Wie du Künstliche Intelligenz als Anlagechance nutzen kannst

Olga Miller

watson – Olga Miller

Seit Monaten ist ChatGTP in aller Munde. Jetzt wird die Diskussion um die Verwendung von künstlicher Intelligenz mit der Forderung von Experten nach einem Entwicklungs-Stopp weiter angestachelt. Wie du in KI anlegen kannst und was du darüber wissen solltest.

Im Finanzkurs besprechen wir von den Teilnehmer:innen eingereichte Fonds und ETFs als praktische Beispiele. Normalerweise kommt da ein buntes Durcheinander an Welt-ETFs, nachhaltigen Themen, verschiedenen Vorsorgefonds zusammen. Jetzt im März-Kurs häuften sich die Fragen und Beispiele zur Künstlichen Intelligenz (und nein, die Teilnehmergruppe war keine Ballung an ETH-Menschen).

Künstliche Intelligenz gibt es schon länger, die Anfänge gehen auf 1956 zurück. Aber seit ChatGTP, der Chatbot, welcher Texte generiert, Fragen beantwortet und programmieren kann, kostenlos für Interessierte zur Verfügung steht und innert 2 Monaten über 100 Millionen aktive Nutzer begeistern konnte, hat das Thema Künstliche Intelligenz (KI) in Medien und Diskussionen an Aufmerksamkeit gewonnen. Ich habe mich gefragt: Ist KI ein zukunftsträchtiger Trend, den es sich auch für Anlagen anzuschauen lohnt, oder ist es ähnlich wie letztes Jahr mit dem Metaverse, davor mit NFTs und irgendwann, schon länger her, mit Cannabis-Fonds eher ein momentaner Hype? Hier einige Gedanken und Fakten dazu.

Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch?

Neben der wachsenden Prominenz von ChatGTP gibt es eine Reihe von Faktoren, welche die rasche Entwicklung von künstlicher Intelligenz vorantreiben:

  • Wachsende Investitionen: Statista schätzt, dass die globalen Investitionen in KI von 62 Mrd. CHF in 2020 auf 85.5 im 2021, also um 37%, gestiegen sind.
  • Verbesserte Technologie und Algorithmen: Fortschritte bei Rechenleistung, Datenspeicherung und Algorithmen ermöglichen uns, komplexere KI-Modelle zu trainieren und auszuführen. Mit der Entwicklung von z.B. Deep Learning, Spracherkennung und anderen maschinellen Lerntechniken ist KI genauer und vielseitiger geworden.
  • Verbesserte Datengrundlage: Digitale Technologien und das Internet liefern das Rohmaterial, welche KI-Algorithmen zum Lernen und zum Treffen von Vorhersagen benötigen.
  • Günstigere Rechenleistung und steigender Bedarf nach Automatisierung: Mit sinkenden Kosten für Rechenleistung wird es für Unternehmen und Organisationen erschwinglicher, in KI-Infrastruktur und -Systeme zu investieren.
  • Fortschritte bei der Robotik und autonomen Systemen: Roboter werden immer ausgefeilter und sind zunehmend in der Lage, komplexe Aufgaben in der Produktion, im Gesundheitswesen und in anderen Branchen auszuführen. Autonome Systeme wie selbstfahrende Autos und Drohnen haben erhebliche Fortschritte gemacht und werden dank Investitionen stetig weiterentwickelt.
  • Steigende Akzeptanz, Nutzung und Bedarf nach Automatisierung: Viele Unternehmen und Organisationen versuchen, Routineaufgaben zu automatisieren, um die Effizienz zu steigern. KI wird zunehmend in verschiedenen Branchen eingesetzt, von Finanzen und Gesundheitswesen bis hin zu Einzelhandel und Transport.

Experten fordern Entwicklungspause

Neben all den Fortschritten gibt es auch grosse Bedenken und Kritikpunkte an der weiteren Verbreitung und Nutzung der KI. So rufen weltweit tausende von Tech-Experten in einem offenen Brief zu einem temporären Entwicklungsstopp und der dringenden Einführung von Sicherheitsprotokollen auf. Einige der wichtigsten Befürchtungen sind:

  • Diskriminierung
  • Verbreitung von Falschinformationen
  • Verlust von Arbeitsplätzen
  • Verlust der Kontrolle des Menschen über die Technologie

Wie kannst du in Künstliche Intelligenz anlegen?

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, verschiedene Branchen von der Logistik bis zum Gesundheitswesen und der Finanzindustrie zu verändern. Hier sind ein paar Punkte, die du allenfalls beachten solltest, und Ideen, wenn du in KI anlegen möchtest.

Grundverständnis hilft für den Überblick

Wie bei jeder Anlage lohnt es sich, dich mit der Branche und der Technologie vertraut zu machen. Dazu musst du kein KI-Superguru werden, aber ein Grundverständnis für bestehende und neue Entwicklungen hilft, die verschiedenen Möglichkeiten besser einzuschätzen. Die KI-Branche ist riesig und umfasst eine Vielzahl von Unterbereichen, wie z. B. die Verarbeitung natürlicher Sprache und maschinelles Lernen.

Für deine Anlage kann es spannend sein, anzuschauen, welche Teilbereiche das grösste Wachstum verzeichnen. Beispielsweise wird KI zur Optimierung von Lieferketten in der Logistik und Transport sowie der Verbesserung der Diagnostik und personalisierter Medizin im Gesundheitswesen eingesetzt. Solche Sub-Felder können interessante Möglichkeiten darstellen, um von den Wachstumschancen zu profitieren. Informationen dazu findest du in Branchenberichten wie z.B. dem AI Index Report der Stanford University, dem AI Watch der EU oder Report von McKinsey.

