HR TODAY – Christine Bachmann –
Laura Bornmann leitet seit Oktober 2022 mit Jenny Maertens das operative Geschäft der Non-Profit-Organisationen «Startup Teens» und «GenZ Talents». Ein Gespräch über die digitale Generation Z, was diese im Arbeitsalltag fordert und weshalb das auch anderen Generationen nützt.
Laura Bornmann: Indem wir jungen Menschen Lernvideos zu unterschiedlichsten Themen rund ums Gründen zur Verfügung stellen – angefangen bei «Was ist ein Lean Start-up?» über «Was ist Flutter?» bis hin zu «Wie baut man einen Roboter?». Diese Videos sind nebst unserem Mentorenprogramm das Kernstück unseres Angebots. Dafür arbeiten wir mit über tausend Unternehmerinnen und Unternehmern zusammen, die uns Mentorinnen und Mentoren zur Verfügung stellen. In Pitch-Trainings lernen Teens, wie sie ihre Ideen verkaufen und Gelder von Investorinnen und Investoren sammeln. Daneben veranstalten wir jedes Jahr eine landesweite Challenge, bei der 14- bis 19-jährigen Schülerinnen und Schüler ihre Ideen pitchen. Die Gewinnerinnen oder Gewinner erhalten ein Preisgeld von 10 000 Euro als Startkapital für ihre Gründungsideen.
Die Königsdisziplin ist Intrapreneurship. Unternehmen suchen Mitarbeitende mit unternehmerischen Fähigkeiten, die mitdenken und im Sinne des Unternehmens handeln. Wichtig sind zudem Soft Skills wie Empathie und Kreativität. Ausserdem werden in Zukunft technische Grundlagen-Skills in der KI und Robotik sowie die Fähigkeit mit Veränderungen umzugehen wichtiger.
Die Generation Z ist digital gross geworden und unterscheidet nicht mehr zwischen virtueller und realer Welt. Das ist eindeutig ein Vorteil, weil Arbeitnehmende künftig über technologische Grundkenntnisse verfügen müssen. Dafür sind junge Menschen gut vorbereitet. Zudem besitzen sie in der Regel einen Sinn für unternehmerisches Handeln und Denken und wollen heute rasch Verantwortung übernehmen. Es kommt für diese Generation nicht mehr infrage, zehn Jahre zu warten, bis man ihnen endlich etwas zutraut und sie ein Projekt stemmen dürfen. Der Spruch: «Du hast noch keine Erfahrung», zieht somit nicht mehr. Zumal es für die Generation Z selbstverständlich ist, auch auf die Nase zu fallen und Fehler zu machen. Etwas, das früher in der Arbeitswelt verpönt war, heute aber im Kontext des lebenslangen Lernens normal ist. Wir dürfen aber nicht vergessen: Erfolgreich sind Unternehmen nur, wenn alle Generationen zusammenarbeiten und diverse Teams entstehen, in denen jeder seine Erfahrungen einbringen kann. Auch junge Leute können von älteren Kolleginnen und Kollegen lernen.
Persönliche Reife: Diese ist in der Regel in jungen Jahren noch nicht ausgeprägt. Aber auch Geduld und Durchhaltevermögen, wenn Dinge nicht sofort klappen. Hinzu kommt ihre fehlende Erfahrung. Das darf man nicht kleinreden. Auch wenn sich heute alles viel schneller verändert und Erfahrung heute nicht mehr einen so grossen Stellenwert hat wie früher.
Der klare Fokus auf die Generation Z. Das Spannende an dieser Generation ist ja, dass sie meist das gleiche will, wie die Generationen davor – beispielsweise Sinn bei der Arbeit finden oder flexible Arbeitsbedingungen – sie es aber ganz anders einfordert, weil sie auf dem Arbeitsmarkt einen andere Stellenwert hat. Am Ende sind viele Dinge, welche die Generation Z fordert, auch ein Gewinn für die anderen Generationen.
Nähe, Vertrauen und ein gutes Miteinander sind auch als Führungsperson möglich. Als ich bei Rewe in der Führung tätig war, pflegte ich mit meinen Mitarbeitenden immer ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Meine zumeist älteren Kollegen sagten mir: Das kann nicht gut gehen, insbesondere bei kritischen Entscheiden. Wir konnten aber zeigen, dass es funktioniert. Und nicht nur das: Diese Art von Führung ermöglicht, dass Teammitglieder auf einen zukommen, wenn sie einen Fehler gemacht haben, sodass sie schnell optimieren und daraus lernen können. Ausserdem habe ich an Selbstbewusstsein gewonnen und gelernt, Konflikte auszuhalten. Dadurch bin ich gewachsen.
In vielen Unternehmen ist die neue Art des Führens zwar ein Thema, die meisten stehen jedoch noch am Anfang. Das ist problematisch, weil viele Schwierigkeiten haben, Talente zu finden. Am Ende bleiben die Mitarbeitende dort, wo sie eine wertschätzende Kultur vorfinden.
Dadurch, dass sie Menschen in den Fokus nimmt und diese als Ganzes sieht. Unternehmen sollten für Mitarbeitende auch dann Verständnis zeigen, wenn sie sich in einer schlechten Phase befinden und das nicht so toll für das Geschäft ist. Wichtig ist auch, ihnen Sicherheit in der digitalen Veränderung zu geben, aber nicht vor der Veränderung. Das ist heute nicht mehr möglich.
Ja, da gebe ich ihnen Recht. Einerseits bringt das digitale Zeitalter zwar mehr Flexibilität – so gehe ich spazieren, während wir dieses Gespräch führen – aber gleichzeitig sind wir immer und überall erreichbar. Deshalb müssen wir künftig mehr lernen, abzuschalten und uns Resilienzen zu verschaffen.