

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