Die Finanzexpertin: Was ihr über «Fuck-You-Money» wissen müsst

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annabelle.ch – Corinne Brecher

Spontan einen Klassenwechsel kaufen oder den ungeliebten Job kündigen – ein Sparbetrag auf der Seite macht es möglich. Finanzexpertin Corinne Brecher erklärt, was es mit «Fuck-You-Money» auf sich hat.

Wie frustriert musst du sein, damit du mehr Geld ausgibst als ursprünglich geplant, nur um rasch in eine komfortablere Situation zu kommen? Denke an die Warteschlange vor dem Check-in am Flughafen. Oder an die Zugfahrt von Zürich nach Bern ohne Sitzplatz. Auf Schienen ist ein Klassenwechsel finanziell ja noch verkraftbar. Aber in der Luft – da wird dir vom Preissprung für die Business-Class doch schon am Boden schwindelig!

Auch die Verhaltensökonomie hat sich diesem Phänomen angenommen und einen Begriff geschaffen für alle, die sich ab und zu gern aus Miseren herauskaufen: Fuck-You-Money. Ich verweise an dieser Stelle gern auf ein Zitat von Bestseller-Autor Rolf Dobelli, damit du mir keine vulgäre Ausdrucksweise unterstellst: «Fuck-You-Money sind die Ersparnisse, die es Ihnen erlauben, Ihren Job jederzeit an den Nagel zu hängen, ohne in eine finanzielle Notsituation zu schlittern.»

Geld für ein wenig Entspannung im Alltag

Oder umformuliert für Leute, die nicht mal eben ein paar Monatslöhne auf der Seite haben: Fuck-You-Money erlaubt dir solche spontanen Klassenwechsel im Zug oder ein Upgrade am Flughafen – und damit ein wenig erkaufte, aber wohlverdiente Entspannung im Alltag. Rolf Dobelli betont in seinem Buch «Die Kunst des guten Lebens – 52 überraschende Wege zum Glück», wie wichtig es ist, solches Mittelfinger-Geld auf die Seite zu legen; ein Sparbetrag, so Dobelli, der dir Freiheiten ermöglicht.

Die Freiheit zum Beispiel zu entscheiden, eine Situation von heute auf morgen zu verlassen, ohne die finanziellen Konsequenzen fürchten zu müssen. Denn harren wir alle nicht viel zu oft wegen des Geldes in Situationen aus, die wir eigentlich längst verlassen wollten? Zum Beispiel im Job – gemäss Rolf Dobelli soll dies statistisch gesehen auf die meisten Befragten zutreffen. Um zu kündigen, brauchst du mindestens sechs Monatslöhne auf der hohen Kante, wenn du finanziell nicht plötzlich darben willst.

 

«Wenn du voraussichtlich noch die nächsten drei bis fünf Jahre glücklich in deinem Job sein wirst, ist dem Sparkonto eine Investitionslösung vorzuziehen»

 

Das Gute an der derzeitigen Zinslage ist, dass du dein Fuck-You-Money wieder zur Bank bringen und deinem Erspartem – bei Zinsen von 0.5 Prozent – entspannt beim Wachsen zusehen kannst. In diesem Zusammenhang das Wort Wachstum zu benutzen, wäre allerdings ein wenig übertrieben.

Wenn deine Frustgrenze grundsätzlich tief ist und du voraussichtlich noch die nächsten drei bis fünf Jahre glücklich in deinem Job sein wirst, ist dem Sparkonto deshalb eine Investitionslösung vorzuziehen. So kannst du beispielsweise mit einer Ersteinlage von 1000 Franken, einer konservativ gerechneten Rendite am Aktienmarkt von drei Prozent und einer monatlichen Einlage von 300 Franken in drei Jahren einen Zinszuwachs von ungefähr 600 Franken erwarten. Das reicht zwar nicht für einen Business-Class-Flug, aber immerhin für drei Vollpreis-Retourfahrten in der ersten Klasse von Zürich nach Bern.

Wählst du hingegen ein Sparkonto mit 0.5 Prozent Zins, reicht der Zinsertrag bei gleicher Leistung nur für eine einzelne Fahrt. Einziger Nachteil vielleicht: Bei Wertschriftendepots fehlt das Personalisierbare. Sparkonti hingegen kannst du bei den meisten Banken nach deinem Gusto umbenennen. Ich empfehle dir hierfür gesittete Bezeichnungen wie FYM oder Freiheitsgeld, um heikle Diskussionen mit der Bank oder dem Steueramt zu vermeiden.

Der Artikel von Corinne Brecher

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