4 Fragen an Angelina Hakim – Gründerin und CEO QUNIQUE

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Sie war erst sieben Jahre alt als Angelina Hakim mit ihrer Familie Aserbaidschan verliess, um bessere Perspektiven in Deutschland zu suchen. Kaum in Hamburg angekommen, musste sie bereits ihre noch nicht vorhandenen Deutschkenntnissen unter Beweis stellen. Dank ihrer Wissbegierde und ihrem Pflichtbewusstsein war sie mit neun Jahren die Übersetzerin und Briefkorrespondentin ihrer Familie.

Sie musste als Neunjährige «Sehr geehrte Damen und Herren…»-Briefe an Behörden schreiben und hat sehr früh gelernt, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt. Man muss für alles kämpfen.

Während ihre Freundinnen ihre Teenager-Phase unbekümmert ausleben durften, musste Angelina in jeder freien Minute arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen und Geld für Führerschein und Studium zu sparen. Schon damals hat sie Jobs ausgesucht, von denen sie möglichst viel lernen und wertvolle Erfahrungen für ihren weiteren Werdegang sammeln konnte.

Am Anfang wollte sie Medizin studieren, aber sehr schnell wurde ihr klar, dass sie viel zu ungeduldig war, um sieben Jahre zu warten/studieren, bevor sie komplett ins Berufsleben einsteigen kann. Deshalb hat sie sich für das Ingenieurstudium der Medizintechnik entschieden, wo sie nach vier Jahren den Masterabschluss in der Tasche hatte. Während ihres Studiums hat sie bereits für einen Medizinproduktehersteller gearbeitet und so konnte sie beim Studienabschluss schon 3 Jahre Berufserfahrung in der Medizintechnikindustrie vorweisen.

Danach hat sie in der Medizintechnik-Industrie und in der Beratung in Deutschland und in der Schweiz gearbeitet, bis sie im Jahr 2017 ihre eigene Firma «QUNIQUE» in der Schweiz gegründet hat.

2020 gründete sie ihre zweite Firma, diesmal in Deutschland. Mittlerweile gehören 8 Festangestellte und 15 externe Berater in ihr Team.

Mit ihrer Firma QUNIQUE ist sie im Bereich Bevollmächtigter, Beratung und Training von Medizintechnik-Firmen international erfolgreich unterwegs.

QUNIQUE


SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?

Angelina Hakim: Mich fasziniert es, dass ich täglich Kunden helfen darf, sichere und qualitative Medizinprodukte auf den Markt zu bringen, um unser Gesundheitssystem laufend zu verbessern.

Mein Job ist viel mehr als nur Geschäftsführung und Mitarbeiterführung. Ich arbeite direkt mit den Kunden und Kundinnen zusammen, in dem ich persönlich auditiere, regulatorische Anforderungen in die Unternehmen implementiere und die Medizintechnikindustrie schule. Dabei lege ich sehr viel Wert darauf, dass meine Kunden nicht dieselben Herausforderungen erleben, die ich damals in meiner Rolle als Hersteller bewältigen musste. Deshalb pflegen wir bei QUNIQUE eine sehr freundliche, kundenorientierte, ehrliche und zuvorkommende Kultur.

Ich liebe meine Arbeit, weil sie mir ermöglicht, unserer Gesellschaft zu helfen und gleichzeitig meine Ideen und Träume zu verwirklichen.

 

SWONET: Wie betrachtest Du Karriere, früher und heute?

Angelina Hakim: Meine Karriere hat angefangen als ich mit neun Jahren «Sehr geehrte Damen und Herren» Briefe geschrieben habe und die Verantwortung für meine Familie übernehmen musste.

Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich die Situation in den Griff bekommen habe, habe ich eine zusätzliche und anspruchsvollere Herausforderung gesucht. Während meiner Schulzeit habe ich mich als Co-Therapeutin für autistische Kinder ausbilden lassen und im Anschluss ein autistisches Kind jahrelang betreut. Das hat mir beigebracht, wie ich mit besonderen Menschen umgehen kann. Mein Job in der Reklamationshotline bei einem renommierten Verlag hat mir beigebracht, mit Kritik umzugehen und wütende Menschen zu beruhigen und positiv umzustimmen. In der Produktion eines Medizinprodukteherstellers habe ich gelernt, die einfache Sprache der Produktionsmitarbeiter zu sprechen und die harte Arbeit in der Produktion zu schätzen und zu würdigen. In der Beratung habe ich gelernt, an was es den etablierten Beratungsunternehmen fehlt, um Kunden wirklich zufrieden zu stellen. Ich war damals noch nicht bereit, den Sprung in die Selbständigkeit zu machen, denn ich wollte noch viel mehr Erfahrung sammeln. Deshalb habe ich weitere Jahre in führenden Medizintechnikunternehmen in Management-Rollen verbracht, um meine Erfahrung und Kenntnisse in Qualitätsmanagement und Regulatory Affairs zu vertiefen.

Jede einzelne Entscheidung, die ich getroffen habe, seitdem ich neun Jahre alt war bis heute, hat meine Karriere geprägt und mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Deshalb fällt es mir schwer zu sagen, was der Unterschied ist zwischen damals und heute. Ich sehe meine Karriere als eine durchgehende Reise, die noch viele spannende Stationen vor sich hat.

 

SWONET: Was ist Dein Rat für Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?

Angelina Hakim: Berufseinsteigerinnen würde ich empfehlen, sich Gedanken zu machen, wo sie in 5 bis 10 Jahren sein möchten: Welche Position streben sie an? Welche Anforderungen werden an diese Position gestellt? Auf diese Weise  können sie mit Bedacht ihre Jobs und Weiterbildungen auswählen, damit sie genau die Erfahrungen und Qualifikationen sammeln, die sie für die gewünschte Position benötigen.

Gründerinnen würde ich empfehlen, sich genau zu erkundigen, was auf sie alles zukommt. Es geht nämlich nicht nur darum, die Idee, die man hat in die Praxis umzusetze. Es bringt auch enorm viel Arbeit mit sich, sich mit Themen wie Finanzen, Marketing, HR etc. auseinanderzusetzen. Was ich damit sagen möchte, ist: Es hat auch immer mit Fleiss zu tun, da man am Anfang vieles selbst aufbauen muss.

Es werden sicher auch Kritiker auftauchen, daher empfehle ich allen Gründerinnen, in diesem Moment nicht auf andere zu hören, sondern auf das eigene Bauchgefühl. Nur wir selbst haben es in der Hand, wie die Zukunft sich gestalten wird.

Glaub an dich und an deine Vision und lass dich von den Neidern oder Kritikern nicht aus dem Ruder bringen.

Wenn deine Kollegen und Kolleginnen dir sagen «das wird nie klappen», «du wirst es niemals schaffen», «du bist verrückt oder naiv», dann solltest du es erst recht tun!

Solltest du Niederlagen erleiden, richte dein Krönchen wieder gerade und mach einfach weiter. Man kann daraus nur lernen und weiterwachsen.

 

SWONET: Wie startest Du in den Tag?

Angelina Hakim: Als erstes nach dem Aufwachen überprüfe ich meine Agenda für den Tag am Handy. Es ist zwar nicht empfohlen und soll ungesund sein, in meinem Fall ist es nicht zu vermeiden, da ich recht viele Termine habe und mir immer eine Übersicht über den Tag verschaffen muss.

Anschliessend geht es recht hektisch zu. Wir haben zwei Söhne (6 und 8 Jahre) und sie müssen für die Schule vorbereitet werden.

Sobald sie gesund und fröhlich in der Schule angekommen sind, fahre ich direkt ins Büro und starte meinen Tag mit unserem Daily Team Meeting und meiner ersten Tasse Kaffee

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