Werkplatz Égalité – Marianne Schär Moser
Wir wissen es alle: Frauen verdienen für ihre Erwerbsarbeit gesamtwirtschaftlich gesehen nach wie vor deutlich weniger als Männer. Das erklärt sich teilweise damit, dass sie nicht in gleicher Weise im Erwerbsleben integriert sind.
Hartnäckig hält sich aber auch ein Lohnunterschied, der sich mit Faktoren wie Funktion, Branche oder Erfahrung nicht sachlich erklären lässt. Er lag im Jahr 2018 bei 8.6% – ein Elftel weniger vom Lohnkuchen, nur weil Frauen Frauen sind?
Wenn Sie diese Zahlen hören, denken Sie dann beruhigt, dass Sie dieses Problem in Ihrem Unternehmen zum Glück nicht haben, weil Lohngleichheit längst eine Selbstverständlichkeit ist? Fragen Sie sich, ob bei Ihnen auch Handlungsbedarf ist – oder wissen Sie gar, dass Probleme bestehen aber nicht, wie sie zu lösen wären?
Ansprüche ausbalancieren
Anforderungen an «faire» Löhne sind unterschiedlich und oft widersprüchlich. Damit die Lohnfrage nicht zum Problem wird, müssen in jedem Fall drei Perspektiven berücksichtigt werden:
Dieses Dreieck muss durch kluge lohnpolitische Entscheide in ein Gleichgewicht gebracht werden – die Vernachlässigung eines Aspekts wird über kurz oder lang zu Schwierigkeiten führen. So bringt die reine Marktorientierung Probleme bezüglich der Respektierung des Verfassungsgrundsatzes «gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit». Ohne Einbezug der externen Perspektive aber, sind Schwierigkeiten bei der Rekrutierung zu erwarten.
Sie finden hier in fünf wesentlichen Schritten meine Empfehlungen, wie Sie Lohngleichheit in Ihrem Unternehmen nachhaltig implementieren können.
Wo Löhne ausschliesslich individuell ausgehandelt werden, wo sie rein aufgrund von Marktvergleichen oder gewissermassen «im Geheimen» bestimmt werden, ist die Gefahr gross, dass sich Lohndiskriminierungen einnisten. Ein nachvollziehbares Lohnsystem ist der Königsweg zur Lohngleichheit. Es braucht klare Kriterien bezüglich Lohnfestlegung, Lohnspanne und Lohnentwicklung, die in einem Lohnreglement verständlich aufgezeigt werden. So schaffen Sie Transparenz, ohne dass individuelle Löhne kommuniziert werden müssen.
Ziel ist ein systematisches, nachvollziehbares und geschlechtsneutrales Lohnsystem. Konkret kann dies sehr unterschiedlich aussehen. Was genau sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt von der Unternehmenskultur. Treffen Sie die relevanten lohnpolitischen Entscheide bezüglich Lohnbestandteile, Lohnfestlegung und Lohnentwicklung und gestalten Sie die Umsetzung diskriminierungsfrei. Eine separate Betrachtung verschiedener Lohnbestandteile hilft dabei.