«Innovation heisst auch, Nein zu sagen»

Fokus

persoenlich.com –

Frau Förster, Sie sind Unternehmerin und Gründerin der Initiative «Rebels at Work». Was muss man darunter verstehen?
Zukunft wird gestaltet durch Innovationskraft und das Hinterfragen alter Gewissheiten. Dazu braucht es mutige Veränderer, die über den Tellerrand des Altvertrauten schauen und sich für Ideen engagieren, die im Widerspruch zu den üblichen Denkroutinen stehen.

Das sind die Menschen, die ich als Rebels at Work bezeichne. Mutige Gestalter, die sich auf die Fahne geschrieben haben, ihr Unternehmen von innen heraus zu verändern. In dieser Rebel-Community finden sich Menschen zusammen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, verkrustete Strukturen aufzubrechen und Führung und Zusammenarbeit neu und anders umzusetzen.

 

Wie gehen die Unternehmen mit den Rebellen in den eigenen Reihen um?
Hier erlebe ich eine paradoxe Situation. Mut, Gestaltungswille und freigeistiges Denken ausserhalb der engen Linien des Vertrauten und Altbekannten sind zwar weithin akzeptierte Eigenschaften von Innovatoren und Entrepreneuren, aber wehe, wenn das in den tradierten Strukturen jemand wagt. Vollkommen irre ist, dass in vielen Unternehmen Ideenreichtum von den Mitarbeitern gefordert, tatsächlich aber Anpassung belohnt wird.

 

Sie haben einige sehr erfolgreiche Sachbuchbestseller geschrieben, in denen Sie dazu anregen, Denkmuster zu hinterfragen, Scheuklappen abzulegen und ausgetretene Pfade zu verlassen. Das tönt einfach, wie geht man dabei konkret vor?
Alte Denkmuster zu hinterfragen und neue Perspektiven zu sehen, gelingt nicht, wenn ich ständig «busy» bin. Busy is the new stupid! Frische Perspektiven entstehen nicht durch Beschleunigung, sondern durch Entschleunigung. Um kreativ zu sein, müssen wir locker sein, und wir brauchen Zeit, um uns hinzusetzen und nachzudenken. Wir brauchen Zeit, um neue Ideen im Kopf hin und her zu drehen, sie neu zusammenzusetzen und zu experimentieren. Das ist keine Magie, sondern harte Arbeit. Altvertrautes zu hinterfragen und neue Perspektiven zu suchen, macht nicht immer Spass. Das ist ohne Mut, Hartnäckigkeit und eine gewisse Portion Disziplin nicht hinzubekommen.

 

Was bedeutet das für den betrieblichen Alltag?
Unternehmen müssen keine speziellen Köpfe einstellen, um die Organisation insgesamt zukunftsoffener und kreativer zu machen. Es geht vielmehr darum, eine Atmosphäre zu schaffen, die Experimente zulässt und kreative Arbeit ermutigt! Und dann gilt es, hartnäckig zu bleiben bei ihrer Umsetzung.

 

Eines Ihrer erfolgreichsten Bücher heisst «Nein». Verhindert man dadurch nicht gerade innovative Ideen?
Steve Jobs, der gegenwärtig Lebendigste unter den Toten, hat es mal so ausgedrückt: «Ich bin auf viele Dinge, die wir nicht gemacht haben, genauso stolz wie auf die Dinge, die wir gemacht haben. Innovation heisst auch, zu tausend Dingen Nein zu sagen.» Nein ist also nicht der Verhinderer, sondern der Katalysator für Innovation.

 

Mehr auf persoenlich.com – von Matthias Ackeret

(Bild: zVg)

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