4 Fragen an NoéMie Schwaller – Journalistin / Redakteurin/ Dozentin

Noemie

Weil alle meine Freund:innen nach der Primarschule in die Sek gingen, wollte ich dies auch. Zum Glück intervenierte ein Elternteil und bestand darauf, dass ich die Gymiprüfung machte, denn das Langzeitgymnasium stellte sich als eine der besten Zeiten meines Lebens heraus. Nach Vorkurs und Bachelor an der hgkz (heute ZHdK) fand ich mich als Redakteurin im Architekturbereich, merkte aber schon da, dass mein Feuer bei Modethemen stärker brannte.

 

Als ich in der Wirtschaftskrise den Job verlor, machte ich mich auf ins Angelsächsische und absolvierte am London College of Fashion einen Master in Fashion Journalism mit Auszeichnung. Aus dem Diplomprojekt entstand meine Firma DASH, ein international vertriebenes B2C Fashion Magazine mit Fokus auf Modeillustration. Diese unternehmerische Arbeit bescherte mir zahlreiche Momente der Selbsterkenntnis.

Wenig vorher hatte ich mich nicht als Entrepreneurin gesehen, war mir meiner Stärken und Begeisterungsfähigkeit nicht bewusst: Menschen für ein Projekt gewinnen, das Potenzial von Kooperationen erkennen, Synergien finden, emphatisch leiten, unternehmerisch denken. Vieles war Learning-by-Doing, und auch heute scheue ich es nicht, neue Projekte einfach mal anzupacken, um weiterzukommen.

NoéMie Schwaller

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SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?

NoéMie Schwaller: Nach dem Brexit kam ich zurück in die Schweiz und engagiere mich nach einem Umweg in der Live-Kommunikation und vier Jahren als Stv. Chefredakteurin bei der textilrevue wieder im Architekturjournalismus sowie als Dozentin an der Schweizerischen Textilfachschule STF. Das Verlagswesen erlebt grosse Umbrüche und Schwierigkeiten. Durch effektives Change Management und Lösungsfindungen mit der Zeit zu gehen, ist eine Herausforderung, die viel Agilität abverlangt. Mir gefällt hier mutiges und zukunftsorientiertes Vorgehen. Insbesondere interessieren mich die neuen Möglichkeiten im Metaverse. Leider ist der Verlag, für den ich arbeite, digital nicht stark entwickelt.

 

SWONET: Wie betrachtest Du Karriere, früher und heute?

NoéMie Schwaller: Zu Beginn gestaltete sich meine Karriere basierend auf Zufälle. Nach über 20 Jahren Erfahrung in der Modebranche und dem Verlagswesen leuchtet mir das «Planen» in der Karriereplanung ein, aber eigentlich auch nicht. Wer weiss schon zu Beginn des Berufslebens, wo es einen hinverschlägt? Fehlt es hier an Spontanität, weil man oder frau sich einen bestimmten Weg ausgedacht und sich diesem verpflichtet hat, sehe ich nur verpasste Chancen. Ernüchternd waren für mich Erlebnisse, die mich aufgrund meines Frauseins zurückwarfen oder Blockaden und Unverständnis aufzeigten. Karriere ist für mich deshalb nicht alleinig persönlich, sondern spielt eine entscheidende Rolle im Frauenkampf.

 

SWONET: Was ist Dein Rat für Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?

NoéMie Schwaller: Einfach machen. Risikoschüchternheit oder Zaghaftigkeit haben noch keine grossartigen Projekte entfacht. Dafür andere um Hilfe oder Rat bitten, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ganz im Gegenteil eine gezielte Nutzung des eigenen Netzwerks. Die meisten Menschen helfen gerne. Wichtig ist, bei Zusammenarbeiten die Richtlinien vertraglich zu klären. Berufseinsteigerinnen sollten ihren Lohn gut verhandeln, sich aber auch nicht zu gut sein, um vielleicht mal an einem Projekt für wenig oder kein Geld mitzuarbeiten, um dies dann für ihr Portfolio zu nutzen – oder ganz einfach darum, weil es Spass macht.

 

SWONET: Wie startest Du in den Tag?

NoéMie Schwaller: Mit snoozing.

 

 

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