AZ-Serie zu 50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz – im Gespräch mit Petra Rohner.

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2021 ist ein Frauenjahr:
Vor 50 Jahren wurde das Frauenstimmrecht eingeführt und im Aargau vor 100 Jahren die Frauenzen­trale gegründet.

Aus diesem Anlass erscheint unter dem Titel «Frauenstimmen» dieses Jahr jeden Montag ein Interview mit einer Frau:

Wer sind Sie?
Mein Name ist Petra Rohner. Als Netzwerkexpertin berate ich Fach- und Führungskräfte im Bereich Neuorientierung und bin Autorin der Bücher «Einflussreich Netzwerken».

Als Präsidentin der Stiftung SWONET – Swiss Women Network ist es mir ein Anliegen, Frauen und Frauen-Organisationen Sichtbarkeit zu geben.

Wofür erheben Sie Ihre Stimme?

Ich kämpfe für Chancengleichheit. Ich bin überzeugt, dass kein Mensch das Recht hat, sich über andere zu stellen. Jeder hat seinen Platz in der Gesellschaft und leistet seinen Beitrag. Wir neigen dazu, bei Erfolg und im Wohlstand zu vergessen, dass das, was wir haben, nicht immer nur unser Verdienst ist. Zu oft werden wertvolle Fähigkeiten nicht genutzt und gefördert, weil Menschen nicht die gleichen Chancen haben.

Was haben Sie im Jahr 1971 gemacht?

Ich ging noch zur Schule und setzte mich mit meinen Berufswünschen auseinander. Da ich in Deutschland aufgewachsen bin, wo das Frauenstimmrecht seit 1919 gilt, war die Frage, ob ich mich für mein Recht auf eine eigene Stimme einsetzen muss, nicht relevant. Erst als ich 1981 in die Schweiz kam, realisierte ich, dass Frauen in der Schweiz erst seit 10 Jahren ein Stimmrecht hatten.

Chancengleichheit, was braucht es dazu?

Es braucht einerseits die rechtliche Grundlage, andererseits oftmals auch ein Umdenken in der Gesellschaft. Chancengleichheit bedeutet für mich auch, anderen Chancen zu gönnen, die man selbst nicht hatte. Leider ist das oftmals in unserer Gesellschaft nicht der Fall. Wir erwarten von der Wirtschaft, dass sie die Voraussetzung für Beruf und Familie schafft. Jedoch erlebe ich immer wieder, dass Frauen der Druck ihres Umfeldes, eine bessere Mutter zu sein und weniger oder gar nicht zu arbeiten, im Alltag noch immer viel Kraft kostet.

Wovon träumen Sie?

Als Gründerin und Präsidentin der Stiftung SWONET ist es mir ein grosses Anliegen, die Zusammenarbeit zwischen den Frauen-Organisationen noch mehr zu stärken. SWONET ist für mich ein Herzensprojekt, das ich mit der Unterstützung eines engagierten Stiftungsrates in den nächsten Jahren noch stärker ausbauen möchte. Mit den Kategorien SWONET on Stage und SWONET Digital haben wir die Möglichkeit, Frauen und ihrer Expertise noch grössere Sichtbarkeit zu ermöglichen.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Ich bin stolz auf meine beiden Söhne, weil ich durch sie erlebt habe, dass es möglich ist, eigene Ziele zu verfolgen und gleichzeitig zwei junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Sie zeigen mir umgekehrt immer wieder, dass sie ihrerseits stolz auf mich sind. Ich bin auch stolz darauf, dass ich es gewagt habe, mich vor über 10 Jahren im digitalen Umfeld beruflich neu zu positionieren. In einer Zeit, als noch niemand wusste, welchen Stellenwert die virtuelle Vernetzung haben wird, war ich bereits überzeugt, dass die Businessnetzwerke den Bewerbungs- und Rekrutierungsprozess verändern werden.

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft?

Junge Frauen sollen nicht vergessen, dass ihre Rechte bis vor 50 Jahren nicht selbstverständlich waren. Ältere Frauen sollen noch mehr bereit sein, die Position der aktiven Mentorin zu übernehmen. Nicht belehrend, sondern als Sparringspartnerin. Ich wünsche mir auch, dass junge Paare ihre Zukunft frühzeitig zusammen und mit gleichen Chancen auf persönliche Weiterentwicklung planen, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, ob ihr Familienmodell den gesellschaftlichen Normen entspricht.

Was ist Ihr Leitsatz?

Gebe zuerst – bevor du von anderen etwas erwartest. (az)

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