4 Fragen an Marianne Temerowski – People Lead Data Services @ Data Analytics & AI, bei Swisscom

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Mein Vater hat mir eine sehr positive Einstellung zur Arbeit vermittelt. Er ist in Armut im Süden Chiles aufgewachsen, und hat mir mitgegeben, dass wir mit unserer Arbeit unsere Gesellschaft gestalten und jede Arbeit würdig ist. Er arbeitet auch jetzt in seiner Rente noch wahnsinnig gern und das hat mich immer angespornt. Auch meine Mutter ist sehr gern arbeiten gegangen als wir vier Kinder grösser waren und hat sich kontinuierlich weitergebildet. Von beiden habe ich die Freude am Lernen vermittelt bekommen.

Studiert habe ich Arbeits-Psychologie mit den Nebenfächern VWL und freiwillig noch Jura. Meine Absicht war immer, eine positive Wirkung auf Menschen zu haben mit meiner Arbeit. In der Tech-Branche bin ich per Zufall gelandet. Ich brauchte im Studium immer Nebenjobs, um mein Leben finanzieren zu können. Nachdem ich in einer Wäscherei gebügelt und in einem Kleidergeschäft Kleider verkauft hatte, habe ich per Zufall eine Anzeige für einen Job bei SAP gesehen (IT-Unternehmen) und durfte dort als Werkstudentin anfangen. Für mich war es Begeisterung auf den ersten Blick. Ich war fasziniert davon, wie motiviert, offen, hilfsbereit und bescheiden die Mitarbeitenden waren.

Später habe ich – nach einem Ausflug in die Entwicklungszusammenarbeit –  die Arbeit in der ICT-Branche bei der Deutschen Telekom und bei Swisscom vertieft. Aktuell bin ich People Lead von 80 internen und 20 externen Mitarbeitenden bei der Swisscom in der IT, im Bereich Data Analytics und AI.

Was hat meine Entscheidungen beeinflusst?

Bei allen Entscheidungen, zum Studium, zu den Praktika, etc. habe ich meine Interessen, Werte und auch immer Ratschläge einfliessen lassen. Ein Onkel von mir ist zum Beispiel Professor für Psychologie und hat mir aufgezeigt, welche Möglichkeiten ich nach einem Psychologie Studium habe. Natürlich nehme ich für Entscheidungen auch Fakten aus Büchern, Statistiken, dem Internet sowie Rat von Expert*innen etc. zur Hand. Wenn eine komplexe Entscheidung mit vielen Implikationen ansteht, wie bspw. mit zwei kleinen Kindern ins Ausland ziehen, dann erstelle ich gerne Entscheidungs-Matrizen mit Faktoren und Gewichtungen.

Marianne Temerowski


SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?

Marianne Temerowski: Ich liebe das Tech-Umfeld (ich arbeite in der IT im Bereich Data Analytics & AI), da es sich unglaublich schnell weiterentwickelt. Es kommen ständig neue technologische Entwicklungen auf den Markt und wir dürfen immer neue Dinge lernen. Ebenso geht dieser technologische Wandel häufig mit sehr modernen Arbeitskulturen zusammen. Im Tech Umfeld stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt und geben unser Bestes, damit unsere Engineers zufrieden sind und lange bei uns bleiben. So entsteht schnell eine positiv-Spirale: zufriedene Mitarbeitende liefern meistens top Ergebnisse, dies führt zu zufriedenen Kunden, die noch mehr unserer Services nachfragen. Die Engineers können so deutlich erkennen, dass sie an etwas sinnvollem arbeiten, und unser Unternehmen und unsere Gesellschaft voranbringen.

Bei der Arbeit durfte ich bisher häufig Transformationen von Technologien mit umsetzen und begleiten. Ich selbst habe viel Spass an Veränderungen und es macht mir Freude, anderen die Chancen von Innovationen aufzuzeigen und ihnen mögliche Ängste zu nehmen.

Bei meinem aktuellen Job bin ich zudem absolut begeistert von den Menschen, mit denen ich jeden Tag zusammenarbeiten darf. In meinem Team gibt es Menschen aus der ganzen Welt, angefangen mit der Schweiz, und weiter aus Indien, Pakistan, Frankreich, England und vielen Ländern mehr. Sie entsprechen allen Generationen und haben auch sehr vielfältige Hintergründe: es sind Mathematiker, Physiker, Informatiker, Autodidakten und auch Wirtschaftswissenschaftler. Wir leben Diversity und arbeiten kontinuierlich dran, dass jeder sich bei uns zugehörig fühlt (#Diversity and Inclusion #Belong).

