Wie viel hast du für deine Avatarin bezahlt, Yaël Meier?

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elleXXX – Patrizia Laeri im Gespräch mit Yaël Meier – 

Was für Gefühle löst Geld bei Dir aus?

Seit ich eine eigene Firma habe, beschäftige ich mich mit Finanzen und Budgets. Das kann super spannend sein.

ZEAM ist eine Agentur, die Unternehmen hilft, die Generation Z anzusprechen. Wie habt ihr die Firma finanziert?

Die Gründung einer Agentur ist nicht mit hohen Investitionskosten verbunden und wir konnten uns direkt über erste Projekte finanzieren. Ausserdem haben wir unsere privaten Ausgaben minimiert und uns lange sehr wenig ausbezahlt. Das ist einer der Vorteile, wenn man jung gründet: Man muss gar noch nicht so viel verdienen. Je älter man ist, desto höher werden die Fixkosten.

Geld stresst Dich also gar nicht?

Teilweise schon. Wir zahlen über 15 Menschen jeden Monat einen Lohn. Das ist eine grosse Verantwortung.

Wer hat mit dir zuhause über Geld gesprochen?

Ich wurde typisch schweizerisch erzogen à la “über Geld spricht man nicht”. Erst seit ich es mit der Firma hautnah miterlebe, weiss ich, wie wichtig Finanzen sind.

Warum fällt es uns so schwer, über Geld zu sprechen?

Die Schweiz und das Bankgeheimnis… die Diskretion ist noch immer tief in unserer Kultur verwurzelt. Zudem spielt die Sozialisierung eine wichtige Rolle. Es wird höchste Zeit, dass wir dieses Tabu brechen. Darum habe ich auch bei der elleXX-Kampagne der Migros Bank “Geld ist Frauensache” mitgewirkt.

Du bist Unternehmerin, eine der jüngsten des Landes und von Forbes zur “30 under 30” gekürt worden. Wie das?

Das hätte mein jüngeres Ich nie für möglich gehalten. Ich hatte keine Unternehmerinnen oder Wirtschaftsfrauen als Vorbilder. Die gab es in meiner Lebenswelt nicht. Ich bin in einem kleinen Dorf am Vierwaldstättersee aufgewachsen. Auf dem Land sind klassische Rollenbilder noch viel häufiger als in den Metropolen. Und sie werden nur selten hinterfragt.

Uff, das klingt immer noch wie aus dem letzten Jahrhundert. Hat sich in dieser Generation, die zwischen uns liegt, nichts verändert?

Es gibt glücklicherweise immer mehr Frauen, die Karriere machen. Leider sind sie noch immer nicht so sichtbar für Mädchen. Da bieten insbesondere die sozialen Medien eine grosse Chance, denn Sichtbarkeit erzielt Wirkung. Mit meiner Reichweite spüre ich das bereits. Täglich kommen junge Frauen mit ihren unternehmerischen Träumen auf mich zu. Wenn sie mich als 21-jährige Unternehmerin sehen, dann trauen sie sich das auch selber zu.

Du hast die Firma zusammen mit Deinem Partner Jo Dietrich gegründet. Sollte man Liebe und Beruf nicht besser trennen?

Ich bin froh, dass wir das nicht trennen. Wer gründet, ist sowieso die ganze Zeit in Gedanken beim Unternehmen. Es wäre viel schwieriger für uns und unsere Beziehung, wenn nur einer in dieser intensiven Phase stecken würde. Ausserdem muss so keiner von uns für die Träume des anderen zurückstecken – denn wir träumen zusammen.Wir entwickeln uns jeden Tag gegenseitig weiter und ziehen gemeinsam unseren Sohn gross.

Wie trennt ihr die Finanzen?

Gar nicht. Wir sind zwar nicht verheiratet und haben eigene Konten, aber unser Geld steckt in der Firma: mitgegangen, mitgefangen. Sie ist ein gemeinsames Risiko.

Sprichst Du in Frauenrunden über Geld?

