Was ist der Gender Gründungs-Gap?

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Willkommen in der markantesten Lücke im Leben einer Frau. Sie klafft beim Zugang zum grossen Geld, zum Wachstumskapital.

Die Welt der Start-ups ist eine einseitige und ungleiche. Frauen und ihre Ideen erhalten 98% weniger Kapital, 98% weniger Chancen, zu gedeihen und zu wachsen.

Backlash im Pandemiejahr

2020 war ein hartes Jahr für viele Start-ups und ein besonders hartes für weibliche Jungfirmen. Investoren waren noch knausriger mit Frauen als sonst. Datenbanken wie Crunchbase verzeichneten 2020 generell 12 Prozent weniger Geld für die Gründerszene, aber Unternehmerinnen haben 22 Prozent weniger Geld erhalten. Frauen müssen sich mit einem Krümel des Kuchens begnügen – mit nur gerade 2,4 Prozent der Investorengelder.

Und die ganz grossen Finanzgeschichten schreiben die Frauen sowieso nicht mit. Kein einziger Mega-Deal über 50 Millionen Euro ging im Corona-Jahr in Europa an ein Frauen-Team. Nur noch gerade 1 Prozent floss in weibliche Gründerinnen. Zum Vergleich: 13% der Firmen werden aber von Frauen gegründet.

Warum haben Frauenideen weniger Chancen?

Die Wagniskapitalgeber sind weltweit männlich. In Europa managen Männer 90% des zu vergebenden Startup-Gelds und 93% der Partner in VC-Firmen sind Männer.

Diese Männer bewegen sich wiederum vor allem in Männernetzwerken. Doch was passiert, wenn es eine Frau im Theater der männlichen Geldgeber auf die Bühne geschafft hat und «pitchen» darf? Hat sie dann faire Aussichten auf einen Deal? Fehlanzeige.

Dies hat ein Experiment der Universität Harvard entlarvt. Identische Folien zu einem Geschäftsmodell wurden einmal von einer Frau und einmal von einem Mann vorgetragen. Wenn der Mann präsentierte, wurde es vom Publikum als bedeutend besseres Investment bewertet.

Mit anderen Ellen gemessen

Eine Studie aus der gleichen renommierten Institution zeigte, dass Investoren männliche Gründer vor allem nach Chancen und Profiten, weibliche aber nach Risiken und Verlusten fragen. Und eine Auswertung der Dokumentenplattform Docsend zeigt, dass männliche Investoren weibliche Gründerteams viel kritischer behandeln. Bei Frauen verbrachten sie 50 Prozent mehr Zeit damit, zurückzublättern, Fehler aufzuspüren und Modelle zu hinterfragen. Der Unterschied ist enorm.

Bevor sie Geld in weibliche Gründer stecken, investieren Venture-Kapitalisten lieber in Menschen, die so aussehen wie sie selber – ohne Angst vor Verlusten. Dieser sogenannte “Bias”, die eigene Voreingenommenheit, konnten Verhaltensökonomen hinreichend nachweisen.

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