4 Fragen an Jacqueline Fritschi-Cornaz – Schauspielerin/Produzentin Theater und Film

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Mit fünf Jahren stand ich zum ersten Mal auf der Bühne. Als kleine Maus tanzte ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen der Oberriedner Kinderballett-Truppe über die damals für mich sehr grosse Bühne des Pünt-Schulhauses. Das Kartoffelsack-Kostüm kratzte und juckte und die Kartonmaske mit der langen Nase engte die Sicht und die Orientierung ein. Trotzdem spürte ich damals zum ersten Mal ganz intensiv, dass ich beim Publikum da draussen über meinen persönlichen Ausdruck etwas auslöse, dass ich die Menschen im Zuschauerraum durch meine Tanzschritte, Sprünge und Figuren erreichen und berühren kann. Dieses grossartige Erlebnis, mit meinem Körper etwas Eigenes kreieren, weitergeben und vermitteln zu können, hat mich tief erfüllt und lebenslang geprägt. Und immer wieder erinnere ich mich z.B. in grosser Nervosität vor Premieren oder vor Filmdrehs zurück an diesen Moment, in welchem ich meine grosse Passion an der Schauspielerei entdeckte.

Bald erkannte ich, dass ich meinen Ausdruck über den Tanz hinaus mit Stimme, Emotionen, Gesang und Sprache erweitern und so facettenreicher gestalten konnte. In Schultheaterstücken durfte ich bald die Hauptrollen übernehmen (z.B. in «Der gute Mensch von Sezuan»). Sehr früh war für mich klar, dass ich den Beruf der Schauspielerin erlernen – mich als «Instrument» in den Dienst von vielfältigen Rollen, Theaterstücken und Filmen geben will. Weiterhin liebte ich das Ballett, experimentierte auch mit anderen Tanzrichtungen und begann bereits in meiner Mittelschulzeit, mich bei Amateurbühnen zu engagieren (z.B. unter Franziska Kohlund im «Sommernachtstraum»).

Ich hatte das Glück, während und nach meiner Aus- und Weiterbildung als Schauspielerin in der Schweiz, in Deutschland und den USA in sehr breit gefächerten Bereichen Erfahrungen zu sammeln. So war ich als Schauspielerin in Theaterstücken (z.B. «Laura und Lotte»), in einem Musical (z.B. «Klick» im KKL Luzern), in einer Operette (z.B. «Der Bettelstudent» bei der Operettenbühne Hombrechtikon), in Film und Werbung und anlässlich von Events engagiert. Ich moderierte Jubiläen und übernahm nach und nach auch die Verantwortung für ganze Produktionen. Das gemeinsame Kreieren und Begleiten eines Projekts mit Gleichgesinnten begann mich mehr und mehr zu faszinieren. Ich entdeckte, wie begeisternd und sinnstiftend es ist, mit andern Schauspielenden zusammen Stücke zu schreiben, in Szene zu setzen, zu proben etc. (z.B. «Ibicaba und Crevetten», «Mord im Gewächshaus»). Natürlich gehören auch die Sicherstellung der Finanzen und die Organisation einer Tournee inkl. Werbung dazu. Dies bedeutet in der Kulturlandschaft oft eine grosse Herausforderung. Der/die Unternehmer/In ist auch in diesem Berufsfeld gefragt.

Der bisherige Höhepunkt in meinem Leben bedeutet für mich der www.Mother-Teresa-and-Me.film. In dieser Schweizerisch-Indisch-Britischen Produktion konnte ich die Hauptrolle der Mutter Teresa übernehmen und als Co-Produzentin mitwirken. Die Entwicklung dieses Grossprojekts während der Pandemie dauerte 13 Jahre und brauchte sehr viel Kraft und Energie. 100% des Budgets wurde über Spenden und Stiftungsbeiträge zusammengetragen und der gesamte Erlös unterstützt über die www.ZariyaFoundation.org ärmste Kinder in ihrer Ausbildung und Gesundheit.

www.jfritschi-cornaz.ch

Spezialvorstellung am 08.03.2023 – „Mother Teresa & Me“


SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?

Jacqueline Fritschi-Cornaz: Dass es möglich war, mit diesem Spielfilm, welcher ab April 23 seinen weltweiten Release feiert, eine grossartige Vision zu realisieren, ist fantastisch. Die internationale Zusammenarbeit mit hoch professionellen Menschen in Mumbai, Kalkutta und London, die Rollenarbeit an Mutter Teresa, einer der berühmtesten Frauen der Welt und die Tatsache, dass der Filmgewinn ärmsten Kindern eine Lebensperspektive öffnet, beglückt mich unendlich.

SWONET: Wie betrachtest Du Karriere, früher und heute?

Jacqueline Fritschi-Cornaz: Mein Beruf bedeutet für mich seit jeher «Berufung» und ist ganz direkt mit meinem Leben, meinem «Sein» verbunden. Ich spreche deshalb nicht gerne von Karriere. Es ist mir wichtig, mich authentisch und unabhängig von gesellschaftlichen Vorstellungen, Normen und Hierarchien für das einzusetzen, was aus meinem Innersten zum Ausdruck drängt und womit ich bei anderen Freude, Inspiration und Reflexion auslösen kann.

 

SWONET: Was ist Dein Rat für Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?

Jacqueline Fritschi-Cornaz: NeueinsteigerInnen in der Schauspielerei möchte ich ermutigen, sich die Zeit zu nehmen, den innersten Beweggründen nachzuspüren, sich zu trauen, den eigenen Weg zu gehen, offen und neugierig zu bleiben und alle möglichen Formen des Ausdrucks auszuprobieren, verschiedene Methoden zu erleben und über die Jahre das persönliche Instrument kennen, lieben und weiterentwickeln zu lernen.

 

SWONET: Wie startest Du in den Tag?

Jacqueline Fritschi-Cornaz: Um mich auch heute immer wieder neu fokussieren und für den kreativen Prozess öffnen zu können, brauche ich sehr viel Rückzug. Den Tag beginne ich mit einem meditativen Pilates-Training zu Hause. Ich habe dabei das Gefühl, jede Zelle meines Körpers, die Seele, das Herz und alle «Geister» zu wecken.

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