Ja, ich spreche mit Freundinnen über Geld. Ich habe viele karriereorient

ierte Freundinnen, die den Ehrgeiz nicht verstecken. Und ich kenne richtig viele Frauen, die sich Finanzen und Investieren zutrauen. Für die Generation Z ist finanzielle Unabhängigkeit ein extrem wichtiges Thema und die Daten zeigen: wir investieren

Die Gen Z hat auch noch nie einen Crash erlebt…

Das stimmt. Da mag vielleicht zuweilen das Risikobewusstsein fehlen. Aber jeder kennt in unserer Generation jemanden, der mit Kryptowährungen Geld gemacht hat. Allein ich kenne mehrere Krypto-Millionäre persönlich. Das sind Normalos, die in der Schule begonnen haben, sich dafür zu interessieren und zu investieren.

Bitcoin ist seit den Höchstständen im November fast 50 Prozent eingebrochen. Hast Du auch in Krypto investiert?

Nein, Krypto hat mich weniger interessiert. Aber NFTs interessieren mich. Non-Fungible Tokens gehen viel weiter als Kunst. Es sind digitale Besitztümer, die nicht kopierbar sind. Sie können dir zum Beispiel Zugang zu Netzwerken geben, Rabatte garantieren oder Erlebnisse im echten Leben ermöglichen. Ich glaube, dass über NFTs auch mehr Frauen Zugang zur Krypto-Welt finden werden. Es ist viel intuitiver und damit massentauglicher als die reinen Coins.

Wir haben unter anderem NFT-Avatare gekauft. Der eine sieht aus wie Jo, der andere wie ich.

Wie viel habt ihr dafür bezahlt?

Wir haben für beide zusammen 30’000 Franken bezahlt. Die Firma dahinter wurde zwei Tage später von Nike aufgekauft. Der Wert unserer digitalen Konterfeis hat sich damit direkt verdoppelt. Gewisse Avatare aus der gleichen Kollektion werden bereits für Millionen gehandelt.

Wie bewahrt ihr die Avatare auf?

Wir haben sie in unserer Wallet. Das ist sozusagen eine digitale Brieftasche, die aussieht wie ein Memory Stick.

Was rechtfertigt den Wert von rein digitalen Gütern?

Dass digitale Güter einen Wert haben, ist für die Generation Z selbstverständlich. Wir verbringen so viel Zeit online, für uns ist digital nicht weniger real. Ausserdem geben wir schon lange Geld für digitale Gadgets aus, zum Beispiel in Games. Und frag mal Teenager, wie viel sie für einen blauen Haken auf Instagram oder Tiktok bezahlen würden… So kann man es älteren Generationen erklären.

Du bist ja charmant, danke für den Seitenhieb, aber ich sehe deinen Punkt, meine Kids wünschen sich lieber Ausrüstung für ihre Game-Figuren als reale Sneaker.

Sag ich ja (lacht). Die ganzen Metaverse-Themen kamen plötzlich vor einem halben Jahr auf. Wir haben uns bei ZEAM schon länger intensiv mit dem Web3 beschäftigt. Wir scannen Trends und haben deswegen in die Avatare investiert.

Seit Mark Zuckerberg seine Vision einer virtuellen Welt vorgestellt hat, ist das Metaverse in aller Munde. Eine Parallelwelt, in der Menschen als Avatare leben. Aber es wird durchaus kontrovers diskutiert.

Soll es auch. Wir werden gerade von Anfragen zum Thema Metaverse überrannt. Unternehmen wollen verstehen, was es für sie bedeutet. Und ich denke, dass sie sich dank der Digitalisierung und sozialer Medien der Chancen bewusst sind. Früh dabei sein lohnt sich. Adidas und andere internationale Firmen haben zum Beispiel bereits Land im Metaverse gekauft und eröffnen dort Filialen.

Arbeitet ihr deswegen bereits rein virtuell?

Wir sind tatsächlich eine remote-first Firma. Das hat aber primär damit zu tun, dass wir unseren Mitarbeitenden maximale Freiheit bieten möchten und online nicht weniger effizient zusammenarbeiten. Wir haben auch keine festen Arbeitszeiten und nur ein Ferien-Minimum. Wir veranstalten lieber regelmässig Team-Events als unsere Mitarbeiter:innen jeden Tag ins Büro zu zitieren. Als nächstes gehen wir alle zusammen nach Lissabon.

Was sind deine nächsten Geld-Ziele?

Im letzten Jahr sind wir mit ZEAM über 1000% gewachsen. In dem Tempo wird es auch 2022 weitergehen. Dieses Wachstum wollen wir operativ finanzieren können.

Danke für deine Offenheit und deinen Mut für dieses Gespräch.

Das Interview mit Details

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