Migros Engagement – Marlies Seifert
Rund die Hälfte der Schweizer*innen isst nicht am Esstisch. Ein Psychologe erklärt, weshalb unsere liebste Alternative die Couch ist. Und was es dabei zu beachten gibt.
Lässt es sich schöner gammeln als mit Netflix und Fertigpizza? Für viele ist Fast Food vor dem Fernseher der Inbegriff von Entspannung. Aber wie oft gönnen wir uns diese kleine Sünde?
Aus der neuen Studie «Wie gesund lebt die Schweiz», die das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag von Migros-Impuls und Ringier erstellt hat, geht heraus, dass Schweizer*innen nicht nur ausnahmsweise vor dem Flimmerkasten essen: Nur gerade die Hälfte der befragten Personen nimmt immer am Esstisch seine Mahlzeiten ein. Der Rest weicht gelegentlich oder auch häufig auf Alternativen aus und nimmt sein Essen beispielsweise draussen (32 Prozent) oder unterwegs (17 Prozent) ein. Der grösste Anteil all jener, die nicht am Tisch essen, tut dies jedoch vor einem Bildschirm. Bei Frauen ist das Essen vor dem Fernseher (62 Prozent) besonders beliebt, Männer bleiben während dem Zmittag oder Znacht eher auch mal vor dem Computer (29 Prozent) sitzen. In der erwerbstätigen Lebensphase von 18 bis 64 ist der Anteil jener, die gelegentlich bis häufig nicht am Tisch essen, am grössten.
«Mich überraschen diese Zahlen kein bisschen», sagt Robert Sempach. Der für das Migros-Kulturprozent tätige Ernährungspsychologe verweist auf die soziale Funktion, die Mahlzeiten erfüllen: «Essen verbindet Menschen und fördert das Zusammenleben.» Wenn physisch niemand anwesend sei, dann hole man sich die Gesellschaft eben virtuell in die Stube. «Das ist absolut nachvollziehbar und auch nicht weiter schlimm», so Sempach. Allerdings gebe es ein paar Punkte, die man beim Essen vor dem Bildschirm bedenken sollte. Essen wir gemeinsam mit anderen, gibt es eine gewisse soziale Kontrolle und man schlägt mengenmässig weniger über die Stränge, als wenn man allein ist.» Wer vor dem Fernseher isst, spürt zudem das Sättigungsgefühl weniger, «weil man abgelenkt und deshalb weniger bei seinen Empfindungen ist.» Wichtig sei es deshalb, langsam zu kauen und das Essen nicht herunterzuschlingen.