Start-up Serie #1 – Barb Grossenbacher: Edelwhite Gin

Fokus

Ladies Drive – Dörte Welti

Es gibt sie, die Menschen, die an Startups glauben und Wissen, Network und auch Geld investieren, um Unternehmertum, vor allem junges Unternehmerinnentum, aktiv zu fördern. Ziano Ventures ist so eine Beteiligungsgesellschaft, die unter der Ägide des erfolgreichen Unternehmers Roland Brack unermüdlich vielversprechenden Ideen neben Kapital auch Hilfe in strategischer Entwicklung angedeihen lässt. Wir schätzen uns glücklich, einige dieser Startups vorstellen zu dürfen und die Gründerinnen selbst zu Wort kommen lassen zu können.

Wir haben Barb Grossenbacher bereits in einer frühen Phase des Aufbaus ihres Unternehmens porträtiert, nachzulesen in der Ladies Drive Ausgabe No 57 vom Frühling/Sommer 2022. Sie hat uns ihren Weg erzählt, der buchstäblich von einer Tellerwäscherin zur Unternehmerin führte, ein Weg voller Überraschungen, starken Gefühlen, himmelhochjauchzenden wie auch tieftraurigen. Barb hat uns damals auch erzählt, dass sie bei der Fernsehshow «Höhle der Löwen» mitgemacht hat. Und dass Roland Brack eine 10-Prozent-Beteiligung mit ihr eingegangen ist.

Dass Du mitgemacht hast bei «Höhle der Löwen» – war das eine Entscheidung, aus einer Not heraus, weil du Geld suchtest, oder wie kam es dazu? 

Nein, das war eher eine Mutprobe, eine Herausforderung. Die jemand angestossen hatte, der zu mir kam und sagte, er möchte Whiskey oder Rum bei mir in der Destillerie destillieren. Ich habe gesagt, nein, da kommt wirklich nur Gin und Wodka in mein grosses Destilliergerät. Das sind ja verschiedene Produktionsvorgänge, ich kann nicht mit einem Destilliergerät beides machen. Ich habe gesagt, ich könne es schon rein technisch machen, aber ich müsste eine zweite Anlage kaufen, und dafür brauche ich einen Investor. Das war ganz spontan. Und dann sagt er: Ah, du kannst bei Höhle der Löwen mitmachen. Aber ich würde mich ja doch nicht trauen …

Challenge!

Genau! Ich habe mich am letzten möglichen Tag angemeldet, alles auf Englisch gemacht und dachte, das wird sowieso nichts. Nach zwei Wochen kam die Aufforderung, einen Businessplan einzureichen, eine Woche später hiess es: provisorische Aufnahme im Februar. In dem ganzen Prozess bekam ich mehr und mehr das Gefühl, dass es schon nicht schlecht wäre, wenn ein Investor hinter mir steht.

Du warst dann in der Sendung und hast eine 10-Prozent-Beteiligung verlangt?

Man hat mich beraten, was und wieviel ich verlangen sollte. Das waren dann 10 Prozent für CHF 75 000.

Und das hast du dann genommen um diese zweite Destillerie…?

Nein, es ging eigentlich gar nie um die Destillerie. Es war einfach nur die Idee, mal einen Investor zu suchen. Bis dahin hatte ich alles allein gemacht, was toll ist. Niemand ist gegen Deine Entscheidungen. Aber wenn man Fehlentscheidungen trifft oder eine zweite Meinung braucht, dann ist es doch noch gut, wenn noch jemand dabei ist.

Hast Du Dich vorher schlau gemacht, was es bedeutet, einen Investor an Bord zu haben? 

Ich habe mir alles angeschaut, Höhle der Löwen, Shark Tank in Amerika, Dragons‘ Den in der UK. Hab die Firmen, die dort mitgemacht haben, kontaktiert und recherchiert, was passiert ist, nachdem sie eine Investition bekommen haben.

Wie hat sich das für Dich bewährt mit dem Investor?

Nur positiv. Niemand kommt und sagt, was ich wie machen soll, sondern sie unterstützen mich. Man hilft mir, meine Ideen zu verwirklichen. Michael Brändli (Investment Manager bei Ziano Ventures, Anm.d.Red.) ist für mich verantwortlich, wir treffen uns viermal im Jahr per Zoomcall. Ich kann vorher schreiben, was ich auf dem Herzen habe, was geklappt hat und was nicht, was ich Neues vorhabe, die Highs und die Lows. Und dann diskutierten wir. Und je nachdem, was in den gut eineinhalb Stunden rauskommt, kann ich dann weiterarbeiten. Und auch sonst jederzeit Fragen stellen. Ich könnte jetzt ein SMS schicken und hätte in fünf Minuten eine Antwort.

Hattest Du einen Plan B oder C, wenn das nicht funktioniert hätte bei der «Höhle der Löwen»?  

Nein, das ist aber typisch ich. Das war wie the icing on the cake.

Hättest Du auch allein weitergemacht?

Ja genau.

Was hat sich verändert mit einem Investor?

Ich mache die Destillerie, weil ich es gerne mache, weil ich Spass daran habe. Mit dem Investor ist auch ein gewisser Druck eingezogen, dass man wächst.

Verlangt man bestimmte Wachstumsraten von Dir?

Nein, er verlangt eigentlich nichts. Er hilft nur und sagt, was sind deine Kompetenzen, wieviel können wir hier destillieren. Aber ich entscheide immer noch – das ist das Schöne daran – was und wieviel wir wachsen.

Was kommt als nächstes?

Der nächste Schritt ist, dass ich jemanden im Sales suche. Ich weiss, wo meine Stärken sind und dass ich das, was ich nicht gerne mache, delegieren muss. Das mache ich übrigens gerne, delegieren! Eine Sales Person würde mir viel bringen; wenn der Umsatz steigt, kann ich auch Ideen verwirklichen.

Und Du arbeitest nicht mehr ganz allein …

Das mache ich so gesehen sowieso nicht. Mein Mann ist jetzt pensioniert und wir messen die Ingredients für die Gins zusammen ab. Er liefert ganz viel aus, füllt die Flaschen ab, das ist sein Revier. Mein Sohn ist Grafiker und hilft uns fix mit der Webseite, mein Schwiegersohn hilft mir bei den Besichtigungen, wir haben mehr und mehr Besucher, die unser Angebot nutzen, sich einen eigenen Gin zu destillieren. Wir sind irgendwie auch ein Familienbetrieb geworden.

Einen sehr guten Tipp für andere Startups hast du mir bei unserem ersten Interview schon gegeben. Würdest Du heute immer noch dasselbe sagen?

Unbedingt. Es gibt immer zehn Leute, die Argumente gegen Deine Idee haben. Davon darf man sich nicht beeinflussen lassen, es sollte eher Ansporn sein im Sinne von: jetzt erst recht! Und dass man ein Startup nicht um des Geldes Willen gründet. Ich glaube, die Motivation bleibt eben dann stark, wenn man nicht einfach immer nur das Geld im Hinterkopf hat. Ich habe 30 Jahre gemacht, was ich machen musste, und jetzt mache ich, was ich will.

Der Artikel von Dörte Welti

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