PASSIONIERT UND PROFESSIONELL GESCHICHTEN ERZÄHLEN – VON DER JUNGJOURNALISTIN BIS ZUR LEADERIN:
Nach der Ausbildung an der Wirtschaftsmittelschule Bern habe ich für kurze Zeit in der Rechtsabteilung der Erziehungsdirektion gearbeitet, bevor ich an der Dolmetscherschule Zürich (DOZ) das Übersetzerdiplom in Deutsch/Englisch/Französisch absolvierte.
Zu dieser Ausbildung gehörte auch ein Semester an der University of San Francisco (mit Vorlesungen in den Fächern Wirtschaft, Geschichte und Literatur).
Es folgte die Ringier Journalistenschule, mit Praktikum bei der Schweizer Illustrierten, dem Bund und bei annabelle.
Aus dem Praktikum bei annabelle, (bei dem mich eine mutige Vorgesetzte, von der ich unglaublich viel lernte, für ein erstes grosses Porträt zu Nick Hayek Jr, damals Chef der Marke Swatch, schickte), wurde eine Anstellung als Jungreporterin; in den folgenden Jahren stieg ich zur Reporterin und Ressortleiterin auf, zur stellvertretenden Chefredaktorin – und schliesslich, 2013, zur Chefredaktorin von annabelle.
In dieser Funktion durfte ich ein Team von 40 Medienexpertinnen und -experten leiten, das Magazin in einem schwierigen Medienumfeld erfolgreich positionieren, durch eine stark wachsende Website komplementieren, mehrere Imagekampagnen für das Produkt entwerfen und umsetzen, eine Podiumsserie, die «annabelle Soirée» lancieren und moderieren, sowie als Mitglied des Publizistischen Konferenz von Tamedia mit dem Verleger und der UL strategische Projekte diskutieren und leiten.
Im Austausch mit C-Level Key Playern im Luxus- und Lifestylebereich habe ich kommerzielle Partnerschaften entwickelt und Marken wie Mercedes Benz, L`Oréal, Estée Lauder oder McLaren bei ihrer Positionierung im Medienumfeld unterstützt.
Zum 80-jährigen Jubiläum von annabelle habe ich 2018 die «Schweizer Macherinnen» lanciert, eine Serie, die über ein Jahr insgesamt 80 aussergewöhnliche Unternehmerinnen, Chefinnen, Pionierinnen, Politikerinnen, Künstlerinnen und Kulturschaffende ins Blickfeld rückte.
Im August 2019, nach insgesamt 20 Jahren bei diesem tollen Magazin, habe ich die Chefredaktion der annabelle abgegeben, mir einen Traum erfüllt und bin erst einmal für ein sechsmonatiges Weiterbildungs Sabbatical (digitales Storytelling) nach New York gereist (mit Kursen unter anderem an der Columbia University, der Google Academy und der CUNY). Seit 2020 schreibe ich, zurück in der Schweiz, mein nächstes berufliches Kapitel: als Medien- und Kommunikationsexpertin, Consultant, Konzepterin, Leaderin – und natürlich nach wie vor als Storytellerin aus Leidenschaft.
SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?
Silvia Binggeli: Die Menschen und ihre Geschichten – das grosse Interesse, die Neugier daran, hat mich Journalistin werden lassen, später Magazinmacherin und Leaderin. Ich sehe mich als Brückenbauerin – in all diesen Positionen. Die grosse Freude an meiner Aufgabe habe ich entsprechend nie verloren.
SWONET: Wie hast Du den Begriff Karriere nach der Ausbildung gesehen und wie siehst Du Karriere heute?
Silvia Binggeli: Eine klassische Karriereplanung habe ich nie verfolgt. Das heisst nicht, dass ich nicht ehrgeizig bin. Aber ich wollte nie möglichst schnell auf der Karriereleiter nach oben komme. Ich wollte Verantwortung übernehmen, Aufgaben erfüllen, mit denen ich auch gesellschaftlich etwas bewegen kann. Das war für mich der Antrieb, die Definition von beruflichem Weg, von Karriere und Erfolg – damals wie heute.
SWONET: Welchen Tipp kannst du Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen geben?
Silvia Binggeli: Herausfinden, was man am besten kann, und was man unbedingt machen will. Sich dann auf den Weg machen. Nicht vergessen, sich vorher warm anzuziehen! Damit man unterwegs nicht Gefahr läuft, aufzugeben, wenn Zweifel kommen, Hindernisse, Herausforderungen, unvorhersehbare oder unnötig erscheinende Umwege. Will man etwas unbedingt, muss man bereit sein, die Reise auf sich zu nehmen, und die hält eben nicht nur schöne, spannende, erfolgreiche, sondern auch anspruchsvolle nervige Etappen bereit.
SWONET: Wie startest Du in den Tag?
Silvia Binggeli: Kaffee zubereiten, fünf Minuten zum Fenster rausschauen und mich in den Tag treiben lassen, dann das Handy zur Hand nehmen, schauen, was in der Welt passiert und was ich anpacken will.