4 Fragen an Giulia Cresta – Leiterin Programmgestaltung CH Media Radio, Co-Präsidentin Medienfrauen Schweiz und Vorstandsmitglied Verband Schweizer Privatradios

ON STAGE

Ich war schon früh an vielem interessiert: Theater, Musik, Geschichte, Kunst, Schreiben. Ich war nie die Beste in einem Fach, aber immer stark in kreativen und sprachlichen Bereichen. Das war manchmal auch frustrierend. Ich habe mich gefragt: «Was kann ich denn überhaupt richtig gut?» und habe immer wieder an mir gezweifelt. Später habe ich gemerkt, dass gerade diese Vielseitigkeit meine Stärke ist. Schon mit elf Jahren habe ich meine erste Harddisk am eigenen PC ausgewechselt. Mich interessierten unterschiedliche Themen – von Geschichte bis zur digitalen Welt.

Eine Zeit lang habe ich mit dem Gedanken gespielt, Gesang zu studieren.

Doch bald merkte ich, dass mir das zu einseitig wäre, da ich noch viele andere Interessen habe. Heute bezeichne ich mich als Generalistin – jemand, der sich nicht nur auf einen Bereich festlegt, sondern Vielfalt lebt.

Radio war für mich das Medium, in dem ich all das verbinden konnte: Kreativität, Musik und Kommunikation. Deshalb entschied ich mich für ein Studium in Multimedia Production mit Fokus auf Radio – eine Ausbildung, die mich von Anfang an begeistert hat, weil sie Technik, Storytelling und Medienpraxis vereinte.

Zum ersten richtigen Radiojob kam ich per Zufall: In einem Einkaufszentrum habe ich eine Studienfreundin getroffen, die gerade ein Praktikum beim Radio machte. Das Lokalradio hatte dort eine Aussensendung. Meine Freundin stellte mich dem Moderationsleiter vor. Als er meine Stimme hörte, meinte er: «Ich hätte eine schöne Stimme.» Diese Begegnung war für mich der Türöffner in die Radiowelt. Von da an war mein Interesse geweckt und ist bis heute geblieben.

Entscheidungen auf meinem Weg waren oft von zwei Dingen geprägt: meiner Leidenschaft für Medien und meiner Neugier, Neues auszuprobieren. Ob Moderation, Redaktion, Produktion, Marketing, Programmleitung oder heute die Leitung der Programmgestaltung für 12 Radiosender – Ich wollte mit meiner Arbeit Menschen berühren, ihnen Geschichten näherbringen und Momente schaffen, die im Alltag nachhallen. Gleichzeitig war mir Teamarbeit und Führung wichtig: Menschen zu inspirieren, gemeinsam kreative Konzepte umzusetzen und mutige Ideen Realität werden zu lassen.

Wichtige Einflüsse waren auch Begegnungen mit Kolleg:innen, die mir Türen geöffnet oder mich ermutigt haben, mehr Verantwortung zu übernehmen. Diese Mischung aus Leidenschaft, Chance und Vertrauen hat meinen Weg geprägt. Mit 35 habe ich für mich erkannt, dass ich noch einen MAS machen möchte, den ich hoffentlich diesen Herbst abschliessen werde. Ich glaube fest daran: Man hat nie ausgelernt und Stillstand war und ist nichts für mich.

Heute verbinde ich als Generalistin strategische Programmgestaltung mit crossmedialer Content-Entwicklung, Projektmanagement und Leadership. In meiner Rolle übernehme ich eine klare Schnittstellenfunktion zwischen Teams, Strategie und Umsetzung – von Programmkonzepten bis hin zur Entwicklung von Social-Media-Strategien. Ausserdem engagiere ich mich als Co-Präsidentin der Medienfrauen Schweiz für die Förderung von Frauen in der Branche. Mir ist wichtig, dass es jüngeren Frauen leichter fällt, ihren Weg zu gehen, und dass sie sich mehr zutrauen, als ich es mir damals selbst zugetraut habe.

LinkedIn: Giulia Cresta


SWONET: Was fasziniert und begeistert Sie an Ihrer Arbeit?

Giulia Cresta: Mich begeistert die Vielfalt und die Menschen: Kein Tag ist gleich, jede Idee kann zu einem Projekt werden, das bewegt. Mein Team besteht aus grossartigen, inspirierenden Persönlichkeiten, von denen ich jeden Tag lernen darf – das empfinde ich als grosse Bereicherung. Besonders erfüllend ist es für mich auch, wenn ich sehe, wie Teams gemeinsam wachsen und wir als Sendergruppe Erlebnisse schaffen, die weit über das reine Radioprogramm hinausgehen.

 

SWONET: Wie betrachten Sie Karriere, früher und heute?

Giulia Cresta: Früher habe ich Karriere als eine Art lineare Leiter gesehen: Schritt für Schritt nach oben. Und ich war überzeugt, man müsse zwingend eine Expertin in einem Fach sein – mit viel Expertise und einer gewissen Härte. Empathie habe ich damals weniger gewichtet. Heute verstehe ich Karriere eher als Reise, die von Erfahrungen, Begegnungen und persönlichen Werten geprägt ist. Es geht für mich weniger um Positionen und Titel, sondern vielmehr um Wirkung, Sinnhaftigkeit und das Gefühl, mitgestalten zu können.

 

SWONET: Was ist Ihr Rat für Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?

Giulia Cresta: Habt den Mut, euch auszuprobieren und euren eigenen Weg zu gehen. Wartet nicht auf die perfekte Gelegenheit, sondern macht einfach den ersten Schritt. Baut euch Netzwerke auf, sucht euch Mentorinnen und vertraut auf eure Fähigkeiten, auch wenn der Weg nicht immer geradlinig verläuft. Und für alle Perfektionistinnen: 80% reichen meistens völlig aus.

 

SWONET: Wie starten Sie in den Tag?

Giulia Cresta: Sehr ruhig. Ich mag und brauche die Stille am Morgen und brauche nicht viel Zeit, um mich für den Tag bereitzumachen. Die Radio-App schalte ich erst an, wenn ich aus der Tür gehe und Richtung Bus laufe. Bewegung gehört für mich ebenfalls dazu: Wenn ich die Musse habe, gehe ich vor der Arbeit joggen. Und wenn das nicht klappt (kommt öfters vor :-D), reicht auch mal eine Tramstation zu Fuss, um in Schwung zu kommen.

                                                                                             

 

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