4 Fragen an Selina Göldi – L’Art de Bien Manger, Kochbuchautorin

NEWS

Mit vier Jahren der Mutter auf der Alp beim Chäsmagronen-auf-dem-Gussofen-kochen über die Schulter geschaut, mit sieben in krakeliger Schrift die erste Kurzgeschichte geschrieben, mit zehn die erste Kamera in der Hand gehalten und mit achtzehn dann entschieden, doch etwas Vernünftiges zu studieren.

Studium der Wirtschaftswissenschaften, dann zehn Jahre Unternehmensberatung, um  letztlich doch dem unwiderstehlichen Locken eines französischen Landhauses zu erliegen, den Sprung zurück gewagt und der Berufung gefolgt, Fotografieren, Schreiben und Kochen, daraus Kochworkshops gemacht und nun ein Kochbuch im Werden, welches sich nicht nur mit Teller, Topf und Ofen befasst, sondern auch mit einem guten Schuss Küchenphilosophie, der wohl ältesten und eingängigsten aller Philosophien.

SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?

Selina Göldi: Ich liebe es, Geschichten zu erzählen, und am meisten liebe ich es, Geschichten zu erzählen, in welchen Betrachterin und/oder Leserin selber eine Rolle spielen, das bedeutet, sie völlig einzutauchen zu lassen, Türen selber öffnen zu lassen, den Faden selber weiter zu spinnen. Kochgeschichten eignen sich dazu besonders. Kochen, Essen und Trinken sind wundersame Fenster in die sinnlichen Sphären, sprich tast- und schmeckbar, gleichzeitig aber auch flüchtig und vergänglich. Meine Kochworkshops verstehe ich als gelebte Geschichten, die schönsten, weil sie so unmittelbar geteilt werden, und es ist immer wieder faszinierend, wie mit jeder Workshop-Gruppe eine neue Geschichte erzählt wird, wieder ein neuer Faden gesponnen wird.

 

SWONET: Wie betrachtest Du Karriere, früher und heute?

Selina Göldi: Ich denke, die Zutaten für Erfolg sind stets dieselben, ob ich nun Tabellenauswertungen rechne, Powerpointpräsentationen halte oder eine neue Geschichte erzähle, das Gros der Arbeit besteht aus Durchhaltewillen, Einsatz und Gründlichkeit, gepaart mit Kompetenz und einer gesunden Sicht auf die eigenen Stärken und Schwächen.

Letztlich habe ich immer noch die gleichen Zweifel, welche mich nachts wach halten, den gleichen Chnorz, weil ich mit dem Resultat noch nicht zufrieden bin und den gleichen Enthusiasmus wenn ich es geschafft habe, über mich hinaus zu wachsen.

Mit den Jahren denke ich aber doch, kommt eine gewisse Distanz hinzu, auch Humor gegenüber der Unzulänglichkeit gewisser Situationen. Karriere heute ist für mich spielerischer geworden.

 

SWONET: Was ist Dein Rat für Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?

Selina Göldi: Glauben, an die Idee, die eigenen Fähigkeiten. Vertrauen in sich selber, wissen, was man kann, was man nicht kann und was man lernen kann. Wissen, was man muss und was man darf (die meisten Dinge muss man nämlich gar nicht, wenn man sie einmal genauer betrachtet). Sich mit Menschen umgeben, welche einen weiterbringen. Manchmal haben aber auch mühsame Menschen recht. Und letztlich, obwohl es fast platt klingt: Der Weg entsteht im Gehen (ein sinngemässes Zitat des Lyrikers Antonio Machado, und nicht, wie mich ein aufmerksamer Leser einmal darauf hinwies, meiner Mutter).

 

SWONET: Wie startest Du in den Tag?

Selina Göldi: Mit Kaffee, und da ich in Frankreich lebe, oft auch mit einem frischen Croissant. Ich habe immer noch diese grandiose Vision von mir, wie ich dann erst einmal einen energischen Spaziergang durch den Wald hinter meinem Dorf mache, Morgenfrische und die ersten Sonnenstrahlen, in Realität setze ich mich aber dann doch viel lieber gemütlich im Pyjama vor die Kiste und schreibe und arbeite an meinen Bildern.

 

Selina Göldi

 

Sponsoring