4 Fragen an Sandra Grimmer – Gründerin und Designerin von Seefeld.Style

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Mein Lebenslauf ist kunterbunt: ich war in kleinen KMUs und globalen Konzernen angestellt, habe verschiedenste Branchen gesehen und bin insgesamt 13 Jahre selbstständig.

Der Rote Faden? Viel Lernen, Ideen entwickeln und umsetzen.

Das Unternehmertum war mir von meinen Eltern her vertraut und schon in meiner Kindheit hatte ich immer wieder Geschäftsideen. Bereits als 15-jährige habe ich fürs lokale Gewerbe Visitenkarten und Flyer gestaltet.

Mit 23 habe ich mich dann zum ersten mal richtig selbstständig gemacht – im Gastronomie und Tourismusbereich – und damit 8 Jahre lang meinen Lebensunterhalt bestritten.

Danach war ich ein paar Jahre angestellt in globalen Konzernen. Dort genoss ich es, mehr Zeit zum Reisen zu haben und absolvierte berufsbegleitend ein MBA in International Management and Affairs. Während dem Studium habe ich meinen Mann kennen gelernt. MIttlerweile haben wir zwei Kinder (4 und 3) und ein gemeinsames Startup.

Unsere Tochter ist indirekt sogar der Grund, wieso ich Seefeld.Style gründete. Ich war auf der Suche nach einer Hose, die zwischen Business und anderen Spielplätzen alles mitmacht, was einem das bunte Frauenleben zu bieten hat. So entstand “Die Hose fürs Leben.”

Im Frühling 2020 habe ich beschlossen, unsere Hosen in die Circular Economy zu integrieren. Das sei nicht möglich. Unsere Hosen seien nicht rezyklierbar sagte man uns. Ich konnte das nicht glauben. Ich fragte meinen Mann – er ist Ingenieur. Er wiederum fragte einen alten Studienfreund. Dieser erzählte ihm, dass er im Labor Elasthan biologisch Abbauen kann. Als ich davon hörte, dachte ich erst: “Wow!” und dann: “Das ist zu gross für uns.” Und wie so oft, es liess mich nicht los.

Wenn einem ein Problem bekannt ist und man die Lösung dazu kennt, dann kann man nicht weiterhin auf dem Sofa sitzen und Chips essen. Dann muss man handeln! Mir geht das dann so. Ich kann dann gar nicht anders.

Und so entstand unser Yarn-to-Yarn Projekt. Mein Mann war gleich mit an Boot. Wir haben’s dann noch weiteren Leuten erzählt und sind quasi über Nacht ein 6-köpfiges Team geworden und haben Partner in der Wissenschaft und Wirtschaft gefunden. Gemeinsam setzen wir uns ein für eine Zukunft ohne Fashion Waste. Und dafür, eine Lösung für die ganze Modeindustrie anzubieten.

www.seefeld.style

www.yarn-to-yarn.org


SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?
Sandra Grimmer:
Dass ich etwas bewegen kann. Lernen, der Austausch mit interessanten Menschen, Gedankenexperimente machen. Dass ich Teil der Lösung sein darf.

 

SWONET: Wie hast Du den Begriff Karriere nach der Ausbildung gesehen und wie siehst Du Karriere heute?

Sandra Grimmer: Ein eigenes Unternehmen zu führen – hätte ich früher geantwortet. Schon als Kind hatte ich immer gespielt, dass ich eine eigene Firma habe. Zum Beispiel eine Erfinder-Firma, die Autos macht aus deren Auspuff keine stinkenden Abgase sondern saubere Luft strömt.

Heute sehe ich es etwas holistischer: Karriere, also der berufliche Aufstieg bedeutet für mich, sich selber weiterzuentwickeln und mit jedem Schritt mehr zum Wohle anderer beizutragen.

 

SWONET: Welchen Tipp kannst du Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen geben?
Sandra Grimmer: Wenn du eine gute Geschäftsidee hast, dann brüte sie nicht im Stillen Kämmerlein aus. Sprich mit anderen darüber. Hole dir Feedback. Und wenn dir jemand sagt, dass deine Idee nicht funktionieren wird: dann hör gut zu und frage nach. Aus diesen Gesprächen kann man unglaublich viel lernen. Schreibe alle Punkte auf und dann mach deine Hausaufgaben und beweise, dass es doch geht. 😉

Das faszinierende am Unternehmertum ist, dass man unglaublich schnell viel erreichen kann. Es braucht nur den Mut für den ersten Schritt. Innert weniger Monate haben wir ein Team gebildet, Partner gefunden und die Neuentwicklung initiiert für den ersten auf den Yarn-to-Yarn Prozess abgestimmten Stoff. Damit schon bald aus getragenen Hosen wieder neue Hosen entstehen können.  Innert 4 Monaten haben wir die ganze Produktion in die Schweiz geholt und bis im Herbst wollen wir komplett zirkulär sein.  

 

SWONET: Wie startest Du in den Tag?

Sandra Grimmer: Mein Mann bringt uns einen grossen Kaffee ans Bett und wir geniessen noch ein ungestörtes Gespräch bevor wir in den Tag starten. Unsere Tage beginnen oft schon um 5 Uhr morgens. Im Morgengrauen arbeite ich an den Dingen, die ich unbedingt erledigen möchte. Das gibt mir die nötige Ruhe für den Tag im Homeoffice mit zwei Kleinkindern. Mit den Arbeits- und Betreuungszeiten wechsle ich mich mit meinem Mann ab, so dass wir beide gleiche Pensen haben.

 

 

 

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