Ukrainische Künstlerinnen über Liebe, Kraft und Heimat

Fokus

annabelle – Simone Winkelmüller

Sie sind vor dem Krieg geflohen oder arbeiten schon länger im Ausland: Ukrainische Künstlerinnen teilen ihre Gedanken über Liebe, Kraft und Heimat.

Für die einen klangen die ersten Explosionen wie Donnergrollen aus heiterem Himmel, für die anderen wie ein Startsignal, das das Ende einer angespannten Ungewissheit markierte. Und damit zum Beginn eines neuen Lebens wurde.

Man kann uns schwer unterscheiden. Wir sprechen dieselben universellen Sprachen – die Sprachen der Musik, der visuellen Künste, des Tanzes. Auf Wegen, die es nicht mehr gibt, fuhren wir gen Westen in den gleichen Autos – in alten Volkswagen und glänzenden Audis.

Diese Veränderungen, die wir noch lange Jahre miterleben und verarbeiten werden, sind innerhalb einiger Stunden, einiger Tage eingetreten. Während dieses Krieges im Zentrum von Europa, im 21. Jahrhundert, sterben und überleben Menschen, genauso wie in anderen Kriegen. Wenn es kein Licht gibt, keine Wärme, kein Wasser und kein Netz, dann muss man Essen auf dem Feuer zubereiten, Wasser aus Pfützen trinken, Toiletten auf den Höfen ausheben und daneben Getötete begraben.

Auf beiden Seiten des Zweiten Weltkriegs fanden unsere Eltern in den 1960er-Jahren Munition und Minen. Kinder wurden vor den Augen ihrer Eltern zerrissen und Eltern vor ihren Kindern.

Millionen unserer Leben, aus solchen unterschiedlichen Erfahrungen gewoben, flechten sich jetzt in die politische Karte Europas ein. Auf unterschiedlichen Seiten der ukrainischen Grenze hört man die Frage «Wann ist das vorbei?».

Diejenigen, die den unaussprechlichen Schrecken der Kriege im 20. Jahrhundert überlebt haben, lehren uns, zu fragen «Und was jetzt?».

Was sollen wir jetzt mit unserem kostbaren Leben machen?

Sich auf die eigene Würde stützen und die Schuld abwerfen. Sich selbst und anderen helfen. Sich vorwärts bewegen. Leben.

Denn die Ukrainer kämpfen für das Leben.

annabelle

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