Auch Prinzessinnen fliegen auf den Mond!

Fokus

BEEHIVE Magazin – Eva Parth Dos Santos – 

Wie wir mit Kleidung Mädchen dazu bestärken, das zu werden, was sie möchten.

Stell dir vor, du hast eine kleine Tochter, Nichte oder Enkelin, die davon träumt, eines Tages auf den Mond zu fliegen. Sie baut gerne Raumschiffe mit ihren Legos oder aus Kissen, liest Bücher über Planeten und Sterne und springt auf dem Trampolin, um für ihren ersten Mondspaziergang zu üben.

Dieses kleine Mädchen möchte Bücher über Astronauten lesen und Astronauten-Kleidung tragen. Wenn man nun genau diese Artikel sucht, stellt man sehr schnell fest, dass man dazu die Jungsabteilung durchforsten muss. Bücher und Kleidung für Mädchen mit Astronautinnen gibt es nur wenige (oder gar keine). Die Meinung der Industrie ist immer noch, dass Mädchen rosa und alles was glitzert mit Einhörnern und Feen mögen. Aber was ist mit all den Mädchen, die mehr mögen? Die davon träumen, auf den Mond zu fliegen?

 

Seit meiner Kindheit bin ich der Meinung, dass Mädchen alle Möglichkeiten offenstehen. Ich habe mich schon damals dagegen gewehrt in eine Schublade gesteckt zu werden, nur weil ich ein Mädchen bin. Als dann meine erste Tochter zur Welt kam, wurde das Thema ‘Empowering girls and women’ noch einmal viel präsenter. Mir wurde noch einmal mehr bewusst, wie stark Geschlechter-Stereotypen auch heute noch im Alltag verankert sind. Spielzeug, Bücher, Kleidung… Mir wurde immer wieder vor Augen gehalten, dass die Einteilung in geschlechtsstereotypische Rollen schon sehr jung beginnt. Schon kleine Kinder werden je nach Geschlecht dazu ermutigt, entweder mit einem Auto oder einer Puppe zu spielen. Auch wenn die Eltern dem entgegenwirken, bleibt der Druck von aussen, die Vorurteile der Gesellschaft und die Auswahl in den Geschäften.

Meine zwei jungen und klugen Töchter (ja, das ist eine sehr objektive Sichtweise) spielen gerne mit Puppen. Aber genauso gerne mit Legos, Autos und Roboter. Je älter sie werden, desto komplizierter ist es, in der Jungsabteilung einzukaufen – vor allem wenn es um Kleidung geht. Sei es, da für die Jungs alles in dunklen Farben gehalten ist, oder da schon Kinder wissen, ob ein T-Shirt für Mädchen oder für Jungs gemacht wurde. Oder auch einfach deshalb, weil sie doch gerne ein Kleid anziehen möchten.

Jungs lernen durch Spielzeug, Bücher, Kleidung und die gesellschaftlichen Verhaltensnormen, dass Wissenschaft und Technik für sie gedacht ist, während Mädchen sich mit Prinzessinnen und Feen begnügen sollen. Auf diese Weise bringen wir jungen Mädchen bei, sich in ihrem Interesse für Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik zurückzuhalten, weil es nicht für sie bestimmt ist.

 

Ich bin sehr darauf bedacht, meinen Töchtern das Gefühl zu geben, dass sie werden können, was sie möchten. Alle Kinder sollen die Wahl haben, das zu werden, was sie möchten. Ein Mädchen, das den Mond erobern oder Ingenieurin werden möchte? Ja! Ein Junge, der Krankenpfleger oder Kindergärtner werden möchte? Ja! Es gibt keinen Grund, warum das eine oder andere nicht ermutigt werden sollte.

Viele junge Mädchen interessieren sich für MINT-Themen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Verschiedene Studien zeigen, dass dieses Interesse mit der Zeit verschwindet. Vorbilder und Produkte wie Spielsachen, Bücher und Kleidung, die für Mädchen gemacht sind, können hier einen einen grossen Beitrag leisten, dass Mädchen daran glauben, diese Leidenschaften verfolgen und ihren Träumen folgen zu können. Es ist für mich wichtig, meinen Mädchen die Möglichkeit der Wahl zu geben. Zu wählen zwischen Prinzessin und Astronautin, zwischen Einhorn und Roboter ohne sie dazu zu zwingen, in die Jungsabteilung zu gehen.

 

Immer mehr Marken verstehen die Bedeutung, den Kindern die Wahl zu geben. Lego hat vor kurzem angekündigt geschlechtsspezifische Stereotypen abzuschaffen, da ihre Studie zum Schluss kam, dass Spielzeug viel zu oft die Entwicklung des Kindes beeinflusst. Es gibt vermehrt Bücher, speziell an Mädchen adressiert mit technischen oder wissenschaftlichen Themen, wie zum Beispiel Ara, ein Buch über ein Mädchen, das die Welt der Technik erkundet.

Ich glaube fest daran, dass wir alle unseren Beitrag dazu leisten können, unsere Kinder so zu erziehen, dass sie ihr volles Potential erreichen und ihre Interessen ausleben können. Sei es im Alltag oder indem wir ihnen die Möglichkeit geben, ihre Interessen – egal welcher Natur – zu verfolgen.

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