Mein Hirn und mein Körper im Wechseljahre-Clinch

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watson – Sandra Casalini

Ja, ich weiss, das ist kein Wechseljahre-Blog. Es ist aber halt das Gesundheits-Thema, das mich grad am meisten beschäftigt. Deshalb müsst ihr da jetzt noch mal durch. Danach höre ich auf. Versprochen.

Im Moment könnte ich echt 24 Stunden am Tag über diese beschissenen Wechseljahre jammern. Und da Bloggen ja auch so eine Art Therapie ist, versuch ich’s mal damit. Und stelle mir vor, wie das etwa klingen würde, wenn sich mein Hirn und mein Körper derzeit miteinander unterhalten würden:

Hirn: «Gib mir meine Hormone zurück!»

Körper: «DEINE Hormone? Ich würde sagen, das sind immer noch meine

Hormone. Ich produziere sie, und wenn das nicht mehr so super funktioniert, leide ich am meisten darunter.»

Hirn: «Ach was? So schlimm kann’s ja nicht sein. Immerhin sind wir erst am Anfang der Wechseljahre. Noch nicht mal im Stadium der Hitzewallungen.»

Körper: «Womit wir schon beim Thema wären. An der Misere mit dem seltsamen Wärmeempfinden bist ja wohl du schuld. Du steuerst das Ganze.»

Hirn: «Dass du tendenziell eher wärmer als kälter hast, liegt an mir, ja. Aber sorry, bei den Temperaturen in diesem sogenannten Frühling war das ja eher ein Vorteil. Daran, dass du kürzlich am Strand in Griechenland trotz sommerlicher Temperaturen gefröstelt hast, bist du selbst schuld.»

Wie ein Ballon vorm Platzen

Körper: «Diese verdammten wasserfallartigen Blutungen! Wegen denen sind meine Hämoglobin-Werte total im Keller.»

Hirn: «Und woran liegen diese heftigen Blutungen?»

Körper: «Am Progesteronmangel und Östrogenüberschuss. Das Östrogen baut als dominanteres Hormon im Moment verstärkt Gebärmutterschleimhaut auf, welche durch die Blutungen abgestossen wird.»

Hirn: «Okay, unangenehm, gebe ich zu. Aber es gibt Schlimmeres.»

Körper: «Zum Beispiel, dass ich mich zwischendurch – Wassereinlagerungen wegen zu wenig Progesteron sei Dank – immer wieder mal fühle wie ein Ballon kurz vorm Platzen?»

Hirn: «Ja, find ich auch ätzend. Aber das kommt und geht. Deshalb find ich die Fettablagerungen viel schlimmer. Ich könnte regelmässig heulen, wenn ich dich im Spiegel sehe.»

Körper: «Na, vielen Dank fürs Kompliment.»

Hirn: «Ist ja nicht so, dass du dich gerade total wohl und sexy fühlst, oder?»

Körper: «Nein. Am schlimmsten finde ich die Zunahme an Stellen, an denen ich’s mir bisher nicht gewohnt war. Ich hatte nie einen flachen Bauch, deshalb stresst mich der gar nicht so. Aber wenn ich die Shorts von letztem Sommer nicht mal mehr über die Hüften kriege, könnte ich echt schreien. Und mein Busen sieht aus, als ob ich stillen würde, und spannt wie blöd. Verrat mir mal, wie ich mich da wohlfühlen soll!»

 

Schlimmer als die Pubertät

 

Hirn: «Das liegt wohl auch ein bisschen an mir. Body Positivity und so. Ich versuch’s ja. Aber momentan klappt’s nicht so wirklich. Abgesehen davon, dass ich noch an anderer Front mit diesem doofen Hormon-Ungleichgewicht zu kämpfen habe.»

Körper: «Du? Wie das denn?»

Hirn: «Hormone sind so klein, dass sie nicht nur mühelos im Körper zirkulieren, sondern eben auch total ohne Probleme tief in meine Struktur eindringen. Deshalb wirkt sich eine Veränderung der Hormone auch auf mich aus. »

Körper: «Inwiefern?»

Hirn: «Ich hab schlimmere Stimmungsschwankungen als meine pubertierenden KinderUnd von der Sache mit der Konzentration müssen wir gar nicht erst reden.»

Körper: «Ja, da haben wir in letzter Zeit einige Meisterleistungen vollbracht.»

Hirn: «Du meinst den Tag, an dem wir dreimal hintereinander in die falsche Richtung auf die Rolltreppe gingen, dann eine Viertelstunde lang den Bankomaten direkt vor unserer Nase suchten, um zu merken, dass wir das Portemonnaie zu Hause liegen lassen hatten?»

Körper: «Zum Beispiel. Da kann man nur hoffen, dass bald mal die nächste Stufe eintritt.»

Hirn: «Da wär ich mir nicht sicher. Da sinkt dann nicht nur deine Libido, sondern auch deine Energie im Allgemeinen. Und ich hoffe einfach, dass es bei den Stimmungsschwankungen bleibt und nicht zu depressiven Phasen kommt.»

Körper: «Du meine Güte. Was machen wir da?»

Hirn: «Wir üben uns in Nachsicht mit uns selbst und hoffen, mit möglichst wenigen Schaden aus diesem Shit hier herauszukommen.»

Der Artikel von Sandra Casalini

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