Powerfrau mit vielen Facetten

Fokus

Miss Moneypenny – Christine Bachmann

Beruflich zieht Bettina Iseli bei der Sicherheitsdirektion des Kantons Bern im Vorzimmer ihres Chefs, Regierungsrat Philippe Müller, im Hintergrund die Fäden. Nebenberuflich steht sie auch gerne mal im Licht – sei es als Fitnessinstruktorin oder als Prüfungsexpertin.

Vorbei an der Zytglogge die Kramgasse hinab, mitten im Herzen der Stadt Bern. Dort befindet sich die Sicherheitsdirektion des Kantons. «Die Schaltzentrale der grössten Direktion mit rund 4600 Mitarbeitenden», sagt Bettina Iseli, Assistentin von Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Philippe Müller. Obschon das Direktionsgebäude im Industrie-Chic selbst recht überschaubar ist, gehören nebst der Kantonspolizei auch das Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt, das Amt für Justizvollzug, jenes für Bevölkerungsdienste sowie das Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär zur Direktion – mit rund 100 Standorten im ganzen Kanton. Bei diesen zahlreichen Anspruchsgruppen die Agenda ihres Chefs im Auge zu behalten und ihm administrativ sowie organisatorisch den Rücken freizuhalten, ist seit 2019 Iselis Aufgabe. «Ein Traumjob», den sie auch der Bestärkung ihrer Cousine verdankt. «Sie ist Polizistin und sagte mir, bewirb dich! Während ich noch überlegte, ob ich überhaupt eine Chance auf diese Stelle habe.» Doch es kommt anders als befürchtet: «Philippe Müller und ich verstanden uns sofort. Die Zusammenarbeit funktioniert bis heute hervorragend», sagt Iseli. Das kommt nicht von ungefähr: «Wir ergänzen uns, besitzen gegenseitig grosses Vertrauen und pflegen einen wertschätzenden Umgang», betont die 32-Jährige. Eine gute Basis für den vielseitigen und teils arbeitsintensiven Assistenzalltag.

An diesem Montagnachmittag ist ­Bettina Iseli jedoch entspannt. «Mein Chef ist in den Skiferien», sagt sie. Was nicht bedeute, dass sie die ganze Woche nichts voneinander hörten. «Ich versuche zwar, den Alltag möglichst von ihm fernzuhalten, aber das Geschäft läuft auch in seinen Ferien weiter und in gewissen Situationen brauchen wir seinen Input, beispielsweise bei einer kurzfristig zu beantwortenden politischen Medienanfrage.» Für Iseli bieten die Ferientage ihres Chefs die Möglichkeit, weniger dringende administrative Tätigkeiten zu erledigen oder auch Überstunden zu kompensieren. Bettina Iselis Tag beginnt meist zwischen 6.30 und 7 Uhr. «Glücklicherweise bin ich Frühaufsteherin und gerne vor dem Chef im Büro. Ich möchte, dass alles parat ist, wenn er kommt.»

Den ersten Kaffee nutzen sie, um den Tag zu besprechen. «Da bleibt auch mal Zeit, sich persönlich auszutauschen. Das schätze ich sehr.» Je nachdem, was gerade anfällt, beschäftige sie sich danach mit Medienanfragen, bereite Sitzungen vor oder koordiniere Termine. «Inzwischen habe ich seine Agenda besser im Griff als meine», lacht Iseli. Auch zum Protokollführen begleite sie ihren Chef an Sitzungen. Vor allem die mehrmals jährlich stattfindende Direktorenkonferenz mag sie besonders, an der sie mit allen vier Amtsvorstehenden, dem Polizeikommandanten sowie dem Generalsekretär teilnimmt. «Das fägt», findet die Assistentin, die diesen «breiten» Austausch sehr spannend findet. Auch der Austausch mit den Assistenzen der anderen Direktionen schätzt sie sehr. Hierfür organisiert sie alle paar Monate ein informelles Treffen.

