Warum kein Leder?

Fokus

Sibylle Oetiker – Früher habe ich beim Kauf von Schuhen, Taschen oder Gürteln immer extra darauf geachtet, dass die Produkte aus «echtem» Leder waren. Ich bin lange davon ausgegangen, dass Leder ein natürliches, nachhaltiges Qualitätsprodukt ist. Das ist leider nicht immer so. Oder weisst du, woher das Leder von deinen Schuhen stammt?

Fehlende Deklaration: Woher kommt das Leder?

Im Gegensatz zu Fleisch ist Leder in der Regel nicht deklariert. Deshalb ist es kaum möglich nachzuvollziehen, woher die tierische Haut stammt, wie die Tiere gehalten wurden oder wo und wie die Häute gegerbt wurden.

Oft kommt Leder aus Ländern wie China oder Indien, in denen es nur geringe oder keine Regelungen zum Tierschutz gibt. In Indien z.B., wo das Schlachten der «Heiligen Kühe» fast überall verboten ist, werden die Tiere meist tagelang, ohne Futter und Wasser in Lastwagen gepfercht, über die Grenze nach Bangladesch exportiert bzw. geschmuggelt und dort geschlachtet und weiterverarbeitet.

CO2-Bilanz der Massentierhaltung

Neben dem Tierwohl verbraucht die Massentierhaltung enorm viel Land, Wasser, Energie. Der CO2-Ausstoss ist enorm – Leder hat wie Fleisch keine gute Ökobilanz. Leder ist aber nicht immer ein Nebenprodukt der Fleischindustrie. Es werden auch Tiere speziell zur Ledergewinnung gezüchtet und getötet. Jedes Jahr werden weltweit mehr als eine Milliarde Tiere für die Lederindustrie geschlachtet.

Toxische Gerbereien

Gerbereien verwenden für den Gerb- und Färbprozess Unmengen von toxischen Chemikalien. Durch das Abwasser gelangen Säuren, Mineralsalze und Schwermetalle oft ungefiltert in die Umwelt. Die Region um das Gerbereizentrum Hazaribagh in Bangladesch zählt beispielsweise zu den 10 giftigsten und verschmutzten Orten der Welt.

Zudem gefährden die Schadstoffe die – meist ungeschützten und aus Billiglohnländern stammenden – Gerbereiarbeiter:innen. Sie leiden häufig an Atemwegs- und Hauterkrankungen.

Insbesondere mit Chrom gegerbtes Leder ist aber nicht nur in der Herstellung problematisch, sondern kann auch für die Träger:in zum Risko werden. Bei einer mangelhaften Verarbeitung kann es zu einer chemischen Umwandlung von Chrom (III) zu Chrom (VI) kommen. Das giftige Chrom (VI) kann eine Kontaktallergie und schwere Hautreaktionen auslösen.

Pflanzenbasierte Alternativen

Es gibt mittlerweile Initiativen und Zertifizierungen rund um die Transparenz der Lieferketten oder chromfreie Gerbungen. Wir finden das super und wichtig.

Das Problem der CO2 Bilanz lösen sie allerdings nicht.

Veganes Kunstleder ist in dieser Hinsicht sicher die bessere Alternative. Allerdings besteht Kunstleder wieder aus Plastik und damit aus Erdöl. Das ist zwar vegan, aber aus meiner Sicht zu wenig nachhaltig.

Mein Ansatz ist daher, sowohl auf tierisches wie auf gängiges Kunstleder zu verzichten und stattdessen auf pflanzenbasierte Lederalternativen wie Apfelleder zu setzen.

Und zwar zum Wohl der Tiere, der Umwelt, und der an der Produktion beteiligten Menschen.

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