Moneytalks – 5 Dinge, die du über Inflation wissen solltest – und was das für deine Anlagen bedeutet

Olga

„watson.ch“ – Olga Miller

Was passiert mit der Inflation? Was für Auswirkungen sind zu erwarten? Wie kannst du dein Vermögen schützen?

Mit Lockerungen der Corona-Massnahmen sind die wirtschaftlichen Aussichten grundsätzlich optimistisch, gemäss der Konjunkturprognose des SECO vom Juni soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 2021 um +3,6% steigen (im März waren noch +3% prognostiziert)

und auch für das nächste Jahr werden positive Entwicklungen mit gesteigertem Aussenhandel und Zunahmen in Bereichen, welche während der Pandemie stark eingeschränkt waren, wie z.B. Reisen, Tourismus, Gastgewerbe und der Veranstaltungsbranche, erwartet.

Ob es auch wirklich so kommt, hängt vom Verlauf der Pandemie ab, hier werden drei mögliche Szenarien skizziert:

  • Zweitrundeneffekte treffen verstärkt ein: Es kommt zu vermehrten Konkursen und Entlassungen als Folge der Pandemie, was die Erholung verlangsamen würde.
  • Kompensation trifft verstärkt ein: Haushalte, welche während der Pandemie wenig ausgegeben haben, geben jetzt vermehrt Geld aus, was die Erholung zusätzlich beflügelt.
  • Stagflation: Die Nachfrage steigt bei gleichzeitigen Kapazitätsengpässen, welche die Preise in die Höhe treiben. «Sollte sich daraus ein anhaltender Preisdruck mit steigenden Langfristzinsen entwickeln, wäre mit dämpfenden Effekten auf die Konjunkturerholung zu rechnen», schreibt dazu das SECO.

Welches Szenario schlussendlich eintritt, ist nicht klar vorhersehbar, aber die schwierige weltweite Versorgungslage bei vielen Grundprodukten und die anhaltenden globalen Transportprobleme stellen ein bedeutendes Risiko für die künftige Inflationsentwicklung dar.

Klar ist auch, dass mit den milliardenschweren Rettungspaketen, welche rund um die Welt infolge der Pandemie aufgelegt wurden und jetzt auch infolge von Naturkatastrophen notwendig werden, die Staatsschulden steigen. So sind z.B. in Deutschland die Staatsschulden innerhalb eines Jahres um 14,4% angewachsen und erreichten per Ende 2020 ein Rekordniveau von 2’172,9 Milliarden Euro.

Das wirft auch Fragen auf, ob und wie diese Schuldenberge wieder abgebaut werden können. Über Wirtschaftswachstum, Haushaltsüberschüsse oder aber über Inflation? Berichte über mögliche Inflationsanstiege kursieren schon länger in den verschiedenen Wirtschaft- und Bankenberichten, aber sie beschäftigen auch immer mehr uns alle als Kleinanleger.

Mich hat interessiert, was es damit auf sich hat, welche Entwicklungen zu erwarten sind und welche Auswirkungen dies auf unser Geld haben kann.

Hier sind 5 Punkte als Hintergrundwissen und Gedankenanstoss:
Was ist Inflation?

Inflation oder Teuerung beschreibt den Preisanstieg über einen bestimmten Zeitraum. Steigen die Preise, dann kann jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen, somit ist das Geld quasi weniger «wert». Gemessen wird die Inflation mit der Inflationsrate anhand der Veränderung der Konsumentenpreise innert einer bestimmten Zeit.

In der Schweiz wird dies am Landesindex der Konsumentenpreise mit einem Warenkorb der wichtigsten Güter und Dienstleistungen gemessen. Die Inflationsrate betrug 2020 -0,7% (Deflation), stieg dann im Mai dieses Jahres an und für dieses Jahr schätzt Economiesuisse eine Inflationsrate von 0,5%, für 2022 ca. 0,6%. Um es ins Verhältnis zu setzen: Bei einem Warenkorb von 100 Franken beträgt die Teuerung somit 50 Rappen. Eine Übersicht der verschiedenen Schätzungen findest du auf Statista.

Welche Chancen und Risiken birgt Inflation?

Für die Veränderung der Inflation gibt es meistens mehrere Gründe, die wichtigsten sind:

  • Verhältnis zwischen der existierenden Geldmenge und vorhandener Warenmenge. Dieses verändert sich, wenn Zentralbanken wie die Schweizerische Nationalbank oder die EZB eine «expansive Geldpolitik» betreiben und somit verhältnismässig viel Geld in die Wirtschaft pumpen, um die Konjunktur anzukurbeln.
  • Wachsende Produktionskosten, z.B. zunehmende Rohstoffpreise oder Lohnerhöhungen, welche zu Inflationszyklen führen können, z.B. Unternehmen geben höhere Gewinne in Form von Löhnen an MitarbeiterInnen weiter, diese konsumieren mehr, die Preise steigen. Somit ist die Inflation per se gesamtwirtschaftlich nicht als etwas Schlechtes zu werten, solange es zu keiner unkontrollierten Inflationsspirale kommt und die Löhne Schritt halten können.

