Eine künstlerische Konzeptarbeit über die Frau in der Raumfahrt.

Fokus

„Houston, we have a problem“ –  Simone Wiener © 2021

Simone verlässt mit ihrer neuesten Ausstellung den sicheren Boden der Erde.

„Wir sind alle Astronauten“, heisst es auf einem ihrer neuen Werke und „die Erde ist unser Raumschiff“. Auf diese Weise im interstellaren Medium angelangt, stellt sich allerdings die Frage nach der Rolle der Frau in der Astronautik.

Die Antwort ist – wie in anderen beruflich oder gesellschaftlich anspruchsvollen Bereichen – ernüchternd. Im Mondprogramm der NASA der 1950er- bis 1970er-Jahre war keine einzige Astronautin vertreten. Die UdSSR sendete nach Hunden und Männern zu Testzwecken im Jahr 1962 Walentina Wladimirowna Tereschkowa als erste Kosmonautin in den Orbit. Was den Einsatzleiter zu dem Ausspruch (mit zwei Jahrzehnten Nachwirkung) bewogen haben soll: „Es kommen mir keine Weiber mehr ins All“.

Simone geht das Thema logischerweise künstlerisch an. Die Arbeiten sind emotional, expressiv, teilweise verspielt und überstilisiert, zum Teil klischeehaft fraulich. Im Zentrum steht das Leitmotiv, der historische Funkspruch der Mondmission Apollo 13, den wir als: „Houston, wir haben ein Problem“ kennen. Wobei das „o“ des Wortes „Problem“ in der vier mal zwei Meter grossen Collage die Form eines Frauenzeichens besitzt.

Frauen haben objektive Vorteile für die Raumfahrt

Das Problem, das gemeint wird: Von bisher rund 600 Astronauten waren nur etwas mehr als 60 Frauen. Warum dieses Ungleichgewicht? Wo doch in der Raumfahrt Frauen gegenüber Männern objektive Vorteile haben. Dr. Suzanna Randall, deutsche Wissenschaftlerin und angehende Astronautin, meinte im April dieses Jahres: „Frauen sind leichter, essen weniger, verbrauchen weniger Sauerstoff und sind deshalb deutlich günstiger in den Weltraum zu befördern, denn da zählt jedes Gramm.“ Ausserdem seien sie teamfähiger und kommunikativer, deshalb geeigneter als Männer.

Der Zugang zu diesem Thema findet seinen Ursprung in unser beider Interesse an Kosmologie und Astrophysik, für uns ein Tor zur Beantwortung der fundamentalen philosophischen Fragen: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? (Paul Gauguin)

Collage, Keramik, Druck, Malerei

Vor zwei Jahren nahm Simone das Thema Astronomie und Raumfahrt erstmals in eines ihrer Bilder auf. Es folgten Linoldrucke und im Lockdown die Arbeit an drei archaischen Tonskulpturen, die man als Astronautinnen mit enger Verwandtschaft zur Venus von Willendorf betrachten kann.

Nach und nach bildete sich das grosse, konzeptionelle Ganze. Als jüngster Teil davon entstand das zentrale Bild „Houston, we have a problem.“ Es zeigt etwa zwei Dutzend der bisherigen Astronautinnen aus aller Welt mit Namen und Herkunftsland.

Die Abbildungen sind allerdings keine wirklichen Porträts der genannten Protagonistinnen, sondern Studien aus Live-Sessions mit Modellen. In der Projektskizze, die auch in der Ausstellung zu sehen ist, hatte Simone zwar noch an die Porträtierung der Raumfahrerinnen gedacht. Doch Abgezeichnetes von Fotos hat in Kunst selten eine Berechtigung. Die Anmutung der Skizzen, ihre Entstehung vom Auge aufs Blatt, aber auch ihre Fraulichkeit gaben den Ausschlag, sich für sie als gleichrangige Platzhalter zu entscheiden.

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