Die Ernennung von Sandra Bütler zur CEO war eine Premiere in der Geschichte der Pilatus-Bahnen: Mit der 48-Jährigen leitet erstmals eine Frau die Geschicke des traditionsreichen Unternehmens in der Zentralschweiz.
Sandra Bütler ist gebürtige Luzernerin und wohnt mit ihrer Familie in Kriens. Sie steht seit dem 1. März 2024 der Geschäftsleitung vor und bezeichnet sich selbst als jemanden, der sich «sehr für andere Menschen interessiert».
Für sie war früh klar, dass in ihrem beruflichen Alltag die Zusammenarbeit und Kommunikation mit Menschen ein zentraler Faktor sein sollte – und dass sie als Dienstleisterin tätig sein wollte.
Der Tourismus fasziniert sie seit je. Sandra Bütler reiste früher viel mit ihren Eltern und liebte es, fremde Kulturen und Mentalitäten kennenzulernen. Ihr Vater war ebenfalls im Tourismus tätig: «Er war sicher ein wichtiger Grund dafür, dass mein Interesse für den Tourismus überhaupt geweckt wurde», sagt Sandra Bütler.
Sie schloss die Höhere Fachschule Tourismus in Luzern ab, besitzt einen Bachelor in Betriebsökonomie sowie einen Master in Communication Management. Sandra Bütler ist Generalistin und bringt profunde Erfahrung in den Bereichen Unternehmensführung, Tourismus, Kommunikation und Events in ihre neue Funktion ein. Bevor sie ihr Amt bei den Pilatus-Bahnen antrat, arbeitete sie 15 Jahre als Beraterin, Key Account Managerin und Projektleiterin bei der Agentur «Premotion» in Luzern, die sie als Teilhaberin und CEO erfolgreich führte.
Sandra Bütler engagiert sich ehrenamtlich als Co-Verantwortliche «Projekte & Strategie» beim Sportclub Kriens. Der Fussballverein verfügt mit rund 650 Juniorinnen und Junioren über die grösste Fussball-Nachwuchsabteilung der Schweiz. Als Ausgleich sucht sie die Ruhe und die Bodenhaftung in der Natur und im Yoga.
SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?
Sandra Bütler: «Die enorme Vielfalt, die tägliche Abwechslung – und die Zusammenarbeit mit ganz vielen Menschen. Ich versuche, möglichst nahe bei ihnen zu sein, um den Puls zu spüren. Mir ist es beispielsweise ein Anliegen, möglichst viele Mitarbeitende mit ihrem Namen ansprechen zu können. Im Sommer haben wir rund 280 Angestellte, im Winter etwa die Hälfte. Das hat meines Erachtens mit Wertschätzung zu tun und eben auch mit meinem grossen Interesse für die Person, die bei und für uns arbeitet.
Wenn ich von Abwechslung spreche, meine ich die breite Palette meiner Aufgaben: Sie reicht von operativen Arbeiten bis zu hoch strategischen Angelegenheiten. Ich trete in all diesen Bereichen mit spannenden Leuten in Kontakt, habe mit unterschiedlichen Charakteren zu tun, lerne sehr viel und erhalte Einblicke in Berufe, die mir bislang verborgen geblieben sind. Diese Faszination habe ich seit meinem ersten Tag bei den Pilatus-Bahnen.»
SWONET: Wie betrachtest Du Karriere, früher und heute?
Sandra Bütler: «Mit 18, 19 Jahren hatte ich das Ziel, grosse Events zu organisieren oder in einem Grosskonzern zu arbeiten. Beides habe ich geschafft. Noch heute ist mir diese Zeit beim Konzern in bester Erinnerung. Ich hatte anschliessend aber die Gelegenheit mich selbständig zu machen und Partnerin bei der Agentur «Premotion» zu werden und dort meine zweite Leidenschaft der Events zu leben. Diese Chance habe ich mit 31 Jahren gepackt und deshalb den Konzern verlassen.
Ich hatte früher und heute den Antrieb, an mir zu arbeiten und mein Potenzial auszuschöpfen. Ich bin nun CEO der PILATUS-BAHNEN AG und denke: Weiter muss es nicht mehr gehen. Warum? Weil ich extrem zufrieden bin mit der Situation. Und dankbar. Und stolz, dass ich es so weit gebracht habe und immer authentisch geblieben bin. Ich habe im Moment keine anderen Ambitionen ausser diese Rolle hier so gut wie möglich auszufüllen.
Der Begriff «Karriere» hat sich über die Jahre für mich sowieso verändert. Heute möchte ich beruflich natürlich erfolgreich sein, aber die Karriere muss vereinbar sein mit einem schönen Privatleben, mit meiner Gesundheit und mit den Ansprüchen meiner Familie.
SWONET: Was ist Dein Rat für Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?
Sandra Bütler: Die wichtigsten Faktoren sind: Authentizität, Haltung, Zielstrebigkeit, Resilienz, das Interesse, ständig an sich selber zu arbeiten und ein gesundes, persönliches Energiemanagement.
Das wichtigste für mich ist Authentizität: verstellt euch nicht und seid echt. Wertvoll ist zusätzlich eine klare Haltung. Zum einen meine ich damit Werte, die ich zu leben versuche. Zum anderen schliesst das eine klare Sprache ein. Das heisst, ich möchte mit allen Menschen offen kommunizieren und auch unangenehme Dinge klar ansprechen. Das hat wieder mit Ehrlichkeit zu tun. Ebenfalls von Bedeutung ist: Zielstrebigkeit. Ich möchte ein Ziel erreichen, bleibe hartnäckig dran und investiere viel dafür.
Sicher von Vorteil ist Resilienz. Ich hatte bisher das Glück, dass ich nicht oft hinfiel. Aber wenn, dann muss man die Energie aufbringen, um wieder aufzustehen. Und enorm wichtig ist es, sich selbst verzeihen zu können. Ich musste auch schon selbstkritisch eingestehen, dass ich etwas nicht gut gemacht hatte. Aber deswegen hadere ich nicht drei Wochen lang. Ich entschuldige mich da, wo eine Entschuldigung angebracht ist, nehme mir vor, aus dem Fehler zu lernen – und weiter gehts. Das gehört zum Leben. Und dann später, wenn vielleicht sogar Kinder dazukommen: Zentral ist meines Erachtens weniger das Zeitmanagement, sondern das Energiemanagement.
SWONET: Wie startest Du in den Tag?
Sandra Bütler: Manchmal mit einer viertelstündigen, geführten Meditation, manchmal am Küchentisch mit meinem Sohn und seinen Hausaufgaben. Ich habe kein tägliches Ritual sondern bin auch hier anpassungsfähig und tue, was die Situation erfordert.