watson.ch – Michelle Gisin startet am Samstag in Sölden bereits in ihre 13. Saison im Ski-Weltcup. Die Engelbergerin spricht über ihre Ziele, die kritischen Stimmen nach dem Markenwechsel und die zwei grossen Gefahren in ihrem Sport: Verletzungen und Klimawandel.
Wir treffen Michelle Gisin in Gockhausen bei Dübendorf, direkt am Zürcher Stadtrand, zum Interview. In der familiären Atmosphäre hat sie neben ihren drei Olympia-Medaillen (Gold 2018 und 2022 in der Kombination und Bronze 2022 im Super-G) auch ein Buch dabei.
Michelle Gisin, dass Sportlerinnen gerne ihre Medaillen zeigen, ist verständlich, aber was hat es mit dem «Harry Potter»-Buch auf sich?
Michelle Gisin: Es war mein Einstieg ins Fantasy-Genre. Als kleines Mädchen wollte ich unbedingt die Filme schauen, da hat meine Mutter gesagt, ich müsse zuerst die Bücher lesen. Dann habe ich die so schnell durchgelesen, dass sie mir nicht geglaubt und mich darüber abgefragt hat. Seither bin ich ein totaler «Potterhead» und ein grosser Fantasy-Fan. Ich habe jetzt endlich die Buchreihe «Das Rad der Zeit» abgeschlossen – eines der umfassendsten Werke der Literaturgeschichte mit etwa 5 Millionen Wörtern in 14 Bändern der englischen Ausgabe. Ich hatte etwa anderthalb Jahre dafür.
Und hat sich der Aufwand gelohnt?
Mir war nicht ganz bewusst, was ich da vorhabe (lacht). In der Mitte hat mich der Autor Robert Jordan phasenweise etwas verloren. Aber die letzten drei Bücher waren so spannend. Den letzten Band habe ich diesen Sommer im Trainingslager in Ushuaia im Nullkommanichts durchgelesen.
Sie haben diesen Sommer nicht nur viel gelesen, sondern sich auch mit Partner Luca De Aliprandini verlobt. Haben Sie schon überlegt, unter welchem Namen Sie nach der Hochzeit starten möchten?
Mal schauen, ob ich nach der Hochzeit auch tatsächlich noch im Weltcup starte. Ich denke, ich würde den Namen behalten. Wir haben das noch nicht so konkret besprochen, aber in Italien ist das heutzutage gar kein Thema mehr, dort behält man einfach den Ledignamen. Ein Doppelname wäre ja wirklich fast unmöglich, da bräuchte ich eine halbe Stunde, um den aufzuschreiben.
Wen sehen Sie während der Saison öfter: Ihren Verlobten oder Wendy Holdener?
Normalerweise schon Wendy. Aber aufgrund ihrer Verletzung war es letzte Saison etwas komisch. Normalerweise sehe ich sie und auch alle anderen in unserem Team viel öfter. Meinen Servicemann sehe ich am meisten von allen (lacht). Wir sind immer zusammen unterwegs.
Es ist ja schon eine komische Situation: Sie haben den gleichen Beruf wie Luca, und trotzdem sehen Sie ihn während dessen Ausübung kaum.
Daran gewöhnt man sich mit der Zeit. Natürlich ist es nicht einfach. Wenn ich Luca die ganze Saison in meine Tasche packen und ihn immer dabeihaben könnte, wäre das das Schönste. Dann würde ich noch ewig fahren. Vor allem, wenn er dann immer kochen könnte, er kocht so wahnsinnig gut (lacht). Das ist sicher das, was unterwegs am meisten fehlt: Luca, aber auch die Familie und das Daheimsein – einfach mal die Zeit haben, sich um Dinge zu kümmern, auf die man gerade Lust hat.
Das ganze Interview Adrian Bürgler Bild: watson