SWONET: Wie betrachtest Du Karriere, früher und heute?
  • Früher dachte ich, dass Karriere linear ist und dass man von anderen „entdeckt“ wird, wenn man Talente mitbringt.
  • Heute weiss ich, dass die meisten Karrieren non-linear sind (in dem Sinne, dass Bereiche und Branchen gewechselt werden oder man in der Hierarchie auf- und absteigt) und man erfolgreicher und glücklicher ist, wenn man selbst seine Chancen schafft (und nicht wartet „erkannt“ zu werden)
  • Ich habe auf jeden Fall früher unterschätzt welchen Impact wir mit unserer Arbeit haben können. Jetzt sehe ich mit Begeisterung, wie jede/r von uns, auch über unsere Job Description hinaus, mit Umsetzungskraft, Mut, Netzwerken etc. unsere Gesellschaft zum positiven verändern kann.
 
SWONET: Was ist Dein Rat für Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?
  • Beschäftige Dich damit, was Dein Purpose ist. Als Hilfestellung, um Deinen Purpose zu finden, kannst Du das Konzept Ikigaii nutzen, welches Du einfach mit Google finden kannst. Oder denke über Dein Leben „vom Ende her“ nach: was sollten Menschen am Ende Deines Lebens über Dich sagen? Das führt Dich zum Kern Deines Purpose.
  • Bilder Dich kontinuierlich weiter. Lerne am besten jede Woche etwas Neues.
  • Beschäftige Dich damit wer Du bist, hinter all den Rollen, die wir im Alltag einnehmen (Studentin oder Projektleiterin, Freundin, Schwester, „die Sportliche“, „die Lustige“ etc.). Je genauer Du es herausfinden kannst, desto genauer weisst Du auch, was Du im Leben möchtest und nach welchen Kriterien Du Karriereentscheidungen treffen solltest. Interessante Einblicke zu dem Thema gibt zum Beispiel Oprah Winfrey bei ihrer Rede an der Spellman University https://www.youtube.com/watch?v=RLTgnOuYb6o oder Matthieu Ricard in seinem Buch „Glück“.
  • Finde heraus, welche Werte Dir wichtig sind. Du kannst zum Beispiel die 10 Werte auflisten, die Dir am wichtigsten sind und sie in eine Rang-Reihenfolge bringen. Ist es erst „Integrität“ und dann „Effizienz“ und dann „Kontinuierlich Lernen“ oder die gleichen Werte in einer anderen Reihenfolge oder gar andere Werte?
  • Such Dir unterschiedliche Ratgeber und überlege Dir gut, wen Du jeweils etwas fragst. Ich selbst habe zu den unterschiedlichsten Themen die unterschiedlichsten Sparringpartner, eine grossartige Coach, einen tollen Mentor, und natürlich auch Freunde und Familie, die ich um Rat frage. Ein Perspektivwechsel ist immer bereichernd!
  • Lese dieses Zitat von Marianne Williamson. Es gibt spannende Hinweise dazu, wofür wir hier sind und wie wir unsere Zeit nutzen können: “Our deepest fear is not that we are inadequate. Our deepest fear is that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness that most frightens us. We ask ourselves, ‚Who am I to be brilliant, gorgeous, talented, fabulous?‘ Actually, who are you not to be? […] Your playing small does not serve the world. There is nothing enlightened about shrinking so that other people won’t feel insecure around you. We are all meant to shine, as children do. We were born to make manifest the glory of God that is within us. It’s not just in some of us; it’s in everyone. And as we let our own light shine, we unconsciously give other people permission to do the same. As we are liberated from our own fear, our presence automatically liberates others.”

 

SWONET: Wie startest Du in den Tag?

Marianne Temerowski: Ich stehe um 06:00 Uhr auf, bevor alle anderen wach werden. Beim Frühstück lese ich Karten mit positiven Affirmationen (z.B. „Heute erlaube ich es mir zu strahlen, so schön und so weit, dass es jeder sehen kann“). Dann mache ich Yoga und höre während dessen Meditationen oder Musik. Dann mache ich die Kinder fertig, bringe sie abwechselnd mit meinem Mann zu Fuss zur Schule und bin parat für einen neuen Tag! Das Meditieren hilft mir sehr, mit dem richtigen Mindset in den Tag zu starten. Und die frische Luft am Morgen macht wach und gibt Energie! Fairerweise muss ich sagen, dass meine Morgen-Routine sehr strukturiert ist, die am Abend aber nicht so sehr. Da kann ich sicher von anderen lernen 😊.

 

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