
Eigentlich war für mich schon als Kind klar, dass ich einmal Kindergärtnerin werden möchte. Ich hatte selbst eine liebevolle Kindergärtnerin, die mir unzählige schöne Erinnerungen geschenkt hat. Alles, was mich damals emotional berührte, hat sich bis heute in mir eingeprägt. Diese frühen Erfahrungen haben mich nachhaltig beeinflusst.
Später kam meine Schwester zur Welt – zehn Jahre jünger als ich. Von Anfang an war ich mit kleinen Kindern umgeben, hütete zusätzlich Cousins und Cousinen und merkte früh, wie sehr mich das Zusammensein mit Kindern erfüllt. Dass ich sehr vielseitig interessiert bin, hat mich zusätzlich in diese Richtung geführt. Im Kindergarten kann ich all das vereinen, was mich begeistert: Menschen, Kreativität, Natur, Geschichten, Musik, Fotografie, Zeichnen, Reisen, Neugier – nichts steht im Widerspruch, alles findet seinen Platz.
Die Arbeit mit Kindern, Eltern und Kolleg:innen schenkt mir täglich Energie. Ich sehe sofort Wirkung und bekomme unmittelbares Feedback – manchmal bringt mich das zu Höchstleistungen. Vor allem aber ist mein Beruf zutiefst sinnstiftend. Selbst an Tagen, an denen ich nicht ganz wach in den Morgen starte, freue ich mich spätestens im Auto auf die Kinder. Ihre Offenheit, ihr Humor und ihre Begeisterung machen meinen Beruf zu einer täglichen Freude.
Karriere im klassischen Sinn gibt es im Kindergarten kaum, ausser man wählt den Weg Richtung Schulleitung – etwas, das für mich nie im Fokus stand. Für mich war die „Karrierewahl“ nie eine Frage von Hierarchiestufen, sondern eine Frage des Herzens. Als Praxislehrperson darf ich andere Kindergärtnerinnen ausbilden – das ist für mich die wertvollste Form der Weiterentwicklung.
Mein Beruf schenkt mir jeden Tag Momente zum Lachen, viele besondere Augenblicke und unzählige Möglichkeiten, Kinder stark zu machen, neugierig zu halten und ihnen zu zeigen, wie spannend diese Welt ist. Die nächste Generation wird vor grossen Herausforderungen stehen – sie braucht kreative, kommunikationsfähige, kooperationsbereite und kritisch denkende Menschen. All das beginnt schon im Kindergarten.
Beziehung ist der Schlüssel. Wer nicht bereit ist, echte Beziehungen aufzubauen, hat im Lehrberuf schon verloren. Lernen geschieht über Beziehung – immer.
Und neben all dem entsteht in mir ständig Neues: Ideen für Fotografie, Illustrationen und Geschichten. Mein Nachttisch ist voller Post-its. Der Tag könnte doppelt so viele Stunden haben, das Leben doppelt so viele Jahre – aber im Moment bin ich einfach dankbar für mein erstes Bilderbuch Tierliwienacht und all die strahlenden Augen, die es hervorzaubert.
Ein Kindheitstraum wird ein Bilderbuch: Tierliwienacht
Geschichten begleiten mich schon mein Leben lang. Über Jahre erfand ich unzählige davon – für meine eigenen Kinder, für meine Enkel und für den Kindergarten. Der Traum, ein eigenes Bilderbuch zu schreiben und zu illustrieren, war immer da, manchmal leise, manchmal sehr präsent.
Mit Tierliwienacht wurde dieser Traum Wirklichkeit.
Das Buch vereint alles, was mir wichtig ist: Wärme, Humor, Gemeinschaft, Rituale, Schweizer Traditionen, Tiere und Natur – und den Wunsch, Kindern eine stimmungsvolle Adventszeit zu ermöglichen.
Der kleine Hase Mini führt durch eine Adventsgeschichte in 24 Kapiteln, die Schritt für Schritt zeigt, wie schön es ist, gemeinsam etwas zu gestalten.
Dass Tierliwienacht nun in Familien, Kindergärten und Schulen gelesen wird, freut mich jeden Tag. Wenn Kinder gespannt zuhören, Eltern mir Rückmeldungen schicken oder Lehrpersonen erzählen, wie sie das Buch im Unterricht einsetzen, ist das für mich etwas sehr Besonderes – und ein grosser Ansporn.
Warum ich meinen Beruf liebe
Meine Arbeit begeistert mich, weil sie sinnstiftend ist und weil ich Menschen begeistern kann. Kinder schenken ehrliches, unmittelbares Feedback – Freude, Staunen, Begeisterung. Es gibt kaum einen Beruf, in dem man täglich so viele Momente des Lachens, Lernens und lebendigen Miteinanders erlebt.
Für mich steht fest:
Beziehung ist alles.
Nur wer bereit ist, echte, respektvolle Beziehung zu Kindern einzugehen, kann sie wirklich erreichen. Lernen geschieht über Vertrauen – und Vertrauen entsteht durch Zeit, Zuwendung und Präsenz.
