Vier Pfoten unter dem Schreibtisch

Fokus

Miss Moneypenny – Ute Barnickel –

Ich mag Tiere – Hunde, Katzen, Pferde. Trotzdem habe ich selbst schon lange kein Haustier mehr. Dies deshalb, weil ich ihm nicht so viel Aufmerksamkeit und Zeit widmen kann, wie es verdient. Ich kann aber sehr gut nachvollziehen, wie wertvoll Haustiere für viele Menschen sind. Erst recht während der langen Corona-Zeit.

In den letzten zwei Jahren kam es gehäuft zu Nachfragen wie «Kann ich meinen Hund mit zur Arbeit bringen?» oder «Kann ich im Rahmen des Hybrid-Arbeitsmodells meinem Hund tagsüber Zeit widmen?» seitens Kandidatinnen und Kandidaten.

Eine Bewerberin formulierte gleich in ihrem Anschreiben die Wichtigkeit ihres Haustieres bei einer neuen Anstellung mit den Worten: «Die Position kommt für mich nur in Frage, wenn mein Hund am Arbeitsplatz ebenfalls erwünscht ist». Im LinkedIn-Profil ebendieser Bewerberin fand ich dann auch ein Profilfoto mit ihrem Hund. Ich habe die vergangenen Monate gleich zweimal erlebt, dass ein gut dotiertes Jobangebot ausgeschlagen wurde, weil der Hund nicht mit zur Arbeit durfte. Das kannte ich so noch nicht. Dieses Verhalten zeigt mir die Konsequenzen, die Tierbesitzer ergreifen. Finden aber tierbegeisterte Firmen und tierliebende Mitarbeitende zusammen, geht die Gleichung perfekt auf.

Ich habe kürzlich in einer Fernsehreportage aufgeschnappt, dass sich New York in den letzten zwei Jahren zur Stadt der Hunde entwickelt hat. Offenbar leben mittlerweile mehr Vierbeiner in der Metropole als noch vor der Pandemie. Viele Stadtbewohner haben sich aus Sorge vor Vereinsamung einen Vierbeiner angeschafft. Wenn es auch für mich nicht zutrifft, so kann ich zumindest nachvollziehen, dass ein Hund oder eine Katze für viele Menschen einen ähnlich wichtigen Stellenwert einnimmt wie ein Kind, der Lebenspartner oder die Lebenspartnerin oder enge Freunde. Insofern erstaunt es mich nicht, dass immer mehr Stimmen laut werden, die für Haustiere vergleichbare Rechtsansprüche anmelden, wie sie für die nächsten Angehörigen gelten. Zum Beispiel die ersten Tage/Wochen des eigenen Kindes auf der Erde rund um die Uhr miterleben und begleiten zu dürfen, sich zu Hause um ein erkranktes Familienmitglied zu kümmern oder an der Begräbnisfeier eines engen Verwandten teilzunehmen.

Vermehrt Technologieunternehmen bieten in ihrem Leistungskatalog haustierfreundliche Arbeitsplätze an und sind diesbezüglich anderen Branchen einen Schritt voraus. Dies wohl auch weil Studien wie diejenige der Virginia Commonwealth University ergeben, dass Menschen, die ihre Haustiere während des Arbeitstages bei sich hatten, ein deutlich niedrigeres Stressniveau aufwiesen als diejenigen, die ihre pelzigen Freunde zu Hause lassen mussten. Bei Mitarbeiter, die ihre Haustiere mit an den Arbeitsplatz brachten, verringerte sich das Stressniveaus um 11 Prozent, während bei denjenigen, die ihre Haustiere zu Hause lassen mussten, das Stressniveau um 70 Prozent anstieg. Die Möglichkeit, Haustiere mit an den Arbeitsplatz zu nehmen, entlastet die Besitzerinnen und Besitzer von den Sorgen, die mit einem zuhause gelassenen Tier verbunden sind. So beispielsweise die Besorgnis rechtzeitig nach Hause zu kommen, um es zu füttern, spazieren zu gehen und Zeit zum Spielen zu finden.

Ein Firmenbeispiel, bei dem Hunde ausdrücklich Teil der Firmenkultur sind, ist Eventbrite. Die «Barklings», wie sie dort genannt werden, sind von so grosser Bedeutung, dass es sogar zu einem Problem für das Unternehmen wurde, einen neuen Büro-Hauptsitz zu finden, an dem mehrere Hunde pro Tag ins Office mitgenommen werden dürfen. Die Geschichte hat einen glücklichen Ausgang: Mittlerweile dürfen jeden Tag abwechselnd fünf Barklings mit zur Arbeit.

Nun geht es nicht darum, diese gesellschaftlichen Entwicklungen zu bewerten, sondern vielmehr darum, den Bedarf im Arbeitsmarkt wahrzunehmen und zu überlegen, wie damit umzugehen ist – auch für uns in der Rekrutierung.

Wie steht ihr zu diesem Thema? Soll der Vierbeiner mit an den Arbeitsplatz dürfen – ja oder nein? Sollten Arbeitgeber Hunde im Büro willkommen heissen oder nicht? Nutzt das Kommentarfeld im Blog. Ich bin gespannt auf die Meinungen aus der Community.


Pro’s & Con’s

  • Nicht jeder Mensch ist ein Hundefreund, manche stören sich an hygienischen Beeinträchtigungen, manche an der Ablenkung, wieder andere haben Angst oder sogar Tierhaar-Allergien. Es ist Aufgabe des Arbeitgebers, einen Ort zu schaffen, an dem sich alle Mitarbeitenden wohlfühlen. Ebenso ist es – sofern der Hund mit zur Arbeit darf, Aufgabe der Hundebesitzer, dafür zu sorgen, dass das Tier kein Krankheitsrisiko darstellt (Impfungen, Entwurmungen, Zecken etc.).
  • Klärung von rechtlichen Fragen, dazu gehören auch Versicherungsaspekte: Der Arbeitgeber haftet für Verletzungen am Arbeitsplatz; somit ist verständlich, dass hier sorgfältige Abklärungen zu treffen sind. Auch Sachbeschädigung kann ein Thema sein; obwohl gut erzogen, kann es dennoch ein Risiko sein, wenn Tiere frei herumlaufen.
  • Hunde am Arbeitsplatz können das Gemeinschaftsgefühl fördern und zu einer entspannten Atmosphäre beitragen. Die Anwesenheit von Hunden kann als motivierend empfunden werden.
  • Gleiches Recht für alle. Wie ist damit umzugehen, wenn einer Person das Mitbringen des Hundes erlaubt wird, während andere dies nicht dürfen.

Rechtliches

Bezüglich Hundehaltung am Arbeitsplatz finden sich im Schweizer Recht keine spezifischen Vorschriften. Die grundlegende Frage, ob ein Arbeitnehmer seinen Hund zur Arbeit mitnehmen darf, wird gesetzlich nicht ausdrücklich beantwortet. Diese Entscheidung liegt darum beim Arbeitgeber, der einen reibungslosen und sicheren Arbeitsablauf sowie ein gutes Betriebsklima garantieren muss. Dabei hat er die Bedürfnisse und Persönlichkeitsrechte des Hundehaltenden ebenso zu beachten wie jene der übrigen Angestellten. Auch wenn Firmen keine Hunde im Büro erlauben, wenn Bello krank wird, muss ihm der Arbeitgeber die erforderliche Zeit für die veterinärmedizinische Versorgung geben. Denn auch bei einem kranken Tier handelt es sich um einen unaufschiebbaren Pflegefall, wobei allenfalls etwas weniger Zeit eingeräumt wird als bei einem Kind.

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