Thekla Carola Wied brilliert als historische Figur

Fokus

Brigitte Schweiz – „MARTHA LIEBERMANN – EIN GESTOHLENES LEBEN“

Im Biopic „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ spielt Thekla Carola Wied die Titelrolle. Story, Schauspieler und wahre Geschichten.

Zuletzt sorgte Schauspielerin Thekla Carola Wied (78) als eine der beiden exzentrischen Grossmütter – die alles besserwissende Mutter von Gundula (Andrea Sawatzki, 59) und Hadi (Stephan Grossmann, 51) – mit für den grossen Erfolg der beliebten TV-Reihe „Familie Bundschuh“ (seit 2015). Nach sechs Episoden stieg sie zum grossen Bedauern der Fans allerdings aus.

Kult wurde die 1944 in Breslau im heutigen Polen geborene Künstlerin ebenfalls mit der Rolle in einer Familienserie. Von 1983 bis 1986 spielte Thekla Carola Wied in „Ich heirate eine Familie“ 14 Folgen lang die alleinerziehende Angelika „Angi“ Graf, die zusammen mit ihren drei Kindern und dem Werbegrafiker Werner Schumann (Peter Weck, 92) eine Patchworkfamilie gründet.

Nun steht die TV-Ausstrahlung des historischen Dramas „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ (10.10., 20:15 Uhr, das Erste) an, in dem sie die Titelrolle verkörpert.


Darum geht’s in „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“

Berlin im Kriegsjahr 1943. Die 85-jährige Jüdin Martha Liebermann (Wied) steht vor der Entscheidung ihres Lebens: Soll die grossbürgerliche Witwe des weltweit berühmten und hoch verehrten Malers Max Liebermann (Rüdiger Vogler, 80) weiterhin auf eine Ausreisegenehmigung der Nazis hoffen oder mithilfe von Hanna Solf (Fritzi Haberland, 47) und deren Widerstandsgruppe in die Schweiz fliehen? Denn Martha weiss, dass der Ruhm und Reichtum früherer Zeiten sie nicht mehr lange vor der Deportation ins KZ schützen werden. Schweren Herzens beschliesst sie, ihre geliebte Heimat auf illegalem Wege zu verlassen und damit die Werke ihres verstorbenen Mannes den Nazis zu überlassen.

Während Hanna und ihre Freunde die Flucht vorbereiten, stellt Gestapo-Kommissar Rudolf Teubner, (Franz Hartwig, 36) der Solf-Gruppe eine perfide Falle, die auch Marthas Haushälterin Luise Wagner (Lana Cooper, 41) in ernste Gefahr bringt. Um Luise und ihre anderen Helfer zu retten, fasst Martha einen überaus mutigen Entschluss…

Internationaler Erfolg für „Martha Liebermann“ und Thekla Carola Wied

Seine Premiere feierte das Drama bereits im Juni beim Fernsehfestival Monte-Carlo in Monaco. Bei der Veranstaltung wurden Thekla Carola Wied als „Beste Schauspielerin“ und der Film „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ als „Bester Fernsehfilm“ mit einer Goldenen Nymphe ausgezeichnet. Neben einer österreichischen Romy als „Beste Schauspielerin“ im Jahr 1991 ist es die erste internationale Ehrung für die Schauspielerin.

„Ich empfand es schon als grosses Glück, Marthas Leben und Schicksal im Bewusstsein der Menschen zu halten. Der Preis war dann noch das Sahnehäubchen“, sagte sie dem Sender dazu. Eigentlich sei die Auszeichnung für Martha und Max Liebermann, schob sie hinterher. „Mir bedeutet diese internationale Auszeichnung auch deshalb viel, weil es der lakonischen Erzählweise des Films offenbar gelungen ist, ein exemplarisches Schicksal aus der dunkelsten Zeit unserer Geschichte darzustellen“, erklärte Thekla Carola Wied weiter.

Die wahren Personen und ihre Schicksale

„Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ basiert auf wahren Begebenheiten. Dabei verbindet der Film Liebermanns Geschichte mit der bislang recht wenig bekannten Geschichte des Solf-Kreises.

Das sind die Fakten:

Martha (1857-1943) und der jüdische Maler Max Liebermann (1847-1935) waren von September 1884 bis zu seinem Tod im Jahr 1935 verheiratet. Martha war die Schwester seiner Schwägerin. Im August 1885 kam die gemeinsame Tochter Marianne Henriette Käthe Liebermann, Rufname Käthe, zur Welt. Martha Liebermann nahm sich das Leben, lag aber noch fünf Tage im Koma, bevor sie am 10. März 1943 verstarb.

Marthas Haushälterin Luise Wagner aus dem Film ist ein fiktiver Charakter. Im wahren Leben kümmerten sich laut Produktion Maria Hagen und Alwine Walter um sie. „Beide überlebten den Nationalsozialismus ohne Gefangennahme“, heisst es im Abspann des Films.

Der Solf-Kreis war eine von Frauen angeführte Widerstandsgruppe. Johanna Solf (1887-1954), Gründerin der regimekritischen Vereinigung, war ab Januar 1944 mehr als ein Jahr lang in Haft. „Obwohl sie wiederholt gefoltert wurde, verriet sie niemanden“. Sie überlebte das Naziregime und starb 1954 in Starnberg. Auch ihre Tochter Gräfin Lagi von Ballestrem (1909-1955) – im Film verkörpert von Johanna Polley (30) – engagierte sich in der Widerstandsgruppe, wurde verhaftet und verriet niemanden. Sie starb allerdings mit nur 46 Jahren an den Spätfolgen ihrer Haft (1944/1945).

Der Diplomat und Widerstandskämpfer Edgar Baron von Uexküll (1884-1952) – im Film Arnd Klawitter (54) – versuchte ebenfalls, Martha Liebermann bei der Flucht zu helfen. Verhaftet wurde der echte Baron 1944 im Zusammenhang mit dem Attentat von Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944). Die nur einige Wochen andauernde Haft soll ihn dennoch gebrochen haben.

Brigitte Schweiz

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