Ich bin dankbar, dass ich einen Beruf habe, der mich erfüllt, herausfordert, inspiriert und mir erlaubt, kreativ zu bleiben – im Unterricht genauso wie in meinen Projekten, meinen Fotos, meinen Illustrationen und meinen Geschichten.
SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?
Barbara Huwiler: Mich fasziniert, wie unmittelbar und kraftvoll die Arbeit mit Kindern wirkt. Ein kleiner Moment kann ein Leben lang nachhallen. Ich liebe es, Kinder zu stärken, sie zum Lachen zu bringen, ihre Neugier zu entfachen und ihnen zu zeigen, wie spannend diese Welt ist. Seit Tierliwienacht dazugekommen ist, erlebe ich noch eine neue Form der Wirkung: dass etwas, das in mir entstanden ist, weit über meinen Kindergarten hinaus Kinder und Erwachsene berührt.
SWONET: Wie betrachtest Du Karriere, früher und heute?
Barbara Huwiler: Karriere war für mich nie eine Frage von Hierarchien. Ich wollte einfach das tun, was ich liebe. Heute verstehe ich Karriere als persönlichen Entwicklungsweg: wachsen, lernen, gestalten, Geschichten erzählen, andere inspirieren.
Karriere bedeutet für mich Wirkung – nicht Titel.
SWONET: Was ist Dein Rat für Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?
Barbara Huwiler: Egal, ob man neu ins Berufsleben startet oder ein eigenes Projekt gründet – wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen. Jeder Anfang ist holprig, und niemand sieht von aussen, wie viele Unsicherheiten, Umwege oder Zweifel hinter erfolgreichen Wegen stehen. Rückschläge gehören dazu, genauso wie Momente, in denen man sich fragt, ob man auf dem richtigen Weg ist.
Entscheidend ist, dranzubleiben, auch wenn der Weg zwischendurch zäh oder unübersichtlich wird. Viele Türen öffnen sich erst, wenn man lange genug anklopft.
Sucht euch Menschen, die euch unterstützen, beraten oder einfach ehrlich spiegeln. Austausch ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Professionalität. Man muss nicht alles alleine können – und man muss auch nicht jeden Fehler selbst machen. Gute Beratung kann Umwege verkürzen, Ressourcen sparen und neue Perspektiven öffnen.
Und vielleicht das Wichtigste: Vertraut euch selbst. Man wächst in Aufgaben hinein, die man sich anfangs kaum zutraut. Mut zeigt sich selten in grossen Gesten – viel öfter in den kleinen Schritten, die man jeden Tag geht.
Wenn du Lehrerin werden möchtest, dann tu es aus Liebe zu Menschen. Beziehung ist das Fundament von allem. Geh mutig, humorvoll und kreativ in Begegnungen. Fördere Neugier, kritisches Denken, Kooperation, Kreativität und Kommunikation – denn die Kinder von heute werden in einer Welt leben, die sich rasant verändert.
Für Berufseinsteigerinnen im Bildungsbereich ist mein wichtigster Rat: Bleib flexibel und neugierig.
Unterrichten bedeutet, immer wieder loszulassen, neu zu denken und dich auf Situationen einzulassen, die du nicht planen kannst. Kinder bringen ihre Lebensrealität mit – und guter Unterricht gelingt nur, wenn du diese ernst nimmst.
Beobachte aufmerksam, hör gut zu und reagiere spontan. Manchmal ist eine inspirierte Idee wertvoller als ein perfekter Plan. Oft sind es gerade die ungeplanten Momente, in denen Kinder am meisten lernen – und in denen dein Unterricht lebendig wird.
Und: Glaube an deine Ideen. Manchmal wächst aus einem Herzenswunsch – wie bei Tierliwienacht – ein Projekt, das weiter trägt, als man sich anfangs vorstellen konnte.
SWONET: Wie startest Du in den Tag?
Barbara Huwiler: Mit einem Kaffee – und meist mit neuen Ideen. Viele davon kommen völlig ungeplant: im Bad, im Auto, mitten in einem Gespräch oder manchmal auch einfach so. Unterrichtsideen, Geschichten, Fotos, Bilderbuchszenen – oft entsteht das Beste genau dann, wenn ich nicht nach einer Idee suche. Mein Nachttisch ist voller Post-its, weil ich Inspiration festhalten muss, bevor sie weiterzieht.
Und dann freue ich mich auf die Kinder. Auf ihr Lachen, ihre Fragen, ihr Staunen – und darauf, dass jeder Tag anders ist. Unterricht im Kindergarten verlangt Flexibilität: Man muss spontan reagieren können, Pläne anpassen, die Lebensrealität der Kinder wahrnehmen und Unterricht so gestalten, dass er zu ihren Bedürfnissen passt. Genau das macht meinen Beruf lebendig und abwechslungsreich.
Das Bilderbuch Tierliwienacht erschien im November in meinem eigenen, neu gegründeten Verlag Barbarillus.ch und ist ist auf dieser Webseite bestellbar.