Barbie eine gelungene Satire über Geschlechterrollen?

Fokus

Wirtschaftsfrauen Schweiz 

Im Puppenland herrscht das Matriarchat, welches weder Traum noch einer Wirklichkeit gerecht werden würde. Das Leben besteht aus stupiden Abläufen, aufgezwungener Freundlichkeit, und dümmlichen Dialogen. Alle Frauen heissen Barbie und Führungspositionen werden ausschliesslich von Barbies bekleidet. Dabei spielt Qualifikation definitiv keine Rolle.

So ist die Aufgabe der Präsidentin vor allem, perfekt auszusehen und makellos zu sein

Die Kens – und alle Männer heissen im Puppenland Ken – sind allesamt dumm und “barbiehörig“. Die Puppen leben in einer unerträglich kitschigen Plastikwelt, in der die rosa Farbe dominiert. Und das im Zeitalter der Nachhaltigkeit.

 

Die Botschaft: Mit makellosem Aussehen, aufgezwungener Freundlichkeit, strikter Anpassung und Konsum ohne Ende erreichst du alles ausser du heisst Ken und bist ein Mann.

 

Dann bekommen die Puppen die Chance, in die reale Welt einzutauchen. In dieser sogenannt realen Welt versucht Barbie sich den Herausforderungen zu stellen und da entdeckt Ken das Patriarchat für sich. In dieser Welt wird jedoch das Patriarchat genauso klischeehaft und plakativ dargestellt wie vorher das Matriarchat. Der Film stellt in der echten Welt das männliche Geschlecht dar, als ob jeder Mann in der Frau ein Objekt sieht und versucht rüberzubringen, dass Frauen laut Männern in der Führungsposition nicht zu suchen haben und deshalb auch “Mattel“ von Männern regiert werden muss. Die Männer werden ausnahmslos als dumm, unbeholfen und komplett überflüssig dargestellt.

 

Den Produzenten scheint es hier eher um ein Gegeneinander, statt um ein Miteinander zu gehen.

 

Natürlich gibt es immer noch Männer, die ihre Macht missbrauchen. Aber daraus ableiten zu wollen, dass «Mann» für jedes Übel dieses Planeten verantwortlich sein soll, ist ziemlich eindimensional gedacht.

Die Schauspieler sind perfekt in ihren Rollen. Das Marketingbudget grenzenlos.

 

Der Konsumkapitalismus hat ein weiteres Mal seine Bühne gefunden. Feminismus als Marketinginstrument

 

Die Verantwortlichen haben längst erkannt, dass die Anliegen der Frauenbewegung für sie nützlich sind.

Der Film bleibt bis zum Schluss, bei einer Zweiklassengesellschaft, die, unabhängig davon, welchem Geschlecht die Gruppen zugeteilt werden, nicht gesellschaftskritisch wirkt, sondern klischeehaft und pauschal männerverachtend und ungewollt frauenverachtend.

 

Ein Film, der die Gesellschaft spaltet. Männer und Frauen in einmal mehr in klischeehafte Schubladen steckt und sich anfühlt wie ein schlechter MarketingGag

 

Schon als Kind wusste ich, dass die Puppen und Baumaschinen, mit denen ich spielte, nicht echt waren und in der realen Welt kaum überleben würden. Für diese Erkenntnis brauchte ich keinen Film. Es war selbst mir als Kind oĊensichtlich, dass die Plastikwelt des Spielzimmers nicht die Komplexität und Vielfalt der realen Welt widerspiegelte.

Der Film tappt in die bekannte Falle. Anstatt die Chance zu nutzen, die Rolle von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft diĊerenziert und realitätsnah zu beleuchten, verfällt er in stereotype Darstellungen und klischeehafte Schubladen.

 

Statt eine gesellschaftskritische Botschaft zu vermitteln, wirkt der Film eher männerverachtend und ungewollt frauenverachtend

 

Es ist schade, dass der Film nicht die Möglichkeit genutzt hat, ein tieferes Verständnis für Geschlechterrollen und Gleichberechtigung zu fördern. Stattdessen scheint er den Konsumkapitalismus und das Marketinginstrument des Feminismus auszunutzen. Das Streben nach politischen Forderungen für alle rückt in den Hintergrund, während das Individuum und die Selbstoptimierung in den Vordergrund treten.

Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft lernen, über Stereotype und Klischees hinauszudenken und eine echte Gleichberechtigung anzustreben. Männer und Frauen sollten nicht in Schubladen gesteckt werden, sondern als Individuen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen betrachtet werden. Nur so können wir eine wirklich gerechte und vielfältige Gesellschaft schaffen.

Clivia Koch, Präsidentin Wirtschaftsfrauen Schweiz, 17. August 2023

Bild Pixabay

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