Kunst von Frauen ist plötzlich gefragt. Dieses Bild knackt mit 13 Millionen den Rekord

Fokus

Tagesanzeiger –

Bislang dominierten Männer auf dem Kunstmarkt. Nun zeigt die Basler Kunstmesse, dass Künstlerinnen aufholen.

In Kürze:

  • Ein Werk der Künstlerin Marlene Dumas stellte bei einer Auktion mit 13,6 Millionen Dollar einen neuen Rekord auf.
  • Der Verkauf von Werken von Künstlerinnen hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht.
  • An der Art Basel, der grössten Kunstmesse der Welt, sind vom 19. bis zum 22. Juni viele Werke von Künstlerinnen und Künstlern zu bestaunen.

Marlene Dumas ist eine der radikalsten und prägendsten Künstlerinnen unserer Zeit. Diesen Mai wurde an einer Auktion des Hauses Christie’s in New York eines ihrer Bilder für 13,6 Millionen US-Dollar versteigert. Das ist der höchste Preis, der je für ein Werk einer lebenden Künstlerin an einer Auktion bezahlt wurde.

Die 70-jährige Südafrikanerin war bereits in der Vergangenheit kurzzeitig Rekordhalterin gewesen, als bei Sotheby’s 2008 eines ihrer Werke für 6,3 Millionen US-Dollar verkauft worden war. Das hatte widersprüchliche Gefühle in ihr ausgelöst, wie sie dem «Guardian» vor ein paar Jahren erzählt hatte: «Es war wirklich ein seltsames Gefühl, vor allem auch, weil man damals in Südafrika nicht stolz darauf war, Künstlerin zu sein. Es galt vielmehr als egozentrisch.»

Schere zwischen Künstlerinnen und Künstlern nach wie vor gross

«Seltsam», so könnte man auch den Beigeschmack beschreiben, den ein Vergleich von Dumas’ Rekord mit jenem von Jeff Koons hinterlässt: 2019 war sein Edelstahl-Hase für 91,1 Millionen US-Dollar versteigert worden – der Rekord für ein Werk eines männlichen lebenden Künstlers. Stossen Frauen also auch auf dem Kunstmarkt an die sogenannte gläserne Decke?

An der Art Basel, die vom 19. bis 22. Juni stattfindet, stellt sich diese Frage einmal mehr. Mit über 4000 Künstlerinnen und Künstlern und mehr als 200 Galerien wird die Stadt am Rheinknie wieder zum Nabel der Kunstwelt. Nicolas Galley, Leiter des Masterstudiengangs «Art Market Studies» an der Universität Zürich, formuliert es angesichts der steigenden Sichtbarkeit von Frauen anders: «Es stimmt, dass Künstlern wie Jeff Koons oder Damien Hirst im Gegensatz zu Künstlerinnen derselben Generation eine richtige Marketingstrategie zu mehr Sichtbarkeit und Erfolg verhalf. Das führte auch zu so hohen Zahlen. Dieser Aspekt war bei Frauen wohl ganz allgemein weniger präsent.»

Gehört dieser Trend also der Vergangenheit an? Kürzlich schlugen mehrere Künstlerinnen an Auktionen hohe Wellen. So z. B. am 12. Mai, als bei Christie’s in New York Werke der Surrealistinnen Dorothea Tanning und Remedios Varo überraschend für das Doppelte der tiefsten Schätzungen versteigert wurden. Zwei Tage später wurde – am selben Tag, an dem Marlene Dumas’ Bild den neuen Rekord aufstellte – eine Skulptur der Gewinnerin des Goldenen Löwen der Biennale von Venedig 2022, Simone Leigh, für 5,7 Millionen Dollar versteigert – ein neuer persönlicher Rekord für die US-amerikanische Künstlerin. Mit 201’000 Dollar erzielte die 30-jährige Neuseeländerin Emma McIntyre danach gleich einen weiteren persönlichen Rekord bei einer Auktion.

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