20 Minuten – Die Frauenhäuser in der Schweiz sind am Anschlag. Zwei Expertinnen fordern mehr Ressourcen – und mehr Daten.
Viele der 23 Frauenhäuser in der Schweiz und in Liechtenstein sind voll. «Die Fachberaterinnen brauchen immer länger, bis sie einen Platz für Betroffene gefunden haben. Im Kanton Bern kommt es sogar vor, dass Frauen und Kinder vorübergehend in einem Hotel platziert werden müssen», sagt Marlies Haller, Geschäftsführerin der Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern sowie Vorstandsmitglied der Dachorganisation der Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein (DAO), im Interview mit dem «SonntagsBlick».
Haller vermutet, dass unter anderem «die Diskussionen über die Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und die verschiedenen Frauenbewegungen» zur hohen Nachfrage beitragen. «Diese haben eine Sensibilisierung im Bereich häuslicher und sexualisierter Gewalt gegen Frauen gebracht und hoffentlich auch die Betroffenen dahingehend motivieren können, sich Hilfe zu holen.»
Einen weiteren Grund sieht Anna Tanner in der aktuellen gesamtgesellschaftlichen Situation mit der Teuerung. «Stressige Situationen führen oft auch zu mehr Druck und Gewalt zu Hause», erklärt die Fachberaterin im Frauenhaus Bern im «SonntagsBlick».
Die zwei Expertinnen fordern mehr Ressourcen – mehr Plätze und mehr Geld – aber auch mehr Daten. «In der Schweiz gibt es kaum Studien im Bereich der häuslichen Gewalt. Wir haben weder Statistiken zu Femizid, noch eine klare Definition dafür», so Haller.
Trotz angespannter Lage in den Frauenhäusern: Betroffene sollen sich unbedingt melden. «Es gibt keine Abweisungen bei Frauenhäusern», versichert Haller. «Es wird immer ein Weg gefunden.»
Symbolbild