Das Ende einer Ära: Brigitta Luisa Merki kündigt Rücktritt an

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TAGBLATT – Anna Raymann

Nach 40 Jahren Engagement für den Tanz in der Region kündigt Brigitta Luisa Merki an, Tanz & Kunst Königsfelden per Ende 2023 zu verlassen.

Müde wirkt sie nicht, im Gegenteil: Erst 2020 gründete Brigitta Luisa Merki das Residenzzentrum tanz+, wo seit 2021 die ersten Kompanien für Projektproben gastieren.

Aus dem letzten pädagogischen Tanzprojekt «Gib mir die Hand» (2022) mit 100 Schülerinnen und Schülern heraus lancierte sie zusammen mit Patrick Grigos die Kids Company «Hand und Fuss». Derzeit laufen die Proben für die grosse Produktion mit dem Choreografen Filipe Portugal «Heimlich seufzen die Winde» in der Klosterkirche in Windisch.

Es läuft – und doch kam gestern die Mitteilung aus Baden, wo Tanz & Kunst Königsfelden zu Hause ist: Brigitta Luisa Merki übergibt nach 40 Jahren Engagement für den Tanz im Kanton Aargau die künstlerische Leitung der Tanzinstitution ab.

«Warum also jetzt?», fragen wir Brigitta Luisa Merki: «Weil Tanz & Kunst Königsfelden jetzt in Hochblüte steht. Es läuft mit unseren Teilprojekten derzeit so gut, es ist daher der richtige Moment, diese Projekte in neue Hände zu legen. Es ist schön, etwas weiterzugeben, worauf ich stolz bin.» Der Entscheid sei, so unerwartet er wirken mag, schon länger geplant. «Ich trage ihn schon lange im Herzen und im Kopf mit mir umher», so Merki.

40 Jahre ganz für den Tanz

1984 gründete Brigitta Luisa Merki die «Tanzcompagnie Flamenco en route», mit der sie auf nationalen wie internationalen Tourneen in 50 Produktionen bewegenden Nuevo Flamenco vor das Publikum brachte. 15 Jahre nach der Gründung, 1999, erhielt sie den Kulturpreis der AZ-Mediengruppe Schweiz. Weitere 5 Jahre später zeichnete sie das Bundesamt für Kultur mit dem «Grand Prix Tanz» (Hans-Reinhart-Ring) aus. Als nach 36 Jahren das Aargauer Kuratorium die Förderung strich, war dies das Ende für die Flamenco-Kompanie aus dem Oederlin-Areal. Nicht jedoch für den Tanz.

2007 lancierte Merki das Gesamtkunstwerk Tanz & Kunst Königsfelden, mit dem es auch über das Ende von «Flamenco en route» hinaus überaus erfolgreich weiterging, und geht. Aus dem ehemaligen Flamenco-Studio baute sie mit ihrem Team das neue Residenzzentrum.

In den rund 40 Jahren engagierte sich die Tänzerin und Choreografin dafür, dass der Tanz in der Region in Bewegung bleibt. Nun blickt sie auf ihre letzte Saison, bis Ende 2023 bleibt sie noch im Amt. Die Dramaturgie für «Heimlich seufzen die Winde» (24. Mai–18. Juni) liegt in ihrer Hand. Ihr letzter Tanz ist dies aber sicherlich nicht, sagt Merki: «Ich werde Verantwortung abgeben und freue mich auf die neue Handschrift, die übernehmen wird. Die Kunst geht mir aber nicht verloren.»

Wer ihr als neue künstlerische Leitung folgen wird, soll Mitte März verkündet werden. Namen werden bis dahin keine verraten, doch: «Mir war es immer ein Anliegen, dass wir jemanden finden, der – oder die – aus dem Tanz kommt. Es muss ein Tänzer oder eine Choreografin sein, also jemand, der den Beruf kennt und lebt. Es ist in einer solchen Position wichtig, zu wissen, welche psychischen und physischen Anforderungen man an das Ensemble stellt.» Denn Tanz, so Brigitta Luisa Merki, macht man niemals allein.

Der Artikel von Anna Raymann

Bild: Janine Müller

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