Pascale Bruderer: «Es braucht einen digitalen Schweizer Franken»

Pascale

finews.ch –

Die Schweiz brauche für ihre Transformation einen breit abgestützten digitalen Franken, ist die ehemalige Politikern Pascale Bruderer überzeugt. Dafür sei aber ein nationaler Schulterschluss nötig.

Die ehemalige Schweizer SP-Politikerin Pascale Bruderer hat alle ihre politischen Ämter abgelegt und sich nun einem Leben als digitale Unternehmerin verschrieben.

Dabei sieht sie sich als Brückenbauerin zwischen der digitalen Welt und der traditionellen Gesellschaft.

Eine Mission hat sie darin gefunden, einen breit zugänglichen digitalen Franken für die Schweiz zu lancieren. Diese Idee ist zwar nicht neu. Bruderer will aber ihr Stablecoin-Projekt breiter abstützen als andere ähnliche Vorstösse, wie sie anlässlich der «Finance 2.0 – Crypto Assets 23» am Mittwoch in Zürich bekanntgab.

Der Schweizer Rahmen stimmt

Am Anlass, den finews.ch als Medienpartner unterstützt, machte sich Bruderer für eine Schweizer Lösung stark, weil damit das Land für die digitale Welt fit gemacht werden könne.

Um sich als führendes Land bei der Umsetzung einer tokenisierten Wirtschaft zu etablieren, kann sich die Schweiz gemäss Bruderer auf einen unterstützenden regulatorischen Rahmen, ein historisches Vertrauen zwischen den Wirtschaftsteilnehmern und sowie auf führende Universitäten abstützen.

Interesse von Banken

Der digitale Franken, dessen Name am Anlass noch nicht enthüllt wurde, soll Bruderer zufolge die bestehende Finanzmarktinfrastruktur ergänzen. Ein tokenisierter Franken soll aber auch über die lizenzierten Banken und den traditionellen Finanzsektor hinaus die Innovation in der ganzen Wirtschaft beschleunigen.

Das Interesse der Banken sei gross und erste Partnerschaften würden sich abzeichnen, erklärte die Startup-Unternehmerin den versammelten Experten aus der Schweizer Kryptoszene.

Lugano in der Vorreiterrolle

Eine Chance könnte der Schweizer Stablecoin Bruderer zufolge auch für Schweizer Städte sein. Beispiel Lugano: die Tessiner Stadt will zu einem führenden Blockchain-Zentrum Europas werden und zählt dabei auf Tether als offiziellen Krypto-Partner mit dem Stablecoin Binance USD, wie auch finews.ch berichtete. Solche Pionierarbeit sollte kopierbar sein, was durch einen Schweizer Stablecoin erleichtert würde.

Bruderer sieht ihre Initiative ausserdem auf geldpolitischen und souveränitätspolitisch fruchtbaren Boden. Während in der ganzen Welt an digitalen Abbildern von bestehenden Fiat-Währungen gearbeitet werde, könne die Schweiz eine Pionierrolle einnehmen.

Zurückhaltung bei der SNB

Ein Grossteil der Notenbanken ist an der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) interessiert. Auch für die Schweizerische Nationalbank (SNB) sind Blockchain-Technologie und digitales Zentralbankgeld wichtige Themen.

Ihre Projekte beschränken sich jedoch auf die Grosshandelsseite und nicht auf die Einzelhandelsseite des zweistufigen Finanzsystems der Schweiz. Digitales Zentralbankgeld und private Initiativen können nach Ansicht der SNB gut koexistieren.

Instrument von Regimes

Dass die SNB kein digitales Zentralbankgeld für den Einzelhandel ausgeben will, ist ordnungspolitisch richtig, erklärte Bruderer mit Blick auf China und Russland. Digitales Zentralbankgeld kann die Privatsphäre der Wirtschaftsakteure einschränken.

So will Wladimir Putin in Russland demnächst einen digitalen Rubel einführen, um gemäss Beobachtern die eigene Bevölkerung stärker kontrollieren – und im Fall von kriegsbedingten Kapitalverkehrs-Kontrollen besser durchgreifen zu können.

Der Artikel von Fredy Greuter

(Bild: Finance 2.0)

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