Von der Personal- zur Direktionsassistenz

Hätte Bettina Iseli ihren ersten Berufswunsch weiterverfolgt, wäre sie heute beim Radio. «Ursprünglich wollte ich Radiomoderatorin werden, weil ich es damals cool fand, den ganzen Tag Lieder zu spielen.» Beim Schnuppern bei SRF 3 rät ihr die betreuende Moderatorin, zuerst eine Lehre zu absolvieren, beispielsweise das KV. Iseli gefällt die Idee. Sie sucht sich eine Lehrstelle. Von 2006 bis 2009 absolviert sie die Ausbildung bei einem der grössten Kabel- und LAN-Handelsunternehmen der Schweiz. «Das gefiel mir so sehr, dass die Radiomoderation schnell vergessen war.» Es gefällt ihr im Betrieb sogar so gut, dass sie dort nach Lehrabschluss drei weitere Jahre als Mitarbeitende Verkaufs-Innendienst arbeitet. Mit 22 Jahren zieht sie weiter.

«Da ich mir aufgrund meines Interesses an Menschen auch eine Zukunft im ­HR-Bereich vorstellen konnte, bewarb ich mich bei einem Personaldienst­leistungsunternehmen in Bern.» Dort beginnt Iseli 2012 als Sachbearbeiterin Administration und absolviert zwischen 2013 bis 2014 eine Ausbildung zur Personalassistentin. «Das mit dem Ziel, den HR-Fachausweis zu machen.» Ein Gefühl hält sie jedoch davon ab. «Irgendwie merkte ich, dass es nicht das ist, was ich längerfristig möchte.» Nach und nach übernimmt sie mehr Aufgaben. Sie leitet die Administration und wird immer mehr zur rechten Hand ihres Chefs. Daher rückt die Ausbildung zur Direktionsassistentin in ihr Blickfeld. «Gedacht, getan.» Von 2015 bis 2017 absolviert sie die Ausbildung zur Direktionsassistentin mit eidgenössischem Fachausweis. Um ihr erworbenes Wissen intensiver einzusetzen, zieht Iseli 2018 weiter und beginnt als Direktionsassistentin bei der Mütter- und Väterberatung des Kanton Bern. Statt Assistenzarbeiten zu erledigen, leistet sie dort aber hauptsächlich telefonischen IT-Support. Eine Aufgabe, die ihr nicht so zusagt. Nur wenige Monate später geht die damals 28-Jährige erneut auf Job­suche und stösst auf das Stelleninserat der Regierungsrats-Assistenz.

Seither engagiert sie sich für die Anliegen des Regierungsrats – «Allerdings auf Zeit». Denn diese Stelle existiere nur so lange, wie ihr Chef gewählt sei. «2022 waren die letzten Wahlen, die nächsten folgen 2026.» Stelle sich Philippe Müller dann nicht mehr zur Wahl, ende auch ihre Tätigkeit, falls sie vom neuen Direktor nicht übernommen werde. Für Iseli kein Anlass zur Beunruhigung: «Sorgen, mache ich mir deshalb nicht.» Vielmehr geniesse sie das höchst spannende politische Umfeld – auch wenn die Zeit im Wahlkampfjahr sehr intensiv gewesen sei. «Mein Chef war viel unterwegs und ich hatte dementsprechend administrativ und koordinativ viel zu tun.» In diesen Momenten sei sie froh, selbst nicht so exponiert zu sein.

Sportlerin, Trainerin und Expertin als Ausgleich

Iseli ist nicht nur im Job eine Powerfrau, auch privat lässt sie nichts anbrennen: So betreibt die 32-Jährige nicht nur beinahe täglich Sport – von Kraftsport über Joggen bis hin zum Velofahren –, sondern gibt als Instruktorin wöchentlich Bodypump-Stunden in einem Fitnesspark. Zu diesem Hobby kommt sie während der Pandemie, als sie Lust bekam, selbst zu unterrichten. «Deshalb bildete ich mich neben meiner 100-Prozent-Stelle zur Trainerin weiter.» Einen Seitenwechsel der anderen Art wagt sie auch beruflich. Statt Prüfungen abzulegen, prüft sie nun selbst.

So amtet sie seit 2018 als Korrektorin bei den schriftlichen Berufsprüfungen der Direktionsassistentinnen. Seit letztem Herbst nimmt sie auch mündliche Prüfungen ab. «Einerseits bleibe ich so am Ball, andererseits lerne ich spannende Menschen kennen und kann ich mein persönliches Netzwerk erweitern.» Lernen, weiterkommen, treibt die quirlige 32-Jährige an. Schon jetzt hat sie das nächste Ziel vor Augen: «Im Oktober 2023 startet das CAS Fachhochschule in Digital Office Management.»

Der Artikel von Christine Bachmann

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