Universität St. Gallen – Wer ist preiswürdig? Ein kluger Kopf, der sich für Freiheit, Liberalismus und Marktwirtschaft in der Schweiz einsetzt. Das ist notwendig, aber nicht hinreichend. Es braucht mehr: Eine Sysypha? Vielleicht. Einen Blaustrumpf? Schon eher.
Eine Monika Bütler? Ganz sicher!
Das zeigt sich schon früh, bei der 1961 in Brugg geborenen Preisträgerin: Andere Mädchen
können stricken, sie kann rechnen. Schon bald wird sie «Blaustrumpf» genannt, was damals
nicht unbedingt anerkennend «gelehrtes Frauenzimmer» bedeutete. Sie zieht für sich
trotzdem die richtigen Konsequenzen und studiert Mathematik und Physik.
Andere Begabte verfolgen ihre Karriere linear, sie scheut auch Seitensprünge mit
Exponentialfunktion nicht: Physik-Studium bis zum zweiten Vordiplom, Unterbruch und
Aufbruch zum Lawineninstitut in Davos und zur Swissair-IT, dann doch noch Physikdiplom –als Zwischenstation – und schliesslich HSG.
VWL, nicht BWL. Sie studiert nicht bloss Volkswirtschaftslehre, sie doktoriert auch. Sie lernt und lehrt, sie will gehört werden und etwas bewegen: fast 20 Jahre lang als ordentliche Professorin für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik, als Gründungsdirektorin des Schweizerischen Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung, als Vizerektorin für Weiterbildung.
Das curriculum von Monika Bütler würde noch zahlreiche weitere überzeugende Argumente
für den ersten, den «insight»-Teil der Beweisführung liefern. Dennoch höre ich hier auf, denn
einige in diesem Saal würde es ermüden. Die Preisträgerin liesse es erröten und den Laudator verzweifeln. Denn wer bisher nicht überzeugt ist, geht faktenfrei durchs Leben
…Als Gegenmittel empfehle ich mehr Monika Bütler. Ihr wissenschaftliches und
gesellschaftliches Engagement basiert auf empirischen Erkenntnissen, genauer Analyse und
quantitativen Fähigkeiten:
Womit wir den zweiten Teil der deduktiven Beweisführung in Angriff nehmen können:
From insight to impact, sozusagen. Monika Bütler hat Generationen von Studenten und vor
allem auch von Studentinnen geprägt, motiviert und gefördert.
Sie hat in Dutzenden von Organisationen und Kommissionen ihre Expertise eingebracht: vom
Bankrat der Nationalbank über die Covid-19-Task Force des Bundesrats bis zum Stiftungsrat
der Wissenschafts- und Innovationsstiftung Gebert Rüf.
Sie hat Tausende von Leserinnen und Lesern mit ihren messerscharf argumentierten
Kolumnen überzeugt. In der NZZ am Sonntag, im erfolgreichen Wirtschaftsblog «Batz» (den
sie zusammen mit ihrem Mann, dem Bankprofessor Urs Birchler und dem Wissenschafter
Marius Brüllhart betreibt) und im elitären Schweizer Monat.
Monika Bütler schreibt nicht mit dem Habitus der grossen Welterklärerin, sondern im
sarkastischen Plauderton der Wirtin, die hinter dem Tresen die Sprüche am Stammtisch
kommentiert. Ich zitiere: «Wir haben selber einen belasteten Umgang mit Ehrgeiz. Verkündet
der Sechstklässler freudestrahlend, er wolle ins Gymi, erhält die Mutter böse Blicke
(überehrgeizig), der Knabe mitleidige (gestohlene Kindheit).»
Für ihre lebensnahe Lehrtätigkeit ist Monika Bütler schon mehrfach ausgezeichnet worden:
Mit der Ehrendoktorwürde der Uni Luzern, mit der Prof. Hans Möller Medaille der Münchner
Volkswirte und wie schon so oft – als erste weibliche Preisträgerin, mit der Thünen-Vorlesung
des Vereins für Socialpolitik in Wien.
Thünen – Möller – Bonny; Wir begründen diese Preisverleihung auch mit einem argumentum
a fortiori, das der Mathematikerin ebenso vertraut sein dürfte wie dem Juristen und, quasi
verbindend, dem Theologen. Und zwar mit einem gepflegten argumentum a fortiori a minore
ad maius: Die bisherigen Auszeichnungen waren ein Ebnen des Terrains, der Vorlauf für das
Finale, die Pflicht vor der Kür.
Wir verleihen Monika Bütler den Freiheitspreis, weil:
Wir verleihen Monika Bütler den Freiheitspreis, weil:
Ihre Ablehnung von Frauenquoten wird ihr keinen Feministinnen-Preis einbringen – hat aber
ein wohlwollendes Porträt in der «Emma» nicht verhindert. Ihre Opposition gegen eine
Mittelstandspolitik wird ihr bei der Ehrenmitgliedschaft im Gewerbeverband im Wege stehen
und die Vorbehalte gegen das paternalistische 35-Stundenwochen-Experiment in der Zürcher
Verwaltung verhindert ihre Chancen auf einen Gewerkschaftsvorsitz. Aber all das bringt ihr
heute Abend den Bonny Preis für die Freiheit ein.
Zum Abschluss drei Thesen:
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