Für unsere Finanzen hat die Inflation folgende Auswirkungen:

  • Steigende Kosten für den gleichen Warenkorb, dies wird dann problematisch, wenn das Einkommen nicht Schritt hält oder die Löhne nicht angepasst werden.
  • Wertverlust von Geld, welches auf Sparkonten mit sehr tiefen oder Nullzinsen liegt. Illustratives Beispiel: Ein Betrag von 10’000 Franken hat in den letzten 20 Jahren (2000-2020) einen Wertverfall von 10,2% erlitten, dies entspricht 50,99 Franken pro Jahr (gerechnet mit Rechner von laenderdaten.info). So eine Entwicklung kann vor allem deine Vorsorgegelder langfristig empfindlich treff
Welche Ziele verfolgen die Notenbanken?

Wichtig für Anlegerinnen und Anleger ist nicht nur die Inflationsrate in der Schweiz, sondern auch die Entwicklungen in den USA und Europa.

Für die USA wird für 2021 ca. 2,3% erwartet, allerdings ist die Inflationsrate im Juni mit 5,4% höher ausgefallen als erwartet, wobei die US-Notenbank Federal Reserve (FED) im Moment davon ausgeht, dass dies ein vorübergehendes Phänomen und auf Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen ist. In Europa strebt die EZB eine Inflationsrate von 2% über die mittlere Frist an, die Inflationsrate im Juni für die Eurozone betrug 2,2%. In der Schweiz strebt die SNB ein Band von 0-2% pro Jahr an.

Welche Entwicklungen werden erwartet?

Ökonomen gehen im Moment noch davon aus, dass die steigende Inflation eine Folge der Pandemie ist und eine temporäre Entwicklung darstellt, verursacht von z.B. Lieferengpässen und Nachholeffekten, und so eine Normalisierung im Vergleich zum Krisenjahr 2020 darstellt.

Tipps fürs Anlegen bei Inflation

Um dein Geld vor Inflation zu schützen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Anlagen in Sachwerte wie Immobilien.
  • Aktien: Vorzugsweise Aktien von Unternehmen, welche die steigenden Preise auch an ihre Kunden weitergeben und so ihre Gewinne schützen können.
  • Bei Wahl von Fonds und ETFs eher auf breitgefächerte, allenfalls auf grössere Unternehmen setzen, da diese wegen der Marktmacht bessere Chancen haben, ihre Gewinnmargen abzusichern.
  • Inflationsindexierte Anleihen (Inflation Linked Notes und Bonds): Dies sind Anleihen, bei welchen der Coupon und der Rückzahlungsbetrag an die Preisentwicklung gekoppelt sind, steigt die Inflation, erhöht sich bei der Anleihe der Coupon und der Rückzahlungsbetrag. Um solche Anleihen zu finden, braucht es mittlerweile etwas Geduld und Suche, es gibt sie z.B. für Deutschland, Frankreich, Deutschland, Italien und das Vereinigte Königreich.
  • Auf Sektoren setzen, welche in Verbindung mit der Inflation stehen, z.B. Energiesektor oder Konsumgüter.
  • Spezielle Produkte nutzen, z.B. Tracker Zertifikate wie das Tracker Zertifikat auf den Swissquote Inflation Index.
  • Gold: Der Goldpreis kann bei Inflationserwartungen wegen des Herdenverhaltens der Anleger ansteigen, wird aber auch von anderen Faktoren beeinflusst wie politischen Entwicklungen und Entwicklungen des Aktienmarktes. Allerdings trägt Gold auch keinen Zins und kann starken Kursschwankungen unterliegen, ist zudem mit Kosten für Aufbewahrung verbunden. Als Absicherung gegen die Inflation werden ca. 10% von Anlagen in Gold empfohlen.
  • Rohstoffe: Der Hauptvorteil von Rohstoffen ist die Diversifikation, Anlegerinnen und Anlager können bei sinkenden Aktienkursen von steigenden Rohstoffpreisen profitieren. Rohstoffe können zudem eine positive Korrelation zur Inflation aufweisen. Allerdings bergen verschiedene Rohstoffe auch unterschiedliche Risiken, z.B. Saisonalität, Preisentwicklung und Rohstoffe bringen keine Zinsen. Eine Möglichkeit, um Rohstoffe ins Portfolio einzubinden, sind Rohstoff-ETFs und ETCs (Exchange Traded Commodities).
  • Krypto: Kryptowährungen sind wegen der hohen Schwankungen und aus vielen anderen Gründen kein Ersatz für traditionelle Anlagen, können aber mit einem Portfolioanteil von 1-5% stabilisierend wirken.

Weniger günstig im Inflationsumfeld sind:

  • Bargeld.
  • Sparkonten, besonders im Moment im Niedrigzinsumfeld.
  • Staatsanleihen bleiben weiterhin weitestgehend unattraktiv.
  • Anleihen und Festgeld mit sehr langen Laufzeiten.

Der Artikel auf watson.ch 

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