4 Fragen an Andrea Quintel – Dr. phil. nat., Diplomphysikerin

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Von Kindesbeinen an war ich neugierig und wissbegierig. Mein Opa, der Generalist in meiner Familie, brachte mir den Umgang mit Werkzeugen bei. Seine Dampfmaschine beobachtete ich genau. Fasziniert von der Umwandlung von Hitze in Bewegung begann ich Fragen zu stellen. Mein Mathe- und Physiklehrer lieferte die ersten schlüssigen Antworten. Er förderte Jungs wie Mädchen gleichermassen.

Im Mädcheninternat, das ich später als Jugendliche besuchte, konnte man parallel zur Schule eine Lehre machen. Meine Wahl fiel auf Schneiderei, da mir meine Oma das Nähen beigebracht hatte und ich Freude am Entwerfen und Umsetzen von Kleidungsstücken hatte.

Nach dem Abitur konzentrierte ich mich zunächst auf die Schneiderlehre und die Gesellenprüfung. Aber die Faszination für Physik liess mich nicht los. Ich wollte begreifen, wie die Welt funktioniert. Also studierte ich Physik.

Im Hauptstudium interessierte ich mich vor allem für die Experimentalphysik und speziell für die Festkörperphysik, das heisst für Materialwissenschaften. Diplomiert habe ich in Polymerphysik. Schon damals war das interdisziplinäre Zusammenarbeiten mit Chemikern entscheidend für meinen Erfolg. So beschloss ich eine Doktorarbeit in Chemie zu machen.

Ich promovierte schliesslich in molekularer Elektronik, einer bottom-up Elektronik, die sich selbst organisiert. Als postdoc versuchte ich Wasserstoff in Kohlenstoffnanoröhrchen zu speichern, was nicht funktioniert. Auch das war eine wichtige Erkenntnis, die ich in diversen Publikationen veröffentlichte.

Nun reichten mir die Publikationen als einziges Ergebnis meiner Arbeit nicht aus. Ich wollte etwas Handfestes erschaffen, das man anfassen und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen kann. So entschied ich mich für eine Industriekarriere. Diese ermöglichte mir schliesslich, unterschiedlichste Branchen kennenzulernen und vor allem Führungserfahrungen in Forschung & Entwicklung sowie Produktmanagement zu sammeln.

Andrea Quintel


SWONET: Was fasziniert und begeistert Dich an Deiner Arbeit?

Andrea Quintel: Aktuell bin ich in beruflicher Neuorientierung und freue mich auf eine neue Aufgabe. Diese Zeit nutze ich und verfolge mit einer sehr guten Freundin und zusammen mit meinem Ehemann Dr. Harald Quintel, ebenfalls Physiker, diverse Geschäftsideen.

Mich fasziniert dabei die Kombination aus technisch-wissenschaftlichen Herausforderungen beim Nachweis der technischen Machbarkeit der Ideen und wirtschaftlichen Fragestellungen beim Entwickeln der Geschäftsmodelle und Businesspläne. Dabei greife ich nicht nur auf meine Fähigkeiten und Erfahrungen als Physikerin zurück, sondern auch auf mein EMBA-Studium an der FH Kalaidos, das ich mit Vertiefung im Bereich der Digitalisierung abgeschlossen habe. Unter anderem habe ich die Blockchain-Technologie evaluiert und eine Softwarearchitektur entworfen.

 

SWONET: Wie betrachtest Du Karriere, früher und heute?

Andrea Quintel: Ich muss gestehen, dass ich während meines Physikstudiums nie über Karriere nachgedacht habe; das Begreifen der Naturphänomene stand immer im Vordergrund. So begann ich meine Industriekarriere mit einer gewissen Naivität. Ich nahm die Stellen an, die mich technologisch interessierten, unabhängig davon, was sie mir karrieretechnisch einbringen würden.

In dieser Anfangszeit haben meine Vorgesetzten – und ich – meine Führungsqualitäten entdeckt und gefördert. Heutzutage ist für mich die Verbindung aus guter, menschlicher Führung und technologischer Komplexität der zu entwickelnden Produkte von zentraler Bedeutung als Auswahlkriterium für eine Position in einem Unternehmen.

 

SWONET: Was ist Dein Rat für Berufseinsteigerinnen oder Gründerinnen?

Andrea Quintel: Wichtig erscheinen mir sowohl beim Berufseinstieg als auch bei der Gründung eines Startups Mut für Entscheide, Durchhaltevermögen bei Misserfolgen, Offenheit für Neues und sehr viel Resilienz.

Reflektiert immer wieder Eure Persönlichkeit und stellt Euch und Euer Tun regelmässig in Frage. Macht Euch Eure Werte bewusst und handelt entsprechend. Dann kommt Ihr nicht nur authentisch rüber, dann seid Ihr es auch.

 

SWONET: Wie startest Du in den Tag?

Andrea Quintel: Ich stehe zwischen 5 und halb 6 auf und lasse den ersten Kaffee aus der Maschine. Diesen geniesse ich im Bett zusammen mit meinem Mann und bespreche mit ihm, was gerade anliegt oder was uns sonst gerade beschäftigt. Die Zeit vor 9, bevor die ersten Telefonate oder Emails eintrudeln, ist meine Zeit, in der ich meine Ideen entwickle und ganz bei mir bin.

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