4 Fragen an Claudia Kraaz – Führungs- und Stress-Coach sowie Resilienz-Trainerin

claudia

Schon ihr ganzes Berufsleben standen für Claudia Kraaz die Menschen im Zentrum. Zuerst war sie 13 Jahre in führenden Positionen in der Unternehmenskommunikation tätig, unter anderem als Kommunikationschefin der Krankenkasse SWICA und der Bank Vontobel sowie als stellvertretende Kommunikationschefin weltweit und Medienchefin der Credit Suisse. Bei der Credit Suisse führte sie mit grosser Leidenschaft 50 Mitarbeitende.

Ihr Interesse an der Förderung und Entwicklung von Menschen führte Claudia Kraaz zu ihrem zweiten Beruf – ja, ihrer Berufung.

Seit 2014 ist sie Führungs- und Stress-Coach und gibt Resilienz-Trainings (psychische Widerstandskraft).

Sie begleitet Führungskräfte in verschiedenen Stationen ihrer Laufbahn – von ihrer ersten Führungsposition bis zur Konzernleitung – und coacht Mitarbeitende und Führungskräfte, die Stresssymptome bis zu einem Burnout haben.

In ihren Resilienz-Trainings für Unternehmen lernen Mitarbeitende und Vorgesetzte, wie sie längerfristig leistungsfähig bleiben können, indem sie sie zur Selbstreflexion anregt und ihnen konkrete Tools zur Stressbewältigung mit auf den Weg gibt.

Claudia Kraaz empfindet die Mischung zwischen einer persönlichen Weiterentwicklung ihrer Kunden in Einzel-Coachings und das Setzen von Impulsen in Unternehmen in den Workshops als ideale Ergänzung, was auch viel Abwechslung mit sich bringt. Routine kennt sie in ihrer Arbeit nicht.

Die Corona-Krise, als ihr für ein paar Monate alle Workshops abgesagt wurden, hat ihr die Gelegenheit gegeben, ihr Herzensprojekt umzusetzen: sie schreibt aktuell ein Buch zum Thema „Nachhaltig leistungsfähig bleiben – ein Praxis-Handbuch für den Business-Alltag“. Das Buch, das in der ersten Hälfte 2021 erscheinen dürfte, basiert auf ihrer Überzeugung, dass das Geschäftsleben kein Sprint, sondern ein Marathon ist, und dass man deshalb seine Energie gut managen muss. Im ersten Teil gibt sie ihre langjährige Praxis-Erfahrung weiter, was es alles braucht, um nachhaltig leistungsfähig zu bleiben. Im zweiten Teil geben ihr neun Top-Shots (drei CEO, 3 Personalchefs/innen und drei ausgewiesene externe Experten/innen) Auskunft, wie ihre Firmen und sie persönlich mit dem Thema „nachhaltige Leistungsfähigkeit“ umgehen.


SWONET: Claudia Kraaz, was fasziniert und begeistert Sie an Ihrer Arbeit?

Claudia Kraaz: Ganz klar die Begleitung von Menschen in ihren unterschiedlichen Lebens- und Karriere-Situationen. Ich berate junge Führungskräfte in ihre erste Vorgesetzten-Position und coache fortgeschrittene Führungskräfte in Konflikt- und anderen Situationen, habe aber auch schon einem Herrn geholfen, gelassen in die Pensionierung zu gehen – Thema loslassen. Im Stress-Bereich beschäftigt es mich, dass ich den letzten Jahren immer mehr ganz junge Menschen in meinen Coachings habe (in ihren ersten Positionen nach dem Studium und der Lehre). Der Umgang mit dem Digital Overload und die eigenen hohen Erwartungen spielen da eine grosse Rolle. In meinen Resilienz-Workshops finde ich es spannend, die Teilnehmenden dazu anzuregen, sich mit sich selber auseinanderzusetzen und einen guten Umgang mit den täglichen grossen und kleinen Belastungen zu finden.

 

SWONET: Wie haben Sie den Begriff Karriere nach der Ausbildung gesehen und wie sehen Sie Karriere heute?

Claudia Kraaz: Während des Studiums habe ich nie daran gedacht, Karriere zu machen, aber kam dann schon jung in Führungspositionen. Mit 30 wurde ich Kommunikationschefin der SWICA und mit 35 stellvertretende Kommunikationschefin der Credit Suisse. Mit knapp 40 Jahren habe ich mir bewusst eine berufliche Auszeit genommen – der dann zu meiner eigenen Überraschung noch zwei Mädchen „entsprungen“ sind –, um mir Gedanken machen zu können, was ich wirklich will. Ich war gerne Kommunikationschefin, hatte aber während vielen Jahren sehr, sehr viel gearbeitet und war sehr fremdbestimmt. Mein Fazit war dann: nach wie vor ein Fokus auf die Menschen, aber mehr Eigenbestimmung und mein eigenes Business aufbauen. Denn ich bin eine Macherin. Von einer weiblichen CEO musste ich mir dann Vorwürfe machen lassen, dass ich aus dem klassischen Karriere-Weg ausgestiegen bin. Aber Karriere muss nicht einfach heissen, immer weiter die Hierarchie-Leiter hochzusteigen. Wenn ich etwas mache, tue ich es mit Leidenschaft. Deshalb konnte ich mir dann nach einer Aufbauzeit – im ersten Halbjahr verdiente ich keinen Franken – ein erfolgreiches Business aufbauen, das mich sehr erfüllt. Auch das kann Karriere sein.

 

SWONET: Welchen Tipp können Sie Berufseinsteigerinnen geben?

Claudia Kraaz: Ich möchte ihnen drei Tipps mit auf den Weg geben. Erstens ist es wichtig, sich immer wieder zu fragen: was will ich wirklich? Was entspricht mir? Mache ich das, was ich tue, gerne? Wenn ich etwas gerne mache, bin ich auch erfolgreich. Aber umgekehrt gilt das nicht unbedingt: auch wenn ich etwas gut kann, muss ich es nicht unbedingt gerne machen. Mein zweiter Tipp ist: setzt euch nicht zu stark unter Druck beim ersten Job. Ihr seid ja immer noch Lernende. Nachhaltiges Energie-Management ist entscheidend. Selbstverständlich wollt ihr einen grossen Einsatz leisten, aber denkt auch daran, dass zu viel arbeiten euch und der Firma schaden könnte. Dann seid ihr nämlich weniger produktiv. Und drittens: getraut euch, für eure Interessen einzustehen und eure Meinungen abzugeben. Mitarbeitende, die auch einmal widersprechen, bringen ihr Unternehmen weiter.

 

SWONET: Wie starten Sie in den Tag?

Claudia Kraaz: Zuerst füttere ich meine beiden Katzen, die schon sehnlichst vor unserem Schlafzimmer auf mich warten (Hunger!). Dann höre ich mir meine selbst aufgenommene Audio-Datei „Mein idealer Tag“ an, damit ich mir jeden Morgen bewusst werde, dass es wichtig ist, meinen Tag selber so zu gestalten, dass es mir gut geht. Das ist wie eine Mini-Meditation. Nachher kommen so profane Dinge wie Duschen und Frühstücken. Ich stehe eher früh auf und geniesse es, dass ich eine gewisse Zeit habe für mich, bevor der Rest meiner Familie aufsteht. Denn wie man den Tag beginnt, hat einen grossen Einfluss darauf, wie er verlaufen wird.

www.stressandbalance.ch

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