Um in KI anzulegen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, z.B. Aktien kaufen von Firmen, welche die technologische Entwicklung und Anwendung vorantreiben, Anlage über Fonds und ETFs sowie Direktinvestitionen in innovative Start-Ups. Hier einige Gedanken zu den Einzelaktien und Beispiele von Fonds und ETFs.

Einzelaktien von KI-spezialisierten Firmen und Tech-Giganten

Eine Möglichkeit ist der Aktienkauf von KI-spezialisierten Firmen, welche auch über die Börse gehandelt werden. Dazu gehören z.B. C3.ai (KI-Software Hersteller) oder Palantir Technologies (Datenanalyse und KI).

Wer es lieber etwas traditioneller mag, kann auf die grossen Tech-Giganten setzen, welche viel in KI forschen und verschiedene Applikationen entwickeln. Hier einige Beispiele:

  • IBM: forscht und arbeitet seit Jahrzehnten an KI und bietet eine Reihe von Dienstleistungen, u.a. auch die Plattform IBM Watson zum Erstellen und Bereitstellen von KI-Modellen. IBM Watson Health nutzt KI zur Analyse medizinischer Daten. z. B. Watson for Oncology mit personalisierten Empfehlungen für Krebspatienten.
  • NVIDIA: ist auf Grafikprozessoren (GPUs) spezialisiert und bietet KI-fokussierte Hardware und Software sowie KI-optimierte Grafikprozessoren an.
  • Google: verwendet KI in einer ganzen Reihe ihrer Produkte, von Google Search, Google Maps bis zum Google Assistenten. Google Health nutzt KI zur Entwicklung von Diagnosemodellen.
  • Microsoft: nutzt KI in den persönlichen Assistenten Cortana, der Suchmaschine und in Chatbots und arbeitet mit Microsoft Health an KI-Anwendungen im Gesundheitswesen.
  • Amazon: setzt KI bei den Produktempfehlungen und der Logistik ein, bietet mit Amazon Echo und Alexa KI-gestützte Produkte an und stellt mit AWS Healthcare KI-gestützte Dienstleistungen zur Datenanalyse für das Gesundheitswesen zur Verfügung.
  • Facebook: nutzt KI in der Inhaltsmoderation, Gesichtserkennung und personalisierter Werbung.
  • Tesla: setzt auf KI bei den selbstfahrenden Autos und z.B. dem Batteriemanagement.

Wenn du nicht direkt in die Tech-Giganten anlegen willst, kannst du dich auch in verschiedenen Branchen umschauen und Firmen herauspicken, welche KI gezielt zur Disruption nutzen. Hier einige illustrative Beispiele aus dem Gesundheitswesen und der Finanzindustrie:

  • Gesundheitswesen: Pfizer nutzt KI zur Verbesserung der Arzneimittelforschung und -entwicklung, um grosse Mengen medizinischer Daten zu analysieren und potenzielle vielversprechende neue Medikamentenkandidaten zu identifizieren. Novartis hat ein KI Innovationslabor, ebenso Roche, welche mit verschiedenen Partnern an Innovationsprojekten arbeiten.
  • Finanzindustrie: Mastercard analysiert mit KI Transaktionsdaten, um ungewöhnliche, auf möglichen Betrug hindeutende Muster zu erkennen, und für personalisierte Empfehlungen. Ähnliche Anwendungen finden sich auch bei anderen Finanzanbietern wie JPMorgan Chase, Blackrock und Goldman Sachs, welche KI z.B. für die Datenanalyse zur Verbesserung der Anlageempfehlungen einsetzen.

Anlagen in Aktien einzelner Unternehmen sind, KI oder nicht, starken Schwankungen ausgesetzt. Um das Risiko zu minimieren brauchst du gute Recherche und solltest auch hier nicht alles auf ein Pferd setzen, sondern idealerweise z.B. mehrere Felder der KI mit unterschiedlichen Unternehmen abdecken.

Spezialisierte Fonds und ETFs schaffen Diversifizierung

Mit Fonds und ETFs kannst du in ein breit gefächertes Bündel von verschiedenen KI-Themen und Firmen anlegen. Im Vergleich zu den Einzelaktien hat dies den Vorteil, dass du schon von Anfang an diversifiziert bist und gerade mit ETFs auch mit kleineren Beträgen anlegen kannst. Hier sind einige illustrative Beispiele:

AI Powered Equity ETF (AIEQ): Dieser ETF nutzt die KI von IBM Watson, um Anlageentscheidungen zu treffen, und hat seit 2017 total ca. +17% an Performance realisiert (Morningstar, 2. April 2023).

Global X Robotics & Artificial Intelligence ETF (BOTZ): Gibt es bereits seit 2010, investiert in Unternehmen, die an der Entwicklung und Nutzung von Robotik und Künstlicher Intelligenz beteiligt sind, und hat in den letzten 5 Jahren eine totale Performance von +11% erreicht (Google Finance, 2. April 202).

Weitere Beispiele für ETFs sind: iShares Robotics and Artificial Intelligence ETF (IRBO), First Trust Nasdaq Artificial Intelligence and Robotics ETF (ROBT), VanEck Vectors Video Gaming and eSports ETF (ESPO), Ark Autonomous Technology & Robotics ETF (ARKQ).

Wie ihr seht, ist die Künstliche Intelligenz bereits in einige Bereiche unseres Lebens eingebettet und es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, um an der zukünftigen Entwicklung teilzuhaben. Dieser Artikel wurde übrigens nicht von ChatGTP geschrieben, aber für die Recherche war der Chatbot eine hilfreiche Zusatzquelle 😉.

Wie seht ihr das: Chance oder Hype? Lohnt sich langfristig eine Anlage in KI oder ist es doch eher nur ein kurzfristiger Trend?

Der Artikel von Olga Miller

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